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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Ho!
    Sibylla .
    Welch ein Geschrei?
    Hauptmann .
    Treff’ ich nicht hier den Pater Brey?
    Sibylla .
    Er wird wohl in dem Garten sein;
    Ich schick’ ihn Ihnen gleich herein. (Ab.)
    Der Pfaff’ (tritt auf und spricht) .
    Womit kann ich dem Herren dienen?
    Hauptmann .
    Ich bin so frei, mich zu erkühnen,
    Den Herren Pater hier aufzutreiben;
    Sie müssen’s Ihrem Ruf zuschreiben.
    Ich habe so viel Guts vernommen
    Von vielen, die da- und dorther kommen;
    Wie Sie überall haben genug
    Der Menschen Gunst und guten Geruch.
    Wollt’ Sie doch eiligst kennen lernen,
    Aus Furcht, Sie möchten sich bald entfernen.
    Pfaff’ .
    Mein lieber Herr, wer sind Sie dann?
    Hauptmann .
    Ich bin ein reicher Edelmann,
    Habe gar viel Gut und Geld,
    Die schönsten Dörfer auf der Welt;
    Aber mir fehlt’s am rechten Mann,
    Der all das gubernieren kann.
    Es geht, geht alles durcheinander,
    Die Mäusedreck und Koriander:
    Die Nachbarn leben in Zank und Streit,
    Unter Brüdern ist keine Einigkeit,
    Die Mägde schlafen bei den Buben,
    Die Kinder hofieren in die Stuben;
    Ich fürcht’, es kommt der Jüngste Tag.
    Pfaff’ .
    Ach, da wird alles gut darnach!
    Hauptmann .
    Ich hätt’s eben noch gern gut vorher,
    Drum verlanget mich zu wissen sehr,
    Wie Sie denken, ich sollt’s anfangen.
    Pfaff’ .
    Können nicht zu Ihrem Zweck gelangen,
    Sie müssen denn einen Plan disponieren
    Und den mit Stetigkeit vollführen.
    Da muss alles kalkuliert sein,
    Da darf kein einzig Geschöpf hinein:
    Mäus’ und Ratten, Flöh’ und Wanzen
    Müssen alle beitragen zum Ganzen.
    Hauptmann .
    Das tun sie jetzt auch, ohne Kunst.
    Pfaff’ .
    Doch ist das nicht das Recht’, mit Gunst:
    Es geht ein jedes seinen Gang;
    Doch so ein Reich, das dauert nicht lang.
    Muss alles ineinander greifen,
    Nichts hinüber, herüber schweifen:
    Das gibt alsdann ein Reich, das hält
    Im schönsten Flor bis ans End’ der Welt!
    Hauptmann .
    Mein Herr,
    Ich hab’ hier in der Näh’
    Ein Völklein, da ich gerne säh’,
    Wenn Eure Kunst und Wissenschaft
    Wollt’ da beweisen ihre Kraft.
    Sie führen ein sodomitisch Leben,
    Ich will sie Eurer Aufsicht übergeben;
    Sie reden alle durch die Nasen,
    Haben Wänste sehr aufgeblasen
    Und schnauzen jeden Christen an
    Und laufen davon vor jedermann.
    Pfaff’ .
    Da ist der Fehler, da sitzt es eben!
    Sobald die Kerls wie Wilde leben
    Und nicht betulich und freundlich sind;
    Doch das verbessert sich geschwind.
    Hab’ ich doch mit Geistesworten
    Auf meinen Reisen allerorten
    Aus rohen ungewaschnen Leuten,
    Die lebten wie Juden, Türken und Heiden,
    Zusammengebracht eine Gemein’,
    Die lieben wie Maienlämmelein
    Sich und die Geistesbrüderlein.
    Hauptmann .
    Wollet Ihr nicht gleich hinaus reiten?
    Der Herr Nachbar soll Euch begleiten.
    Pfaff’ .
    Der ist sonst nicht mein guter Freund.
    Hauptmann .
    Herr Pater! Mehr, als Ihr es meint. (Sie gehen ab.)
    Hauptmann (kommt zurück und spricht) .
    Nun muss ich noch ein bisschen sehn,
    Wie’s tut mit Leonoren stehn.
    Ich tu’ sie wohl unschuldig schätzen,
    Der Pfaff’ kann nichts als prahlen und schwätzen.
    Da kommt sie eben recht herein.
    Jungfrau! Sie scheint betrübt zu sein.
    Leonora .
    Mir ist’s im Herzen weh und bange;
    Mein Bräutigam, der bleibt so lange.
    Hauptmann .
    Liebt Ihr ihn denn allein so sehr?
    Leonora .
    Ohn’ ihn möcht’ ich nicht leben mehr.
    Hauptmann .
    Der Pater Euch ja hofieren tut?
    Leonora .
    Ach ja, das ist wohl alles gut;
    Aber gegen meinen Bräutigam
    Ist der Herr Pater nur ein Schwamm.
    Hauptmann .
    Ich fürcht’, es wird ein Hurry geben,
    Wenn der Hauptmann hört Euer Leben.
    Leonora .
    Ach nein! Denn ich ihm schwören kann,
    Denke nicht dran, der Pfaff’ sei Mann;
    Und ich dem Hauptmann eigen bin
    Von ganzem Herzen und ganzem Sinn.
    Hauptmann (wirft Perücke und Bart weg und entdeckt sich) .
    So komme denn an meine Brust,
    O Liebe, meines Herzens Lust!
    Leonora .
    Ist’s möglich? Ach, ich glaub’ es kaum:
    Die himmlisch’ Freude ist ein Traum!
    Hauptmann .
    O Leonor’, bist treu genug;
    Wärst du gewesen auch so klug!
    Leonora .
    Ich bin ganz ohne Schuld und Sünd’.
    Hauptmann .
    Das weiß ich wohl, mein liebes Kind;
    Die Kerls sind vom Teufel besessen,
    Schnopern herum an allen Essen,
    Lecken den Weiblein die Ellenbogen,
    Stellens ich gar zu wohl gezogen,
    Nisten sich ein mit Schmeicheln und Lügen
    Wie Filzläuf’, sind nicht herauszukriegen.
    Aber ich hab’ ihn prostituiert:
    Der Nachbar hat ihn hinausgeführt,
    Wo die Schwein’ auf die

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