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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Faktor der Druckerei sehen. Zuvor schrieb mir P.(der Schriftsteller und Buchdruckereibesitzer), Ihr Aufsatz
allein
fände Anstand beim Zensor. Ich hatte befohlen, und meine Briefe an die Druckerei bezeugen es, wenn Sie sie sehen wollen, daß ich erklärte:
wenn etwas gestrichen würde
, worauf ich nicht gefaßt war, solle
der
Artikel wegbleiben.«
    Eingeständlich hatten Sie also bestimmten Befehl gegeben, im Fall die Zensur an meinem Artikel streichen wolle, ihn lieber gar nicht zu drucken… Wie kommt es nun, daß der Artikel dennoch, trotz diesem Befehl, so entsetzlich zusammengestrichen und dennoch gedruckt wurde? Oder gibt es Befehle, die höher geachtet werden als die Ihrigen und denen Sie selbst nur blindlings gehorchen? Sie erregen jedenfalls die bedenklichsten Zweifel an Ihrer Selbständigkeit, wenn Sie die Verstümmelung meines Artikels lediglich der königlich sächsischen Zensur zur Last legen.
    Nein, diesmal will ich mich nicht auf die Zensur verweisen lassen und am allerwenigsten auf die königlich sächsische Zensur, die mir eben damals, als Ihr »Jahrbuch« erschien, einen glänzenden Beweis ihrer Milde und Liberalität gegeben hat; weil nämlich jedes Buch, das im Auslande gedruckt worden, in Deutschland die Zensur passieren muß, ehe es in den deutschen Bundesstaaten verkauft werden darf, ließ ich »Shakespeares Mädchen und Frauen« in Leipzig zensieren, und siehe! in diesem Buche, welches doch manche politisch und theologisch anzügliche Stelle enthielt, hat die königlich sächsische Zensur kein einziges Wort gestrichen! Warum soll nun in Grimma dieselbe Zensurbehörde ein weit harmloseres Opus verstümmelt haben? Gewöhnlich kann man an kleineren Orten weit eher durch freundliche Vorstellungen der Zensurstrenge etwas abgewinnen, man gibt den unwichtigen Teil eines Buches preis, um das Bedeutendere zu retten, man vermittelt… Kurz, liebster Campe, alles, was Sie mir erwiderten, sprach mehr gegen Sie als für Sie; im Gegenteil, Sie selbst lieferten mir neue Gründe zum Argwohn; der angebliche Zensurbogen, den Sie gleichzeitig einschickten, war nichts weniger als ein mit Imprimatur versehener Zensurbogen; dabei suchten Sie mich auf allerlei fremde Fährten zu bringen, und z.B. in Ihrem Briefe vom 10. Januar schrieben Sie mir:
    »– – Den Zensurbogen vom ›Schwabenspiegel‹ habe ich Ihnen vor acht Tagen gesandt, und werden Sie daraus die Überzeugung gewonnen haben, in welchem schändlichen Verdacht Sie Gutzkow und mich hielten! Leider ist es sündlich, wie der Zensor gehandelt hat, und man sieht,
daß es reine Fraubasereien sind
, die er in Schutz nimmt, z.B. für Theodor Hell! Der Zensor ist ein Dresdner. Früher war es Gehe, der ist jetzt in Paris – –«
    Nein, liebster Campe, Theodor Hell ist unschuldig; auch stand in meinem Artikel kein einziges Wort, das nur im mindesten denselben verletzen konnte. Auch Gutzkow, auf den, ich weiß nicht warum, Sie mich so gern anrennen lassen möchten, ist unschuldig. Er ist unschuldig wie Sie. Wenn ich vielleicht in meinem Brief an Sie etwas unwirsch von Gutzkow sprach, so geschah es zunächst, weil ich übel gelaunt war, und dann auch, weil ich ihn auf keinen Fall von einer levissima culpa freisprechen konnte. Sie sagten mir nämlich in Ihrem Briefe, daß der Zensor in Gutzkows Aufsatz gar nichts gestrichen habe, und doch in Vergleichung mit letzterem, welcher politisch-philosophisch so viele Zeitinteressen diskutierte, war mein Aufsatz nur ein armer harmloser Schwabenspiegel. Aber Herr Gutzkow, welcher dafür sorgte, daß sein Aufsatz bei der Zensur keinen Schaden litt – warum übte er für meinen Aufsatz, den ich ihm gewissermaßen anvertraut hatte, nicht dieselbe Sorgfalt? Da Sie, liebster Campe, keine juristischen Bücher verlegen, so wollte ich Ihnen deutlich machen, was ich unter levissima culpa verstehe.
    Wenn ich aber überhaupt gegen Herrn Gutzkow unmutig war, so haben Sie selbst, lieber Campe, durch eine gewisse kindliche Redseligkeit am meisten dazu beigetragen. Wer hat mich zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß manche Schmähartikel, die ihr Material augenscheinlich aus Hamburg bezogen, ganz sicher aus der Feder jenes edlen Beurmann geflossen, der am Ende doch nichts anders ist als eine von den dienenden Seelen des Herrn Gutzkow? Warum in Ihrem Briefe vom 5. Februar 1839 stecken Sie mir, daß ein Herr Wihl keine Zeile schreibe, die nicht Gutzkow revidiert habe? Warum belasten Sie letztern mit der Verantwortlichkeit für alles, was

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