Sämtliche Werke
bieten,
Was ich zu geben wünschte; noch viel minder,
Wonach ich tot mich sehnen werde, nehmen.
Doch das heißt tändeln, und je mehr es sucht
Sich zu verbergen, um so mehr erscheint’s
In seiner ganzen Macht. Fort, blöde Schlauheit!
Führ du das Wort mir, schlichte, heil’ge Unschuld!
Ich bin Eu’r Weib, wenn Ihr mich haben wollt,
Sonst sterb ich Eure Magd; Ihr könnt mir’s weigern,
Gefährtin Euch zu sein, doch Dienerin
Will ich Euch sein. Ihr wollet oder nicht.
FERDINAND.
Geliebte, Herrin, und auf immer ich
So untertänig!
MIRANDA.
Mein Gatte denn?
FERDINAND.
Ja, mit so will’gem Herzen,
Als Dienstbarkeit sich je zur Freiheit wandte.
Hier habt Ihr meine Hand.
Der Sturm (Akt III, Szene I)
Titania
Titania kommt mit ihrem Gefolge.
TITANIA.
Kommt! einen Ringel-, einen Feensang!
Dann auf das Drittel ’ner Minute fort!
Ihr, tötet Raupen in den Rosenknospen!
Ihr andern führt mit Fledermäusen Krieg,
Bringt ihrer Flügel Balg als Beute heim,
Den kleinen Elfen Röcke draus zu machen!
Ihr endlich sollt den Kauz, der nächtlich kreischt
Und über unsre schmucken Geister staunt,
Von uns verscheuchen! Singt mich nun in Schlaf;
An eure Dienste dann, und laßt mich ruhn!
Ein Sommernachtstraum (Akt II, Szene II)
Perdita
PERDITA.
– – Nehmt die Blumen!
Mich dünkt, ich spiel ein Spiel, wie ich’s um Pfingsten
Von Hirten sah; fürwahr, dies Prachtgewand
Verwandelt meine Stimmung.
FLORIZEL.
Was Ihr tut,
Veredelt all Eu’r Tun. Sprecht Ihr, so wünscht’ ich,
Ihr sprächet immer; singt Ihr, möcht ich, daß Ihr
So singend kauftet und verkauftet und
Almosen gäbt und betetet und alles
So tätet, was Ihr tut; und wenn Ihr tanzet,
Wollt’ ich, Ihr wäret Welle, stets zu tanzen,
Euch stets nur so, nicht anders zu bewegen,
Als Ihr Euch regt; denn jedes Euer Tun
Ist so in allen Teilen einzig, daß,
Was Ihr auch tut, jedwede Handlung sich
Als Königin bewährt.
Wintermärchen (Akt IV, Szene III)
Imogen
IMOGEN.
Ihr Götter!
In euren Schutz empfehl ich mich! Beschützt
Vor Feen mich und nächtlichen Versuchern!
Sie schläft ein, Jachimo steigt aus der Kiste.
JACHIMO.
Die Grille singt, des Menschen müde Sinne
Erholen sich im Schlaf. So drückt’ Tarquin
Die Binsen sanft, eh’ er die Keuschheit weckte,
Die er verletzte! – Cytherea! wie
Du hold dein Lager schmückst. Du frische Lilie!
Und weißer als dein Bettgewand! O könnt
Ich dich berühren, küssen, einmal küssen!
Rubinen sondergleichen, o wie hold
Muß euer Kuß sein! Ist’s ihr Atem doch,
Der dieses Zimmer so erfüllt mit Duft.
Des Lichtes Flamme neigt sich gegen sie
Und guckte gern ihr unters Augenlid,
Das dort verschloßne Licht zu schaun – –
Cymbeline (Akt II, Szene II)
Julie
JULIE.
Ob viele Fraun wohl brächten solche Botschaft?
Ach, armer Proteus! einen Fuchs hast du
Zum Hirten deiner Lämmer angenommen.
Ach! arme Törin! Du bedauerst ihn,
Der so von ganzem Herzen dich verachtet!
Weil er sie liebt, so schätzt er mich gering;
Weil ich ihn liebe, muß ich ihn bedauern.
Bei unserm Abschied gab ich ihm den Ring,
Zu fesseln die Erinnrung meiner Liebe.
Nun werd ich – Unglücksbote! – hingesandt,
Das zu erflehn, was ich nicht wünschen kann;
Zu fordern, was ich gern verweigert sähe;
Die Treu’ zu preisen, die ich tadeln muß!
Ich bin die treue Liebe meines Herrn,
Doch kann ich treu nicht dienen meinem Herrn,
Will ich mir selber kein Verräter sein.
Zwar will ich für ihn werben, doch so kalt,
Als, weiß es Gott, es hätte keine Eil’.
Die beiden Veroneser (Akt IV, Szene IV)
Silvia
SILVIA.
– – – Jüngling! da du so
Dein Fräulein liebst, verehr ich dir dies Geld,
Gehab dich wohl.
Sie geht ab.
JULIE.
Wenn du sie je erkennst, sagt sie dir Dank.
Ein tugendhaftes Mädchen, mild und schön.
Ich hoffe, kalt empfängt sie meinen Herrn,
Da meines Fräuleins Liebe sie so ehrt.
Wie Liebe mit sich selber tändelt! – Ach!
Hier ist ihr Bild. Ich will doch sehn. Mich dünkt,
Mein Antlitz wäre – hätt ich solchen Schmuck –
Gewiß so reizend als ihr Angesicht.
Und doch der Maler schmeichelt ihr ein wenig,
Wenn ich mir selbst zuviel nicht schmeicheln mag:
Ihr Haar ist braun, mein Haar vollkommen gelb.
Ist dieses seines Leichtsinns einz’ger Grund,
So schmück ich mich mit falschem, braunem Haar.
Ihr Aug’ ist grau wie Glas; so ist auch meins.
Ja! doch die Stirn ist niedrig, meine hoch.
Was kann’s nur sein, was er an
ihr
so
Weitere Kostenlose Bücher