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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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trikoloren
    Blumen, sie bedeuten: frei,
    Dieses Herz ist frei geboren,
    Und es haßt die Sklaverei.
    Königin Marie, die Vierte
    Meines Herzens, höre jetzt:
    Manche, die vor dir regierte,
    Wurde schmählig abgesetzt.
[Den Tag den hab ich so himmlisch verbracht]
    Den Tag den hab ich so himmlisch verbracht,
    Den Abend verbracht ich so göttlich,
    Der Wein war gut und Kitty war schön,
    Und das Herz war unersättlich.
    Die roten Lippen die küßten so wild,
    So stürmisch, so sinneverwirrend;
    Die braunen Augen schauten mich an
    So zärtlich, so knisternd, so girrend.
    Das hielt mich umschlungen, und nur mit List
    Konnt ich entschlüpfen am Ende.
    Ich hatte in ihrem eigenen Haar
    Ihr festgebunden die Hände.
[Unsre Seelen bleiben freilich]
    Unsre Seelen bleiben freilich,
    In platonischer Empfindung,
    Fest vereinigt, unzerstörbar
    Ist die geistige Verbindung.
    Ja sogar im Trennungsfalle
    Fänden sie doch leicht sich wieder;
    Denn die Seelen haben Flügel,
    Schnelles Schmetterlingsgefieder;
    Und dabei sind sie unsterblich,
    Und die Ewigkeit ist lange;
    Und wer Zeit hat und wer suchet
    Findet, was er auch verlange.
    Doch den Leibern, armen Leibern,
    Wird die Trennung sehr verderblich,
    Haben keine Flügel, haben
    Nur zwei Beine, und sind sterblich.
    Das bedenke, schöne Kitty,
    Sei vernünftig, klug und weise;
    Bleib in Frankreich bis zum Frühling,
    Bis ich mit nach England reise.
[Als die junge Rose blühte]
    Als die junge Rose blühte
    Und die Nachtigall gesungen,
    Hast du mich geherzt, geküsset,
    Und mit Zärtlichkeit umschlungen.
    Nun der Herbst die Ros entblättert
    Und die Nachtigall vertrieben,
    Bist du auch davon geflogen
    Und ich bin allein geblieben.
    Lang und kalt sind schon die Nächte -
    Sag wie lange wirst du säumen?
    Soll ich immer mich begnügen
    Nur von altem Glück zu träumen?
[Kitty stirbt! und ihre Wangen]
    Kitty stirbt! und ihre Wangen
    Seh ich immer mehr erblassen.
    Dennoch kurz vor ihrem Tode
    Muß ich Ärmster sie verlassen.
    Kitty stirbt! und kaltgebettet
    Liegt sie bald im Kirchhofsgrunde.
    Und sie weiß es - Doch für andre
    Sorgt sie bis zur letzten Stunde.
    Sie verlangt, daß ich die Strümpfe
    Nächsten Winter tragen solle,
    Die sie selber mir gestrickt hat
    Von der wärmsten Lämmerwolle.
[Das gelbe Laub erzittert]
    Das gelbe Laub erzittert,
    Es fallen die Blätter herab;
    Ach! alles was hold und lieblich
    Verwelkt und sinkt ins Grab.
    Die Wipfel des Waldes umflimmert
    Ein schmerzlicher Sonnenschein;
    Das mögen die letzten Küsse
    Des scheidenden Sommers sein.
    Mir ist als müßt ich weinen
    Aus tiefstem Herzensgrund -
    Dies Bild erinnert mich wieder
    An unsre Abschiedsstund.
    Ich mußte von dir scheiden,
    Und wußte, du stürbest bald;
    Ich war der scheidende Sommer,
    Du warst der kranke Wald.
An Jenny
    Ich bin nun fünfunddreißig Jahr alt,
    Und du bist fünfzehnjährig kaum …
    O Jenny, wenn ich dich betrachte,
    Erwacht in mir der alte Traum!
    Im Jahre achtzehnhundert siebzehn
    Sah ich ein Mädchen, wunderbar
    Dir ähnlich an Gestalt und Wesen,
    Auch trug sie ganz wie du das Haar.
    Ich geh auf Universitäten,
    Sprach ich zu ihr, ich komm zurück
    In kurzer Zeit, erwarte meiner.
    Sie sprach: "Du bist mein einzges Glück."
    Drei Jahre schon hatt ich Pandekten
    Studiert, als ich am ersten Mai
    Zu Göttingen die Nachricht hörte,
    Daß meine Braut vermählet sei.
    Es war am ersten Mai! Der Frühling
    Zog lachend grün durch Feld und Tal,
    Die Vögel sangen, und es freute
    Sich jeder Wurm im Sonnenstrahl.
    Ich aber wurde blaß und kränklich,
    Und meine Kräfte nahmen ab;
    Der liebe Gott nur kann es wissen,
    Was ich des Nachts gelitten hab.
    Doch ich genas. Meine Gesundheit
    Ist jetzt so stark wie’n Eichenbaum …
    O Jenny, wenn ich dich betrachte,
    Erwacht in mir der alte Traum!
[Auf dem Faubourg Saint-Marceau]
    Auf dem Faubourg Saint-Marceau
    Lag der Nebel heute morgen,
    Spätherbstnebel, dicht und schwer,
    Einer weißen Nacht vergleichbar.
    Wandelnd durch die weiße Nacht,
    Schaut ich mir vorübergleiten
    Eine weibliche Gestalt,
    Die dem Mondenlicht vergleichbar.
    Ja, sie war wie Mondenlicht
    Leichthinschwebend, zart und zierlich;
    Solchen schlanken Gliederbau
    Sah ich hier in Frankreich niemals.
    War es Luna selbst vielleicht,
    Die sich heut bei einem schönen,
    Zärtlichen Endymion
    Des Quartier Latin verspätet?
    Auf dem Heimweg dacht ich nach:
    Warum floh sie meinen Anblick?
    Hielt die Göttin mich vielleicht
    Für den Sonnenlenker Phöbus?
    *
    Meine gute, liebe Frau,
    Meine

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