Sämtliche Werke
schätzt,
An
mir
ich ihn nicht schätzend machen kann?
Die beiden Veroneser (Akt IV, Szene IV)
Hero
MÖNCH.
Herrin, wer ist’s, mit dem man Euch beschuldigt?
HERO.
Die mich beschuld’gen, wissen’s – ich weiß nichts,
Denn weiß ich mehr von irgendeinem Mann,
Als Keuschheit reiner Jungfrau es gestattet,
So fehl all meinen Sünden Gnade. Vater!
Beweist sich’s, daß zu unanständ’gen Stunden
Mit mir ein Mann sprach oder daß ich gestern
Zu Nacht mit irgendeinem Wort gewechselt,
So haßt – verstoßt mich – martert mich zu Tode.
Viel Lärm um nichts (Akt IV, Szene I)
Beatrice
HERO.
Doch schuf Natur noch nie ein weiblich Herz
Von spröderm Stoff als das der Beatrice.
Hohn und Verachtung sprüht ihr funkelnd Auge
Und schmäht, worauf sie blickt; so hoch im Preise
Stellt sie den eignen Witz, daß alles andre
Ihr nur gering erscheint; sie kann nicht lieben,
Noch Liebe fassen und in sich entwerfen,
So eigenliebig ist sie.
URSULA.
Gewiß, solch Mäkeln ist nicht zu empfehlen.
HERO.
O nein, so schroff, so außer aller Form,
Wie Beatrice, ist nicht lobenswert.
Wer aber darf’s ihr sagen? Wollt ich reden,
Zerstäubte sie mit Spott mich, lachte mich
Aus mir heraus, erdrückte mich mit Witz.
Mag Benedikt drum, wie verdecktes Feuer,
Zergehn in Seufzern, innerlich hinschmelzen,
Ein beßrer Tod wär’s immer, als an Spott,
Was eben ist, wie totgekitzelt werden.
Viel Lärm um nichts (Akt III, Szene I)
Helena
HELENA.
So bekenn ich
Hier auf den Knien vor Euch und Gott dem Herrn,
Daß ich vor Euch und nächst dem Herrn des Himmels
Lieb Euren Sohn.
Mein Stamm war arm, doch ehrsam; so mein Lieben.
Zürnt nicht darüber! tut’s ihm doch kein Leid,
Daß er von mir geliebt wird. Ich verfolg ihn
Mit keinem Zeichen dringlicher Bewerbung;
Noch möcht ich ihn, bis ich mir ihn verdient;
Weiß aber nicht, wie mir das werden sollte.
Ich weiß, ich lieb umsonst und wider Hoffnung;
Und doch in dies unhaltbar weite Sieb
Gieß ich beständig meiner Liebe Flut,
Die nimmer doch erschöpft wird; gleich dem Inder
Wahngläubig fromm, andächtig bet ich an
Die Sonne, die da schauet auf den Beter,
Doch mehr von ihm nicht weiß. O teure Herrin,
Laßt Euren Haß nicht meine Liebe treffen,
Weil sie dasselbe liebt wie Ihr! – – –
Ende gut, alles gut (Akt I, Szene III)
Celia
ROSALINDE.
Das will ich von nun an, Mühmchen, und auf Späße denken. Laß sehen, was hältst du vom Verlieben?
CELIA.
Ei ja, tu’s, um Spaß damit zu treiben. Aber liebe keinen Mann in wahrem Ernst, auch zum Spaß nicht weiter, als daß du mit einem unschuldigen Erröten in Ehren wieder davonkommen kannst.
ROSALINDE.
Was wollen wir denn für Spaß haben?
CELIA.
Laß uns sitzen und die ehrliche Hausmutter Fortuna von ihrem Rade weglästern, damit ihre Gaben künftig gleicher ausgeteilt werden mögen.
ROSALINDE.
Ich wollte, wir könnten das: denn ihre Wohltaten sind oft gewaltig übel angebracht, und am meisten versieht sich die freigebige blinde Frau mit ihren Geschenken an Frauen.
CELIA.
Das ist wahr; denn die, welche sie schön macht, macht sie selten ehrbar, und die, welche sie ehrbar macht, macht sie sehr häßlich.
So wie es euch gefällt (Akt I, Szene II)
Rosalinde
CELIA.
Hast du diese Verse gehört?
ROSALINDE.
O ja, ich hörte sie alle und noch was drüber; denn einige hatten mehr Füße, als die Verse tragen konnten.
CELIA.
Das tut nichts, die Füße konnten die Verse tragen.
ROSALINDE.
Ja, aber die Füße waren lahm und konnten sich nicht außerhalb des Verses bewegen, und darum standen sie so lahm im Verse.
CELIA.
Aber hast du gehört, ohne dich zu wundern, daß dein Name an den Bäumen hängt und eingeschnitten ist?
ROSALINDE.
Ich war schon sieben Tage in der Woche über alles Wundern hinaus, ehe du kamst; denn sieh nur, was ich an einem Palmbaum fand. Ich bin nicht so bereimt worden seit Pythagoras’ Zeiten, wo ich eine Ratte war, die sie mit schlechten Versen vergifteten, dessen ich mich kaum noch erinnern kann.
So wie es euch gefällt (Akt III, Szene II)
Olivia
VIOLA.
Liebes Fräulein, laßt mich Euer Gesicht sehn.
OLIVIA.
Habt Ihr irgendeinen Auftrag von Eurem Herrn, mit meinem Gesicht zu verhandeln? Jetzt seid Ihr aus Eurem Text gekommen. Doch will ich den Vorhang wegziehn und Euch das Gemälde weisen.
Sie entschleiert sich.
Seht, Herr, so sah ich in diesem Augenblick aus. Ist die Arbeit nicht gut?
VIOLA.
Vortrefflich, wenn sie Gott allein gemacht
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