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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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haben sich wider mein Herz verschworen.
    Der Frühling und zwei schöne Augen
    Verlocken mein Herz in neue Betörung!
    Ich glaube, die Rosen und Nachtigallen
    Sind tief verwickelt in dieser Verschwörung.
    12.
    Ach, ich sehne mich nach Tränen,
    Liebestränen, schmerzenmild,
    Und ich fürchte, dieses Sehnen
    Wird am Ende noch erfüllt.
    Ach, der Liebe süßes Elend
    Und der Liebe bittre Lust
    Schleicht sich wieder, himmlisch quälend,
    In die kaum genesne Brust.
    13.
    Die blauen Frühlingsaugen
    Schaun aus dem Gras hervor;
    Das sind die lieben Veilchen,
    Die ich zum Strauß erkor.
    Ich pflücke sie und denke,
    Und die Gedanken all,
    Die mir im Herzen seufzen,
    Singt laut die Nachtigall.
    Ja, was ich denke, singt sie
    Lautschmetternd, daß es schallt;
    Mein zärtliches Geheimnis
    Weiß schon der ganze Wald.
    14.
    Wenn du mir vorüberwandelst,
    Und dein Kleid berührt mich nur,
    Jubelt dir mein Herz, und stürmisch
    Folgt es deiner schönen Spur.
    Dann drehst du dich um, und schaust mich
    Mit den großen Augen an,
    Und mein Herz ist so erschrocken,
    Daß es kaum dir folgen kann.
    15.
    Die schlanke Wasserlilie
    Schaut träumend empor aus dem See;
    Da grüßt der Mond herunter
    Mit lichtem Liebesweh.
    Verschämt senkt sie das Köpfchen
    Wieder hinab zu den Well’n –
    Da sieht sie zu ihren Füßen
    Den armen blassen Gesell’n.
    16.
    Wenn du gute Augen hast,
    Und du schaust in meine Lieder,
    Siehst du eine junge Schöne
    Drinnen wandeln auf und nieder.
    Wenn du gute Ohren hast,
    Kannst du gar die Stimme hören,
    Und ihr Seufzen, Lachen, Singen
    Wird dein armes Herz betören.
    Denn sie wird, mit Blick und Wort,
    Wie mich selber dich verwirren;
    Ein verliebter Frühlingsträumer,
    Wirst du durch die Wälder irren.
    17.
    Was treibt dich umher in der Frühlingsnacht?
    Du hast die Blumen toll gemacht,
    Die Veilchen, sie sind erschrocken!
    Die Rosen, sie sind vor Scham so rot,
    Die Lilien, sie sind so blaß wie der Tod,
    Sie klagen und zagen und stocken!
    Oh, lieber Mond, welch frommes Geschlecht
    Sind doch die Blumen! Sie haben recht,
    Ich habe Schlimmes verbrochen!
    Doch konnt ich wissen, daß sie gelauscht,
    Als ich, von glühender Liebe berauscht,
    Mit den Sternen droben gesprochen?
    18.
    Mit deinen blauen Augen
    Siehst du mich lieblich an,
    Da wird mir so träumend zu Sinne,
    Daß ich nicht sprechen kann.
    An deine blauen Augen
    Gedenk ich allerwärts; –
    Ein Meer von blauen Gedanken
    Ergießt sich über mein Herz.
    19.
    Wieder ist das Herz bezwungen,
    Und der öde Groll verrauchet,
    Wieder zärtliche Gefühle
    Hat der Mai mir eingehauchet.
    Spät und früh durcheil ich wieder
    Die besuchtesten Alleen,
    Unter jedem Strohhut such ich
    Meine Schöne zu erspähen.
    Wieder an dem grünen Flusse,
    Wieder steh ich an der Brücke –
    Ach, vielleicht fährt sie vorüber,
    Und mich treffen ihre Blicke.
    Im Geräusch des Wasserfalles
    Hör ich wieder leises Klagen,
    Und mein schönes Herz versteht es,
    Was die weißen Wellen sagen.
    Wieder in verschlungnen Gängen
    Hab ich träumend mich verloren,
    Und die Vögel in den Büschen
    Spotten des verliebten Toren.
    20.
    Die Rose duftet – doch ob sie empfindet
    Das, was sie duftet, ob die Nachtigall
    Selbst fühlt, was sich durch unsre Seele windet
    Bei ihres Liedes süßem Widerhall; –
    Ich weiß es nicht. Doch macht uns gar verdrießlich
    Die Wahrheit oft! Und Ros’ und Nachtigall,
    Erlögen sie auch das Gefühl, ersprießlich
    Wär solche Lüge, wie in manchem Fall –
    21.
    Weil ich dich liebe, muß ich fliehend
    Dein Antlitz meiden – zürne nicht.
    Wie paßt dein Antlitz, schön und blühend,
    Zu meinem traurigen Gesicht!
    Weil ich dich liebe, wird so bläßlich,
    So elend mager mein Gesicht –
    Du fändest mich am Ende häßlich –
    Ich will dich meiden – zürne nicht.
    22.
    Ich wandle unter Blumen
    Und blühe selber mit;
    Ich wandle wie im Traume,
    Und schwanke bei jedem Schritt.
    Oh, halt mich fest, Geliebte!
    Vor Liebestrunkenheit
    Fall ich dir sonst zu Füßen,
    Und der Garten ist voller Leut’.
    23.
    Wie des Mondes Abbild zittert
    In den wilden Meereswogen,
    Und er selber still und sicher
    Wandelt an dem Himmelsbogen:
    Also wandelst du, Geliebte,
    Still und sicher, und es zittert
    Nur dein Abbild mir im Herzen,
    Weil mein eignes Herz erschüttert.
    24.
    Es haben unsre Herzen
    Geschlossen die heil’ge Allianz;
    Sie lagen fest aneinander,
    Und sie verstanden sich ganz.
    Ach, nur die junge Rose,
    Die deine Brust geschmückt,
    Die arme Bundesgenossin,
    Sie wurde

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