Sämtliche Werke
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Demokratischer Haß gegen die Poesie – der Parnaß soll geebnet werden, nivelliert, makadamisiert – und wo einst der müßige Dichter geklettert und die Nachtigallen belauscht, wird bald eine platte Landstraße sein, eine Eisenbahn, wo der Dampfkessel wiehert und der geschäftigen Gesellschaft vorübereilt.
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Sowie die Demokratie zur Herrschaft wirklich gelangt, hat alle Poesie ein Ende – der Übergang zu diesem Ende ist die Tendenzpoesie, deshalb, nicht bloß weil sie ihrer Tendenz dient, wird die Tendenzpoesie von der Demokratie begünstigt – sie wissen, hinter oder vielmehr mit Hoffmann von Fallersleben hat die Poesie ein Ende –
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Hamborger –
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Deutsche Ehe keine wahre Ehe. Der Ehemann hat keine Ehefrau, sondern eine Magd, und lebt sein isoliertes Hagestolzleben im Geiste fort, selbst im Kreis der Familie. Ich will darum nicht sagen, daß er der Herr sei, im Gegenteil, er ist zuweilen nur der Bediente seiner Magd, und den Servilismus verleugnet er auch im Hause nicht.
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Man ist tugendhaft in Deutschland, weil man es so lange war und jetzt es nicht der Mühe wert hält, lasterhaft zu werden, ungefähr wie Damen, die bis zum vierzigsten Jahr tugendhaft waren – daher große Toleranz, laxe Prinzipien, bei strengen Sitten –
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Die Deutschen arbeiten an ihrer Nationalität, kommen aber damit zu spät. Wenn sie dieselbe fertig haben, wird das Nationalitätswesen in der Welt aufgehört haben, und sie werden auch ihre Nationalität gleich wieder aufgeben müssen, ohne, wie Franzosen oder Briten, Nutzen davon gezogen zu haben –
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Deutsche Frauen, gefährlich wegen ihrer Tagebücher, die der Mann finden kann –
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Deutsche und französische Frauen: Die deutschen Öfen wärmen besser als die französischen Kamine, aber daß man hier das Feuer lodern sieht, ist angenehmer; freudiger Anblick, aber Frost im Rücken –
Deutsche Öfin, wie wärmst du treu und scheinlos!
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Vergleiche den harmlosen Dichter, der plötzlich politisch wird, mit dem Kind in der Wiege: Vater, iß nicht, was die Mutter gekocht –
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Hannöversche Junker – Esel, die nur von Pferden sprechen –
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Bediente, die keinen Herrn haben, sind darum doch keine freie Menschen – die Dienstbarkeit ist in ihrer Seele –
Vor der Geburt: Die Mutter erzählt, sie habe im fremden Garten einen Apfel während ihrer Schwangerschaft hängen sehen, ihn aber nicht abbrechen wollen, damit ihr Kind kein Dieb werde – im Leben hindurch behielt ich ein geheimes Gelüste nach schönen Äpfeln, aber verbunden mit Respekt vor fremdem Eigentum und Abscheu vor Diebstahl –
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Es ist nicht der arme Ungar Niembsch oder der Handlungsbeflissene aus Lippe = Detmold, welcher das schöne Gedicht hervorgebracht, sondern der Weltgeist, nur diesem gebührt der Ruhm, und es ist lächerlich, wenn jene sich etwas darauf einbilden, etwa wie der père Rachel auf den Sukzeß seiner Tochter – da steht ein alter Jude im Parterre des Théâtre Français und glaubt,
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sei Iphigenie oder Andromache, es sei seine Deklamation, welche alle Herzen rühre, und applaudiert man, so verbeugt er sich mit errötendem Antlitz –
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Sensible – englische, französische und deutsche Bedeutung –
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Die Mlle. bemerkt, daß der Anfang der Bücher immer so langweilig – erst in der Mitte amüsiere man sich, man sollte jemand dafür haben, der für uns die Bücher zu lesen
anfängt,
wie man Stickerinnen dafür bezahlt, die Teppiche anzufangen zu brodieren –
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Zur »Himmelfahrt
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Der Direktor zeigt mir sein Kuriositätenkabinett – z.B. der erste Zahn von Ahasverus –
die kleinen Engel, welche rauchen –
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›Die Maikäfer, die aufeinander hockend umherfliegen. Vergleich = Beischlaf mit Engeln, die unterdessen ihre Flügel ausbreiten, fliegender Genuß im Himmel –‹
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Wie kommt es, daß der Reichtum seinen Besitzern eher Unglück bringt als Glück, wo nicht gar das furchtbarste Verderben? Die uralten Mythen vom Goldnen Vlies und vom Niblungshort sind sehr bedeutungsvoll. Das Gold ist ein Talisman, worin Dämonen hausen, die alle unsre Wünsche erfüllen, aber uns dennoch gram sind ob des knechtischen Gehorsams, womit sie uns dienen müssen, und diesen Zwang tränken sie uns ein durch geheime Tücke, indem sie eben die Erfüllung unserer Wünsche zu unserem Unheil verkehren und uns daraus alle möglichen Nöten bereiten.
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Der Kommunist, welcher mit Rothschild teilen will; seine 300 Millionen; dieser schickt ihm seinen Teil, neun Sous –
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