Sämtliche Werke
weilen
56. Saphire sind die Augen dein
57. Habe mich mit Liebesreden
58. Zu fragmentarisch ist Welt und Leben!
59. Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen
60. Sie haben heut abend Gesellschaft
61. Ich wollt, meine Schmerzen ergössen
62. Du hast Diamanten und Perlen
63. Wer zum ersten Male liebt
64. Gaben mir Rat und gute Lehren
65. Diesen liebenswürd’gen Jüngling
66. Mir träumt’: Ich bin der liebe Gott
67. Ich hab euch im besten Juli verlassen
68. Von schönen Lippen fortgedrängt, getrieben
69. Wir fuhren allein im dunkeln
70. Das weiß Gott, wo sich die tolle
71. Wie dunkle Träume stehen
72. Und bist du erst mein eh’lich Weib
73. An deine schneeweiße Schulter
74. Es blasen die blauen Husaren
75. Habe auch, in jungen Jahren
76. Bist du wirklich mir so feindlich
77. Ach, die Augen sind es wieder
78. Selten habt ihr mich verstanden
79. Doch die Kastraten klagten
80. Auf den Wällen Salamankas
81. Neben mir wohnt Don Henriquez
82. Kaum sahen wir uns, und an Augen und Stimme
83. Über die Berge steigt schon die Sonne
84. Zu Halle auf dem Markt
85. Dämmernd liegt der Sommerabend
86. Nacht liegt auf den fremden Wegen
87. Der Tod, das ist die kühle Nacht
88. »Sag, wo ist dein schönes Liebchen
Götterdämmerung
Ratcliff
Doña Clara
Almansor
Die Wallfahrt nach Kevlaar
~
1.
In mein gar zu dunkles Leben
Strahlte einst ein süßes Bild;
Nun das süße Bild erblichen,
Bin ich gänzlich nachtumhüllt.
Wenn die Kinder sind im Dunkeln
Wird beklommen ihr Gemüt,
Und um ihre Angst zu bannen,
Singen sie ein lautes Lied.
Ich, ein tolles Kind, ich singe
Jetzo in der Dunkelheit;
Klingt das Lied auch nicht ergötzlich,
Hat’s mich doch von Angst befreit.
2.
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh’.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.
3.
Mein Herz, mein Herz ist traurig,
Doch lustig leuchtet der Mai;
Ich stehe, gelehnt an der Linde,
Hoch auf der alten Bastei.
Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh’;
Ein Knabe fährt im Kahne,
Und angelt und pfeift dazu.
Jenseits erheben sich freundlich,
In winziger, bunter Gestalt,
Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.
Die Mägde bleichen Wäsche,
Und springen im Gras herum;
Das Mühlrad stäubt Diamanten,
Ich höre sein fernes Gesumm’.
Am alten grauen Turme
Ein Schilderhäuschen steht;
Ein rotgeröckter Bursche
Dort auf und nieder geht.
Er spielt mit seiner Flinte,
Die funkelt im Sonnenrot,
Er präsentiert und schultert –
Ich wollt, er schösse mich tot.
4.
Im Walde wandl’ ich und weine,
Die Drossel sitzt in der Höh’;
Sie springt und singt gar feine:
»Warum ist dir so weh?«
»Die Schwalben, deine Schwestern,
Die können’s dir sagen, mein Kind;
Sie wohnten in klugen Nestern,
Wo Liebchens Fenster sind.«
5.
Die Nacht ist feucht und stürmisch,
Der Himmel sternenleer;
Im Wald, unter rauschenden Bäumen,
Wandle ich schweigend einher.
Es flimmert fern ein Lichtchen
Aus dem einsamen Jägerhaus;
Es soll mich nicht hin verlocken,
Dort sieht es verdrießlich aus.
Die blinde Großmutter sitzt ja
Im ledernen Lehnstuhl dort,
Unheimlich und starr, wie ein Steinbild,
Und spricht kein einziges Wort.
Fluchend geht auf und nieder
Des Försters rotköpfiger Sohn,
Und wirft an die Wand die Büchse,
Und lacht vor Wut und Hohn.
Die schöne Spinnerin weinet
Und feuchtet mit Tränen den Flachs;
Wimmernd zu ihren Füßen
Schmiegt sich des Vaters Dachs.
6.
Als ich, auf der Reise, zufällig
Der Liebsten Familie fand,
Schwesterchen, Vater und Mutter,
Sie haben mich freudig erkannt.
Sie fragten nach meinem Befinden,
Und sagten selber sogleich:
Ich hätte mich gar nicht verändert,
Nur mein Gesicht sei bleich.
Ich fragte nach Muhmen und Basen,
Nach manchem langweil’gen Gesell’n,
Und nach dem
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