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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Rosen.
    Märchenartig grüßen Rosen,
    Und sie glühn wie Liebesboten. –
    »Aber sage mir, Geliebte,
    Warum du so plötzlich rot wirst?«
    »Mücken stachen mich, Geliebter,
    Und die Mücken sind, im Sommer,
    Mir so tief verhaßt, als wären’s
    Langenas’ge Judenrotten.«
    »Laß die Mücken und die Juden«,
    Spricht der Ritter, freundlich kosend.
    Von den Mandelbäumen fallen
    Tausend weiße Blütenflocken.
    Tausend weiße Blütenflocken
    Haben ihren Duft ergossen. –
    »Aber sage mir, Geliebte,
    Ist dein Herz mir ganz gewogen?«
    »Ja, ich liebe dich, Geliebter,
    Bei dem Heiland sei’s geschworen,
    Den die gottverfluchten Juden
    Boshaft tückisch einst ermordet.«
    »Laß den Heiland und die Juden«,
    Spricht der Ritter, freundlich kosend.
    In der Ferne schwanken traumhaft
    Weiße Lilien, lichtumflossen.
    Weiße Lilien, lichtumflossen,
    Blicken nach den Sternen droben. –
    »Aber sage mir, Geliebte,
    Hast du auch nicht falsch geschworen?«
    »Falsch ist nicht in mir, Geliebter,
    Wie in meiner Brust kein Tropfen
    Blut ist von dem Blut der Mohren
    Und des schmutz’gen Judenvolkes.«
    »Laß die Mohren und die Juden«,
    Spricht der Ritter, freundlich kosend;
    Und nach einer Myrtenlaube
    Führt er die Alkadentochter.
    Mit den weichen Liebesnetzen
    Hat er heimlich sie umflochten;
    Kurze Worte, lange Küsse,
    Und die Herzen überflossen.
    Wie ein schmelzend süßes Brautlied
    Singt die Nachtigall, die holde;
    Wie zum Fackeltanze hüpfen
    Feuerwürmchen auf dem Boden.
    In der Laube wird es stiller,
    Und man hört nur, wie verstohlen,
    Das Geflüster kluger Myrten
    Und der Blumen Atemholen.
    Aber Pauken und Drommeten
    Schallen plötzlich aus dem Schlosse,
    Und erwachend hat sich Clara
    Aus des Ritters Arm gezogen.
    »Horch! da ruft es mich, Geliebter;
    Doch, bevor wir scheiden, sollst du
    Nennen deinen lieben Namen,
    Den du mir so lang verborgen.«
    Und der Ritter, heiter lächelnd,
    Küßt die Finger seiner Doña,
    Küßt die Lippen und die Stirne,
    Und er spricht zuletzt die Worte:
    »Ich, Señora, Eu’r Geliebter,
    Bin der Sohn des vielbelobten,
    Großen, schriftgelehrten Rabbi
    Israel von Saragossa.«
    Almansor
1.
    In dem Dome zu Corduva
    Stehen Säulen, dreizehnhundert,
    Dreizehnhundert Riesensäulen
    Tragen die gewalt’ge Kuppel.
    Und auf Säulen, Kuppel, Wänden
    Ziehn von oben sich bis unten
    Des Korans arab’sche Sprüche,
    Klug und blumenhaft verschlungen.
    Mohrenkön’ge bauten weiland
    Dieses Haus zu Allahs Ruhme,
    Doch hat vieles sich verwandelt
    In der Zeiten dunkelm Strudel.
    Auf dem Turme, wo der Türmer
    Zum Gebete aufgerufen,
    Tönet jetzt der Christenglocken
    Melancholisches Gesumme.
    Auf den Stufen, wo die Gläub’gen
    Das Prophetenwort gesungen,
    Zeigen jetzt die Glatzenpfäfflein
    Ihrer Messe fades Wunder.
    Und das ist ein Drehn und Winden
    Vor den buntbemalten Puppen,
    Und das blökt und dampft und klingelt,
    Und die dummen Kerzen funkeln.
    In dem Dome zu Corduva
    Steht Almansor ben Abdullah,
    All die Säulen still betrachtend,
    Und die stillen Worte murmelnd:
    »Oh, ihr Säulen, stark und riesig,
    Einst geschmückt zu Allahs Ruhme,
    Jetzo müßt ihr dienend huld’gen
    Dem verhaßten Christentume!
    Ihr bequemt euch in die Zeiten,
    Und ihr tragt die Last geduldig;
    Ei, da muß ja wohl der Schwächre
    Noch viel leichter sich beruh’gen.«
    Und sein Haupt, mit heiterm Antlitz,
    Beugt Almansor ben Abdullah
    Über den gezierten Taufstein,
    In dem Dome zu Corduva.
    2.
    Hastig schritt er aus dem Dome,
    Jagte fort auf wildem Rappen,
    Daß im Wind die feuchten Locken
    Und des Hutes Federn wallen.
    Auf dem Weg nach Alkolea,
    Dem Guadalquivir entlange,
    Wo die weißen Mandeln blühen,
    Und die duft’gen Goldorangen;
    Dorten jagt der lust’ge Ritter,
    Pfeift und singt, und lacht behaglich,
    Und es stimmen ein die Vögel
    Und des Stromes laute Wasser.
    In dem Schloß zu Alkolea
    Wohnet Clara de Alvares,
    In Navarra kämpft ihr Vater,
    Und sie freut sich mindern Zwanges.
    Und Almansor hört schon ferne
    Pauken und Drommeten schallen,
    Und er sieht des Schlosses Lichter
    Blitzen durch der Bäume Schatten.
    In dem Schloß zu Alkolea
    Tanzen zwölf geschmückte Damen,
    Tanzen zwölf geschmückte Ritter,
    Doch am schönsten tanzt Almansor.
    Wie beschwingt von muntrer Laune
    Flattert er herum im Saale,
    Und er weiß den Damen allen
    Süße Schmeichelein zu sagen.
    Isabellens schöne Hände
    Küßt er rasch, und springt von dannen,
    Und er setzt sich vor Elviren,
    Und er schaut ihr froh ins

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