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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Amoretten,
    Rauben Lanze ihm und Schwert,
    Binden ihn mit Blumenketten,
    Wie er auch sich mürrisch wehrt.
    So, in holden Hindernissen,
    Wind ich mich in Lust und Leid,
    Während andre kämpfen müssen
    In dem großen Kampf der Zeit.
    1.
    Unterm weißen Baume sitzend,
    Hörst du fern die Winde schrillen,
    Siehst, wie oben stumme Wolken
    Sich in Nebeldecken hüllen;
    Siehst, wie unten ausgestorben
    Wald und Flur, wie kahl geschoren; –
    Um dich Winter, in dir Winter,
    Und dein Herz ist eingefroren.
    Plötzlich fallen auf dich nieder
    Weiße Flocken, und verdrossen
    Meinst du schon, mit Schneegestöber
    Hab der Baum dich übergossen.
    Doch es ist kein Schneegestöber,
    Merkst es bald mit freud’gem Schrecken;
    Duft’ge Frühlingsblüten sind es,
    Die dich necken und bedecken.
    Welch ein schauersüßer Zauber!
    Winter wandelt sich in Maie,
    Schnee verwandelt sich in Blüten,
    Und dein Herz, es liebt aufs neue.
    2.
    In dem Walde sprießt und grünt es
    Fast jungfräulich lustbeklommen;
    Doch die Sonne lacht herunter:
    Junger Frühling, sei willkommen!
    Nachtigall! auch dich schon hör ich,
    Wie du flötest seligtrübe,
    Schluchzend langgezogne Töne,
    Und dein Lied ist lauter Liebel
    3.
    Die schönen Augen der Frühlingsnacht,
    Sie schauen so tröstend nieder:
    Hat dich die Liebe so kleinlich gemacht,
    Die Liebe, sie hebt dich wieder.
    Auf grüner Linde sitzt und singt
    Die süße Philomele;
    Wie mir das Lied zur Seele dringt,
    So dehnt sich wieder die Seele.
    4.
    Ich lieb eine Blume, doch weiß ich nicht welche;
    Das macht mir Schmerz.
    Ich schau in alle Blumenkelche,
    Und such ein Herz.
    Es duften die Blumen im Abendscheine,
    Die Nachtigall schlägt.
    Ich such ein Herz, so schön wie das meine,
    So schön bewegt.
    Die Nachtigall schlägt, und ich verstehe
    Den süßen Gesang;
    Uns beiden ist so bang und wehe,
    So weh und bang.
    5.
    Gekommen ist der Maie,
    Die Blumen und Bäume blühn,
    Und durch die Himmelsbläue
    Die rosigen Wolken ziehn.
    Die Nachtigallen singen
    Herab aus der laubigen Höh’,
    Die weißen Lämmer springen
    Im weichen grünen Klee.
    Ich kann nicht singen und springen,
    Ich liege krank im Gras;
    Ich höre fernes Klingen,
    Mir träumt, ich weiß nicht was.
    6.
    Leise zieht durch mein Gemüt
    Liebliches Geläute.
    Klinge, kleines Frühlingslied.
    Kling hinaus ins Weite.
    Kling hinaus, bis an das Haus,
    Wo die Blumen sprießen.
    Wenn du eine Rose schaust,
    Sag, ich laß sie grüßen.
    7.
    Der Schmetterling ist in die Rose verliebt,
    Umflattert sie tausendmal,
    Ihn selber aber, goldig zart,
    Umflattert der liebende Sonnenstrahl.
    Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
    Das wüßt ich gar zu gern.
    Ist es die singende Nachtigall?
    Ist es der schweigende Abendstern?
    Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
    Ich aber lieb euch all’:
    Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
    Abendstern und Nachtigall.
    8.
    Es erklingen alle Bäume,
    Und es singen alle Nester –
    Wer ist der Kapellenmeister
    In dem grünen Waldorchester?
    Ist es dort der graue Kiebitz,
    Der beständig nickt so wichtig?
    Oder der Pedant, der dorten
    Immer kuckuckt, zeitmaßrichtig?
    Ist es jener Storch, der ernsthaft,
    Und als ob er dirigieret’,
    Mit dem langen Streckbein klappert,
    Während alles musizieret?
    Nein, in meinem eignen Herzen
    Sitzt des Walds Kapellenmeister,
    Und ich fühl, wie er den Takt schlägt,
    Und ich glaube, Amor heißt er.
    9.
    »Im Anfang war die Nachtigall
    Und sang das Wort: Züküht! Züküht!
    Und wie sie sang, sproß überall
    Grüngras, Violen, Apfelblüt’.
    Sie biß sich in die Brust, da floß
    Ihr rotes Blut, und aus dem Blut
    Ein schöner Rosenbaum entsproß;
    Dem singt sie ihre Liebesglut.
    Uns Vögel all’ in diesem Wald
    Versöhnt das Blut aus jener Wund’;
    Doch wenn das Rosenlied verhallt,
    Geht auch der ganze Wald zugrund’.«
    So spricht zu seinem Spätzelein
    Im Eichennest der alte Spatz;
    Die Spätzin piepet manchmal drein,
    Sie hockt auf ihrem Ehrenplatz.
    Sie ist ein häuslich gutes Weib
    Und brütet brav und schmollet nicht;
    Der Alte gibt zum Zeitvertreib
    Den Kindern Glaubensunterricht.
    10.
    Es hat die warme Frühlingsnacht
    Die Blumen hervorgetrieben,
    Und nimmt mein Herz sich nicht in acht,
    So wird es sich wieder verlieben.
    Doch welche von den Blumen all’n
    Wird mir das Herz umgarnen?
    Es wollen die singenden Nachtigall’n
    Mich vor der Lilie warnen.
    11.
    Es drängt die Not, es läuten die Glocken,
    Und ach! ich hab den Kopf verloren!
    Der Frühling und zwei schöne Augen,
    Sie

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