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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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kleinen Hündchen
    Mit seinem sanften Bell’n.
    Auch nach der vermählten Geliebten
    Fragte ich nebenbei;
    Und freundlich gab man zur Antwort:
    Daß sie in den Wochen sei.
    Und freundlich gratuliert ich,
    Und lispelte liebevoll:
    Daß man sie von mir recht herzlich
    Vieltausendmal grüßen soll.
    Schwesterchen rief dazwischen:
    »Das Hündchen, sanft und klein,
    Ist groß und toll geworden,
    Und ward ertränkt, im Rhein.«
    Die Kleine gleicht der Geliebten,
    Besonders wenn sie lacht;
    Sie hat dieselben Augen,
    Die mich so elend gemacht.
    7.
    Wir saßen am Fischerhause,
    Und schauten nach der See;
    Die Abendnebel kamen,
    Und stiegen in die Höh’.
    Im Leuchtturm wurden die Lichter
    Allmählich angesteckt,
    Und in der weiten Ferne
    Ward noch ein Schiff entdeckt.
    Wir sprachen von Sturm und Schiffbruch,
    Vom Seemann, und wie er lebt
    Und zwischen Himmel und Wasser
    Und Angst und Freude schwebt.
    Wir sprachen von fernen Küsten,
    Vom Süden und vom Nord,
    Und von den seltsamen Völkern
    Und seltsamen Sitten dort.
    Am Ganges duftet’s und leuchtet’s,
    Und Riesenbäume blühn,
    Und schöne, stille Menschen
    Vor Lotosblumen knien.
    In Lappland sind schmutzige Leute,
    Plattköpfig, breitmäulig und klein;
    Sie kauern ums Feuer, und backen
    Sich Fische, und quäken und schrein.
    Die Mädchen horchten ernsthaft,
    Und endlich sprach niemand mehr;
    Das Schiff war nicht mehr sichtbar,
    Es dunkelte gar zu sehr.
    8.
    Du schönes Fischermädchen,
    Treibe den Kahn ans Land;
    Komm zu mir und setze dich nieder,
    Wir kosen Hand in Hand.
    Leg an mein Herz dein Köpfchen,
    Und fürchte dich nicht zu sehr;
    Vertraust du dich doch sorglos
    Täglich dem wilden Meer.
    Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
    Hat Sturm und Ebb’ und Flut,
    Und manche schöne Perle
    In seiner Tiefe ruht.
    9.
    Der Mond ist aufgegangen
    Und überstrahlt die Well’n;
    Ich halte mein Liebchen umfangen,
    Und unsre Herzen schwell’n.
    Im Arm des holden Kindes
    Ruh ich allein am Strand; –
    »Was horchst du beim Rauschen des Windes?
    Was zuckt deine weiße Hand?«
    »Das ist kein Rauschen des Windes,
    Das ist der Seejungfern Gesang,
    Und meine Schwestern sind es,
    Die einst das Meer verschlang.«
    10.
    Der Wind zieht seine Hosen an,
    Die weißen Wasserhosen!
    Er peitscht die Wellen, so stark er kann,
    Die heulen und brausen und tosen.
    Aus dunkler Höh’, mit wilder Macht,
    Die Regengüsse träufen;
    Es ist, als wollt die alte Nacht
    Das alte Meer ersäufen.
    An den Mastbaum klammert die Möwe sich
    Mit heiserem Schrillen und Schreien;
    Sie flattert und will gar ängstiglich
    Ein Unglück prophezeien.
    11.
    Der Sturm spielt auf zum Tanze,
    Er pfeift und saust und brüllt;
    Heisa! wie springt das Schifflein!
    Die Nacht ist lustig und wild.
    Ein lebendes Wassergebirge
    Bildet die tosende See;
    Hier gähnt ein schwarzer Abgrund,
    Dort türmt es sich weiß in die Höh’.
    Ein Fluchen, Erbrechen und Beten
    Schallt aus der Kajüte heraus;
    Ich halte mich fest am Mastbaum
    Und wünsche: Wär ich zu Haus.
    12.
    Der Abend kommt gezogen,
    Der Nebel bedeckt die See;
    Geheimnisvoll rauschen die Wogen,
    Da steigt es weiß in die Höh’.
    Die Meerfrau steigt aus den Wellen,
    Und setzt sich zu mir an den Strand;
    Die weißen Brüste quellen
    Hervor aus dem Schleiergewand.
    Sie drückt mich, und sie preßt mich,
    Und tut mir fast ein Weh; –
    »Du drückst ja viel zu fest mich,
    Du schöne Wasserfee!«
    »Ich preß dich, in meinen Armen,
    Und drücke dich mit Gewalt;
    Ich will bei dir erwarmen,
    Der Abend ist gar zu kalt.«
    Der Mond schaut immer blasser
    Aus dämmriger Wolkenhöh’;
    »Dein Auge wird trüber und nasser,
    Du schöne Wasserfee!«
    »Es wird nicht trüber und nasser,
    Mein Aug’ ist naß und trüb,
    Weil, als ich stieg aus dem Wasser,
    Ein Tropfen im Auge blieb.«
    Die Möwen schrillen kläglich,
    Es grollt und brandet die See; –
    »Dein Herz pocht wild beweglich,
    Du schöne Wasserfee!«
    »Mein Herz pocht wild beweglich,
    Es pocht beweglich wild,
    Weil ich dich liebe unsäglich,
    Du liebes Menschenbild!«
    13.
    Wenn ich an deinem Hause
    Des Morgens vorübergeh,
    So freut’s mich, du liebe Kleine,
    Wenn ich dich am Fenster seh.
    Mit deinen schwarzbraunen Augen
    Siehst du mich forschend an:
    »Wer bist du, und was fehlt dir,
    Du fremder, kranker Mann?«
    »Ich bin ein deutscher Dichter,
    Bekannt im deutschen Land;
    Nennt man die besten Namen,
    So wird auch der meine genannt.
    Und was mir fehlt, du Kleine,
    Fehlt manchem im deutschen Land;
    Nennt man die

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