Sämtliche Werke
gedenke alter Zeit,
Alter blühender Geschlechter
Und versunkner Herrlichkeit.
Gras bedeckt jetzt den Turnierplatz,
Wo gekämpft der stolze Mann,
Der die Besten überwunden
Und des Kampfes Preis gewann.
Efeu rankt an dem Balkone,
Wo die schöne Dame stand,
Die den stolzen Überwinder
Mit den Augen überwand.
Ach! den Sieger und die Siegrin
Hat besiegt des Todes Hand -
Jener dürre Sensenritter
Streckt uns Alle in den Sand!
Nachlese
Die Nordsee. Zweiter Teil
Seekrankheit
Die grauen Nachmittagswolken
Senken sich tiefer hinab auf das Meer,
Das ihnen dunkel entgegensteigt,
Und zwischendurch jagt das Schiff.
Seekrank sitz ich noch immer am Mastbaum,
Und mache Betrachtungen über mich selber,
Uralte, aschgraue Betrachtungen,
Die schon der Vater Loth gemacht,
Als er des Guten zuviel genossen
Und sich nachher so übel befand.
Mitunter denk ich auch alter Geschichtchen:
Wie kreuzbezeichnete Pilger der Vorzeit,
Auf stürmischer Meerfahrt, das trostreiche Bildnis
Der heiligen Jungfrau gläubig küßten;
Wie kranke Ritter, in solcher Seenot,
Den lieben Handschuh ihrer Dame
An die Lippen preßten, gleich getröstet -
Ich aber sitze und kaue verdrießlich
Einen alten Hering, den salzigen Tröster
In Katzenjammer und Hundetrübsal!
Unterdessen kämpft das Schiff
Mit der wilden, wogenden Flut;
Wie’n bäumendes Schlachtroß, stellt es sich jetzt
Auf das Hinterteil, daß das Steuer kracht,
Jetzt stürzt es kopfüber wieder hinab
In den heulenden Wasserschlund,
Dann wieder, wie sorglos liebematt,
Denkt es sich hinzulegen
An den schwarzen Busen der Riesenwelle,
Die mächtig heranbraust,
Und plötzlich, ein wüster Meerwasserfall,
In weißem Gekräusel zusammenstürzt
Und mich selbst mit Schaum bedeckt.
Dieses Schwanken und Schweben und Schaukeln
Ist unerträglich!
Vergebens späht mein Auge und sucht
Die deutsche Küste. Doch ach! nur Wasser,
Und abermals Wasser, bewegtes Wasser!
Wie der Winterwandrer des Abends sich sehnt
Nach einer warmen, innigen Tasse Tee,
So sehnt sich jetzt mein Herz nach dir,
Mein deutsches Vaterland!
Mag immerhin dein süßer Boden bedeckt sein
Mit Wahnsinn, Husaren, schlechten Versen
Und laulich dünnen Traktätchen;
Mögen immerhin deine Zebras
Mit Rosen sich mästen statt Disteln;
Mögen immerhin deine noblen Affen
In müßigem Putz sich vornehm spreizen
Und sich besser dünken als all das andre
Banausisch dahinwandelnde Hornvieh;
Mag immerhin deine Schneckenversammlung
Sich für unsterblich halten,
Weil sie so langsam dahinkriecht,
Und mag sie täglich Stimmen sammeln,
Ob den Maden des Käses der Käse gehört?
Und noch lange Zeit in Beratung ziehen,
Wie man die ägyptischen Schafe veredle,
Damit ihre Wolle sich beßre
Und der Hirt sie scheren könne wie andre,
Ohn Unterschied -
Immerhin, mag Torheit und Unrecht
Dich ganz bedecken, o Deutschland!
Ich sehne mich dennoch nach dir:
Denn wenigstens bist du noch festes Land.
Nachlese
Neue Gedichte
~
Nachlese
Neuer Frühling
Nachlese
Verschiedene
Nachlese
Romanzen
Nachlese
Zeitgedichte
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Nachlese
Neuer Frühling
[Augen, sterblich schöne Sterne]
»Augen, sterblich schöne Sterne!«
Also mag das Liedchen klingen,
Das ich einst in holder Ferne,
In Toskana, hörte singen.
Eine kleine Dirne sang es,
Die am Meere Netze strickte -
Und an dieses Liedchen dacht ich
Als ich dich zuerst erblickte.
Nachlese
Verschiedene
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Träumereien
Wie entwickeln sich doch schnelle
Ach, wie schön bist du, wenn traulich
Fürchte nichts, geliebte Seele
Jetzt verwundet, krank und leidend
Wälderfreie Nachtigallen
Es kommt der Lenz mit dem Hochzeitgeschenk
Schütz Euch Gott vor Überhitzung
Jetzt kannst du mit vollem Recht
Wie du knurrst und lachst und brütest
Vor der Brust die trikoloren
Den Tag den hab ich so himmlisch verbracht
Unsre Seelen bleiben freilich
Als die junge Rose blühte
Kitty stirbt! und ihre Wangen
Das gelbe Laub erzittert
An Jenny
Auf dem Faubourg Saint-Marceau
Es war einmal ein Teufel
Mit deinen großen, allwissenden Augen
O, du kanntest Koch und Küche
O, die Liebe macht uns selig
Der weite Boden ist überzogen
Welch ein zierlich Ebenmaß
Das Glück, das gestern mich geküßt
Es läuft dahin die Barke
Augen, die ich längst vergessen
Mir redet ein die Eitelkeit
Es glänzt so schön die sinkende Sonne
Er ist so herzbeweglich
~
Träumereien
Mir träumte von einem schönen Kind,
Sie trug das Haar in Flechten;
Wir saßen unter der grünen
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