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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Christentum sich bekehren,
    Sie werden gewiß Sankt Ludewig
    Als Schutzpatron verehren.
2
    Herr Ludewig von Bayerland
    Sprach seufzend zu sich selber:
    »Der Sommer weicht, der Winter naht,
    Das Laub wird immer gelber.
    Der Schelling und der Cornelius,
    Sie mögen von dannen wandern;
    Dem einen erlosch im Kopf die Vernunft,
    Die Phantasie dem andern.
    Doch daß man aus meiner Krone stahl
    Die beste Perle, daß man
    Mir meinen Turnkunstmeister geraubt,
    Das Menschenjuwel, den Maßmann –
    Das hat mich gebeugt, das hat mich geknickt,
    Das hat mir die Seele zerschmettert:
    Mir fehlt jetzt der Mann, der in seiner Kunst
    Den höchsten Pfahl erklettert.
    Ich sehe die kurzen Beinchen nicht mehr,
    Nicht mehr die platte Nase;
    Er schlug wie ein Pudel frisch-fromm-fröhlich-frei
    Die Purzelbäume im Grase.
    Nur Altdeutsch verstand er, der Patriot,
    Nur Jakob-Grimmisch und Zeunisch;
    Fremdwörter blieben ihm immer fremd,
    Griechisch zumal und Lateinisch.
    Er hat, ein vaterländisch Gemüt,
    Nur Eichelkaffee getrunken,
    Franzosen fraß er und Limburger Käs’,
    Nach letzterm hat er gestunken.
    O Schwager! gib mir den Maßmann zurück!
    Denn unter den Gesichtern
    Ist sein Gesicht, was ich selber bin,
    Als Dichter unter den Dichtern.
    O Schwager! behalt den Cornelius,
    Auch Schelling (daß du den Rückert
    Behalten kannst, versteht sich von selbst) –
    Wenn nur der Maßmann zurückkehrt!
    O Schwager! begnüge dich mit dem Ruhm,
    Daß du mich verdunkelt heute;
    Ich, der in Deutschland der Erste war,
    Ich bin nur noch der Zweite…«
3
    Zu München in der Schloßkapell’
    Steht eine schöne Madonne;
    Sie trägt in den Armen ihr Jesulein,
    Der Welt und des Himmels Wonne.
    Als Ludewig von Bayerland
    Das Heiligenbild erblicket,
    Da kniete er nieder andachtsvoll
    Und stotterte selig verzücket:
    »Maria, Himmelskönigin,
    Du Fürstin sonder Mängel!
    Aus Heil’gen besteht dein Hofgesind’,
    Und deine Diener sind Engel.
    Geflügelte Pagen warten dir auf,
    Sie flechten dir Blumen und Bänder
    Ins goldene Haar, sie tragen dir nach
    Die Schleppe deiner Gewänder.
    Maria, reiner Morgenstern,
    Du Lilie sonder Makel,
    Du hast so manches Wunder getan,
    So manches fromme Mirakel –
    Oh, laß aus deiner Gnaden Born
    Auch mir ein Tröpflein gleiten!
    Gib mir ein Zeichen deiner Huld,
    Der hochgebenedeiten!« –
    Die Muttergottes bewegt sich alsbald,
    Sichtbar bewegt sich ihr Mündchen,
    Sie schüttelt ungeduldig das Haupt
    Und spricht zu ihrem Kindchen:
    »Es ist ein Glück, daß ich auf dem Arm
    Dich trage und nicht mehr im Bauche,
    Ein Glück, daß ich vor dem Versehn
    Mich nicht mehr zu fürchten brauche.
    Hätt ich in meiner Schwangerschaft
    Erblickt den häßlichen Toren,
    Ich hätte gewiß einen Wechselbalg
    Statt eines Gottes geboren.«
Der neue Alexander
1
    Es ist ein König in Thule, der trinkt
    Champagner, es geht ihm nichts drüber;
    Und wenn er seinen Champagner trinkt,
    Dann gehen die Augen ihm über.
    Die Ritter sitzen um ihn her,
    Die ganze Historische Schule;
    Ihm aber wird die Zunge schwer,
    Es lallt der König von Thule:
    »Als Alexander, der Griechenheld,
    Mit seinem kleinen Haufen
    Erobert hatte die ganze Welt,
    Da gab er sich ans Saufen.
    Ihn hatten so durstig gemacht der Krieg
    Und die Schlachten, die er geschlagen;
    Er soff sich zu Tode nach dem Sieg,
    Er konnte nicht viel vertragen.
    Ich aber bin ein stärkerer Mann
    Und habe mich klüger besonnen:
    Wie jener endete, fang ich an,
    Ich hab mit dem Trinken begonnen.
    Im Rausche wird der Heldenzug
    Mir später weit besser gelingen;
    Dann werde ich, taumelnd von Krug zu Krug,
    Die ganze Welt bezwingen.«
2
    Da sitzt er und schwatzt, mit lallender Zung’,
    Der neue Alexander;
    Den Plan der Welteroberung,
    Den setzt er auseinander:
    »Lothringen und Elsaß, das weiß ich längst,
    Die fallen uns zu von selber;
    Der Stute folgt am End’ der Hengst,
    Es folgen der Kuh die Kälber.
    Mich lockt die Champagne, das beßre Land,
    Wo jene Reben sprießen,
    Die lieblich erleuchten unsern Verstand
    Und uns das Leben versüßen.
    Hier soll sich erproben mein Kriegesmut,
    Hier soll der Feldzug beginnen;
    Es knallen die Pfropfen, das weiße Blut
    Wird aus den Flaschen rinnen.
    Hier wird mein junges Heldentum
    Bis zu den Sternen moussieren!
    Ich aber verfolge meinen Ruhm,
    Ich will auf Paris marschieren.
    Dort vor der Barriere mach ich halt,
    Denn vor den Barrierepforten,
    Da wird kein Oktroi bezahlt
    Für Wein von allen Sorten.«
3
    »Mein Lehrer, mein Aristoteles,
    Der war zuerst

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