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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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nach dem Dreigestirn,
    Nach Jehuda ben Halevy,
    Nach dem Salomon Gabirol
    Und dem Moses Iben Esra –
    Fragt man nach dergleichen Namen,
    Dann mit großen Augen schaun
    Uns die Kleinen an – alsdann
    Stehn am Berge die Ochsinnen.
    Raten möcht ich dir, Geliebte,
    Nachzuholen das Versäumte
    Und Hebräisch zu erlernen –
    Laß Theater und Konzerte,
    Widme ein’ge Jahre solchem
    Studium, du kannst alsdann
    Im Originale lesen
    Iben Esra und Gabirol
    Und versteht sich den Halevy,
    Das Triumvirat der Dichtkunst,
    Das dem Saitenspiel Davidis
    Einst entlockt die schönsten Laute.
    Alcharisi – der, ich wette,
    Dir nicht minder unbekannt ist,
    Ob er gleich, französ’scher Witzbold,
    Den Hariri überwitzelt
    Im Gebiete der Makame,
    Und ein Voltairianer war
    Schon sechshundert Jahr’ vor Voltair’ –
    Jener Alcharisi sagte:
    »Durch Gedanken glänzt Gabirol
    Und gefällt zumeist dem Denker,
    Iben Esra glänzt durch Kunst
    Und behagt weit mehr dem Künstler –
    Aber beider Eigenschaften
    Hat Jehuda ben Halevy,
    Und er ist ein großer Dichter
    Und ein Liebling aller Menschen.«
    Iben Esra war ein Freund
    Und, ich glaube, auch ein Vetter
    Des Jehuda ben Halevy,
    Der in seinem Wanderbuche
    Schmerzlich klagt, wie er vergebens
    In Granada aufgesucht hat
    Seinen Freund, und nur den Bruder
    Dorten fand, den Medikus,
    Rabbi Meyer, auch ein Dichter
    Und der Vater jener Schönen,
    Die mit hoffnungsloser Flamme
    Iben Esras Herz entzunden –
    Um das Mühmchen zu vergessen,
    Griff er nach dem Wanderstabe,
    Wie so mancher der Kollegen;
    Lebte unstet, heimatlos.
    Pilgernd nach Jerusalem,
    Überfielen ihn Tartaren,
    Die an einen Gaul gebunden
    Ihn nach ihren Steppen schleppten.
    Mußte Dienste dort verrichten,
    Die nicht würdig eines Rabbi
    Und noch wen’ger eines Dichters,
    Mußte nämlich Kühe melken.
    Einstens, als er unterm Bauche
    Einer Kuh gekauert saß,
    Ihre Euter hastig fingernd,
    Daß die Milch floß in den Zuber –
    Eine Position, unwürdig
    Eines Rabbis, eines Dichters –
    Da befiel ihn tiefe Wehmut,
    Und er fing zu singen an,
    Und er sang so schön und lieblich,
    Daß der Khan, der Fürst der Horde,
    Der vorbeiging, ward gerühret
    Und die Freiheit gab dem Sklaven.
    Auch Geschenke gab er ihm,
    Einen Fuchspelz, eine lange
    Sarazenenmandoline
    Und das Zehrgeld für die Heimkehr.
    Dichterschicksal! böser Unstern,
    Der die Söhne des Apollo
    Tödlich nergelt, und sogar
    Ihren Vater nicht verschont hat,
    Als er, hinter Daphnen laufend,
    Statt des weißen Nymphenleibes
    Nur den Lorbeerbaum erfaßte,
    Er, der göttliche Schlemihl!
    Ja, der hohe Delphier ist
    Ein Schlemihl, und gar der Lorbeer,
    Der so stolz die Stirne krönet,
    Ist ein Zeichen des Schlemihltums.
    Was das Wort Schlemihl bedeutet,
    Wissen wir. Hat doch Chamisso
    Ihm das Bürgerrecht in Deutschland
    Längst verschafft, dem Worte nämlich.
    Aber unbekannt geblieben,
    Wie des heil’gen Niles Quellen,
    Ist sein Ursprung; hab darüber
    Nachgegrübelt manche Nacht.
    Zu Berlin vor vielen Jahren
    Wandt ich mich deshalb an unsern
    Freund Chamisso, suchte Auskunft
    Beim Dekane der Schlemihle.
    Doch er konnt mich nicht befried’gen
    Und verwies mich drob an Hitzig,
    Der ihm den Familiennamen
    Seines schattenlosen Peters
    Einst verraten. Alsbald nahm ich
    Eine Droschke, und ich rollte
    Zu dem Kriminalrat Hitzig,
    Welcher eh’mals Itzig hieß –
    Als er noch ein Itzig war,
    Träumte ihm, er säh geschrieben
    An dem Himmel seinen Namen
    Und davor den Buchstab’ H.
    »Was bedeutet dieses H?«
    Frug er sich – »etwa Herr Itzig
    Oder Heil’ger Itzig? Heil’ger
    Ist ein schöner Titel – aber
    In Berlin nicht passend« – Endlich
    Grübelnsmüd’, nannt er sich Hitzig,
    Und nur die Getreuen wußten:
    In dem Hitzig steckt ein Heil’ger.
    »Heil’ger Hitzig!« sprach ich also,
    Als ich zu ihm kam, »Sie sollen
    Mir die Etymologie
    Von dem Wort Schlemihl erklären.«
    Viel Umschweife nahm der Heil’ge,
    Konnte sich nicht recht erinnern,
    Eine Ausflucht nach der andern,
    Immer christlich – bis mir endlich,
    Endlich alle Knöpfe rissen
    An der Hose der Geduld,
    Und ich anfing so zu fluchen,
    So gottlästerlich zu fluchen,
    Daß der fromme Pietist,
    Leichenblaß und beineschlotternd,
    Unverzüglich mir willfahrte
    Und mir folgendes erzählte:
    »In der Bibel ist zu lesen,
    Als zur Zeit der Wüstenwandrung
    Israel sich oft erlustigt
    Mit den Töchtern Kanaans,
    Da geschah es, daß der Pinhas
    Sahe, wie der edle Simri
    Buhlschaft trieb mit einem Weibsbild
    Aus dem

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