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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Nein, ihr irrt euch; die großen Dichter waren oft auch große Staatsmänner; die Musen sind ganz unschuldig an der gouvernementalen Ineptie des zweideutigen Mannes, und es ist noch eine Frage, ob das überhaupt Poesie ist, was bei ihm die Franzosen bewundern. Seine Schönrednerei, seine brillante Suade erinnert viel mehr an einen Rhetor als einen Dichter. Soviel ist gewiß, der chantre d’Eloah sündigte nicht durch Überfluß an Poesie; er ist nur ein lyrischer Ehrgeizling, der uns in Versen immer gelangweilt und in Prosa düpiert hat.
    Ich brauche wohl nicht besonders zu erörtern, daß erst am 20. Dezember 1852 das französische Volk die vollständige Genugtuung empfing, wodurch die alte Wunde seines gekränkten Nationalgefühls vernarben kann. Ich empfinde in tiefster Seele diesen Triumph, da ich einst die Niederlage so schmerzlich mitempfunden. Ich bin selbst ein Veteran, ein Krüppel mit beleidigtem Herzen, und begreife den Jubel armer Stelzfüße. Dazu habe ich auch die Schadenfreude, daß ich die Gedanken lese auf den Gesichtern unsrer alten Feinde, die gute Miene zum bösen Spiel machen. Es ist nicht ein neuer Mann, der jetzt auf dem französischen Thron sitzt, sondern derselbe Napoleon Bonaparte ist es, den die Heilige Allianz in die Acht erklärt hat, gegen den sie den Krieg geführt und den sie entsetzt und getötet zu haben behauptete: er lebt noch immer, regiert noch immer – denn wie einst der König im alten Frankreich nie starb, so stirbt im neuen Frankreich auch der Kaiser nicht – und eben indem er sich jetzt Napoleon III. nennen läßt, protestiert er gegen den Anschein, als habe er je aufgehört zu regieren, und indem die auswärtigen Mächte den heutigen Kaiser unter diesem Namen anerkannten, versöhnen sie das französische Nationalgefühl durch einen ebenso klugen wie gerechten Widerruf früherer Beleidigung.
    Die Konsequenzen einer solchen Rehabilitation sind unendlich und werden gewiß heilsam sein für alle Völker Europas, namentlich für die Deutschen. Es ist nur schade, daß viele der alten Waterloo-Helden diese Zeit nicht erlebt. Ihr Achilles, der Herzog von Wellington, hatte davon schon einen Vorgeschmack, und bei dem letzten Waterloo-Dinner, das er mit seinen Myrmidonen am Jahrestag der Schlacht feierte, soll er miserabler und katzenjämmerlicher als je ausgesehen haben. Er ist auch bald hernach verreckt, und John Bull steht an seinem Grab, kratzt sich hinter den Ohren und brummt: »So hab ich mich nun umsonst in die ungeheure Schuldenlast gestürzt, die mich zwingt, wie ein Galeerensklave zu arbeiten – was nutzt mir jetzt die Schlacht bei Waterloo?« Ja, diese hat jetzt ihre frühere schnöde Bedeutung verloren, und Waterloo ist nur der Name einer verlorenen Schlacht, nichts mehr, nichts weniger, wie etwa Crécy und Azincourt oder, um deutsch zu reden, wie Jena und Austerlitz.
II
    Je ne vis pas non plus M. Villemain; sa femme de ménage me dit qu’il n’était pas visible, parce que c’était un jeudi, le jour où il se lave. En descendant l’escalier, je vis en bas un écriteau avec l’inscription: »Parlez au concierge«, et je m’empressai d’adresser quelques paroles obligeantes à ce brave homme; je lui fis mon compliment sur la propreté de son illustre locataire qui se lave tous les jeudis. »Voyez-vous, lui dis-je, la propreté est une chose très rare chez les savants, et, par exemple, ce célèbre Casaubonus ne se lavait qu’une fois par an, le mardi gras, peut-être pour se déguiser.« Le pipelet me fit une profonde révérence, et d’une voix soupirante il me répondit: »Vous êtes très honnête, monsieur, je dois vous détromper. L’illustre individu que je m’honore de compter parmi mes locataires ne fait pas une trop grande consommation d’eau de Seine, il n’enrichit pas les Auvergnats, et, sous le rapport de la propreté, il est un peu Casaubonus.« A ces mots il se mit à rire, et moi je m’en allai en riant également sans savoir pourquoi. Pour me donner des allures françaises je me dandinais et je fredonnais l’air: »Où allez-vous, monsieur l’abbé? vous allez vous casser le nez«, lorsque sur mon chemin je vis surgir un grand édifice que l’on me dit être le Panthéon. Il y avait là également une inscription, mais en marbre, et au lieu d’un »Parlez au portier«, on y lisait: »Aux grands hommes la patrie reconnaissante«. En entrant je ne vis qu’un énorme édifice plein de vide, une espèce de ballon en pierre, dans le

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