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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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hat.
    OLIVIA.
    Es ist echte Farbe, Herr; es hält Wind und Wetter aus.
    VIOLA.
    ’s ist reine Schönheit, deren Rot und Weiß
    Natur mit zarter, schlauer Hand verschmelzte.
    Fräulein, Ihr seid die Grausamste, die lebt,
    Wenn Ihr zum Grabe diese Reize tragt,
    Und laßt der Welt kein Abbild.
    Heilige-Drei-Königs-Abend (Akt I, Szene V)
Viola

    VIOLA.
    Mein Vater hatt eine Tochter, welche liebte,
    Wie ich vielleicht, wär ich ein Weib, mein Fürst,
    Euch lieben würde.
    HERZOG.
    Was war ihr Lebenslauf?
    VIOLA.
    Ein leeres Blatt,
    Mein Fürst. Sie sagte ihre Liebe nie
    Und ließ Verheimlichung, wie in der Knospe
    Den Wurm, an ihrer Purpurwange nagen.
    Sich härmend und in bleicher welker Schwermut
    Saß sie wie die Geduld auf einer Gruft,
    Dem Grame lächelnd. Sagt, war das nicht Liebe?
    Wir Männer mögen leicht mehr sprechen, schwören,
    Doch der Verheißung steht der Wille nach.
    Wir sind in Schwüren stark, doch in der Liebe schwach.
    HERZOG.
    Starb deine Schwester denn an ihrer Liebe?
    VIOLA.
    Ich bin, was aus des Vaters Haus von Töchtern
    Und auch von Brüdern blieb – – –
    Heilige-Drei-Königs-Abend (Akt II, Szene IV)
Maria

    JUNKER ANDREAS.
    – – – Schönes Frauenzimmer, denkt Ihr, Ihr hättet Narren am Seile?
    MARIA.
    Nein, ich habe Euch nicht am Seile.
    JUNKER ANDREAS.
    Ihr sollt mich aber am Seile haben: hier ist meine Hand.
    MARIA.
    Nun, Herr, Gedanken sind zollfrei; aber mich deucht, Ihr könntet sie immer ein bißchen in den Keller tragen und ihr zu trinken geben.
    JUNKER ANDREAS.
    Wozu, mein Engelchen? Was soll die verblümte Redensart?
    MARIA.
    Sie ist trocken, Herr.
    Heilige-Drei-Königs-Abend (Akt I, Szene III)
Isabella

    ANGELO.
    Nehmt an, kein Mittel wär, ihn zu befrein –
    (Zwar gelten laß ich’s nicht, noch eines sonst,
    Doch so zum Beispiel nur) daß Ihr, die Schwester,
    Geliebt Euch fändet von solch einem Mann,
    Des hoher Rang, des Einfluß auf den Richter
    Euch wohl den Bruder könnt entfesseln vom
    Allbindenden Gesetz, und übrig wär
    Ihm gar kein Rettungsmittel, als entweder
    Ihr übergäbt das Kleinod Eures Leibs
    Dem Mann da oder ließt den Bruder leiden;
    Was tätet Ihr?
    ISABELLA.
    Das für den armen Bruder, was für mich.
    Das heißt: wär über mich erkannt der Tod;
    Der Geißel Striemen trüg ich als Rubinen,
    Enthüllte mich zum Tode, wie zum Bett,
    Das ich verlangt’ in Sehnsucht, eh’ ich gäbe
    Den Leib der Schmach.
    Maß für Maß (Akt II, Szene IV)
Prinzessin von Frankreich

    SCHÄDEL.
    Gottes schönster Gruß Euch! Sagt, wer ist die Hauptdame?
    PRINZESSIN.
    Du wirst sie erkennen, Freund, an den übrigen, die ohne Haupt sind.
    SCHÄDEL.
    Wer ist die größte Dame, die höchste?
    PRINZESSIN.
    Die dickste und die längste.
    SCHÄDEL.
    Die dickst’ und die längste! So ist’s; wahr ist wahr.
    War Euch schmächtig der Leib, wie der Witz mir, o Frau,
    Ein Gürtel der Jungfrau da paßt’ Euch genau.
    Seid Ihr nicht die Hauptfrau? die dickste seid Ihr.
    Der Liebe Mühe umsonst (Akt III, Szene I)
Die Äbtissin

    ÄBTISSIN.
    Daher kam’s eben, daß er rasend ward.
    Der gift’ge Lärm der eifersücht’gen Frau
    Vergiftet mehr als toller Hunde Zahn.
    Du hindertest durch Schelten seinen Schlaf,
    Und davon hat sich sein Gehirn entzündet.
    Mit deinem Tadel würztest du sein Mahl;
    Gestörte Mahlzeit hindert das Verdaun,
    Und daher rührt des Fiebers Raserei.
    Denn was ist Fieber als ein Wahnsinnshauch?
    Du störtest stets mit Schelten sein Ergötzen;
    Erholung, die so süße! was wird draus,
    Versperrt man ihr die Tür? Melancholie,
    Die Blutsfreundin untröstlicher Verzweiflung,
    Und hinter ihr ein ungeheures Heer
    Von bleichen Kränklichkeiten, Lebensfeinden!
    Beim Mahl, im Scherz, bei lebensnähr’nder Ruh’
    Gestöret stets, muß Mensch und Tier verrücken,
    Und daraus folgt: vor deiner Eifersucht
    Ergriff der Witz des Gatten hier die Flucht.
    Die Irrungen (Akt V, Szene I)
Frau Page

    JUNGFER QUICKLY.
    Nun, das wäre wahrhaftig ein schöner Spaß! Für so einfältig halt ich sie nicht. Das wäre ein Streich! Meiner Seele! Frau Page aber läßt Euch um aller Liebe willen bitten, ihr Euren kleinen Jungen zu schicken, ihr Mann hat eine unbeschreibliche Zuneigung zu dem kleinen Jungen; und Herr Page ist wahrhaftig ein sehr rechtschaffener Mann. Kein Weib in ganz Windsor führt ein besseres Leben als sie. Sie tut, was sie will; sie sagt, was sie will; sie nimmt alles, bezahlt alles, geht zu Bette, wenn sie Lust hat, steht auf, wenn sie Lust hat, und alles, wie sie

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