Sämtliche Werke
– noch auf heutigen Tag bei den Mahometanern – diese sagen bestimmt, daß die Frau nicht einmal ins Paradies kommt. Mahomet hat sie davon ausgeschlossen. Glaubte er etwa, daß das Paradies kein Paradies mehr sei, wenn jeder seine Frau dort wiederfände?
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Chasles als Literarhistoriker ordnet die Schriftsteller nicht nach Äußerlichkeiten (Nationalität, Gattung der Werke ›z.B. Epos, Drama, Lyrik‹, Zeitalter), sondern nach dem inneren geistigen Prinzip, nach Wahlverwandtschaft – so will Paracelsus die Blumen nach dem Geruch klassifizieren – wieviel sinnreicher als Linné nach Staubfäden! – Wenn man die Literaten nach ihrem Geruch klassifizierte? Die, welche nach Tabak, die nach Zwiebeln riechen usw.
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Blaze de Bury – die kleinen Schriftsteller beobachtet er durch ein Vergrößerungsglas – die großen durch ein Verkleinerungsglas –
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Hinrichtungen in Masse auf der Grève und Place Louis XV. Argument – jeder konnte hier sehen, daß das adlige Blut nicht schöner als das Bürgerlicher – Der wahnsinnige Bürger, der jeder Exekution beiwohnt, wie einem praktischen Experiment zum Beweis der idealen Theorie –
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Im dritten Teil des Gisquet – der Polizeiagent, welcher den Dieb errät, der die Medaillen gestohlen – wegen der feinen Arbeit des Erbrechens, das gutgeflochtene Seil, das Stück Wachslicht in der Diebeslanterne statt des Talgs – So errate ich * in dem Anonymenartikel.
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Rothschilds Walhalla – Pantheon aller Fürsten, die bei ihm Anlehn gemacht –
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Die Presse – vergleiche der fabelhafte Baum, genießt man die Frucht, so erkrankt man, genießt man die Blätter, so genest man von dieser Krankheit, und umgekehrt – Legitimistische und republikanische Blätter –
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Die französischen Journale tragen sämtlich eine ganz bestimmte Parteifarbe: sie weisen jeden Artikel zurück, der sich nicht mit den augenblicklichen Tagesinteressen, den sogenannten Aktualitäten, beschäftigt. – In Deutschland ist just das Gegenteil der Fall, und wenn ich auch zuweilen darüber lächeln muß, daß die deutschen Blätter so viele Gegenstände, die mit den zeitlichen Landesfragen in keiner entferntesten Berührung stehen, so gründlich behandeln, z.B. die chinesischen oder ostindischen Kulturbezüge: so muß ich dennoch mich freuen über diesen Kosmopolitismus der deutschen Presse, die sich selbst für die abenteuerlichsten Nöten auf dieser Erde interessiert und alle menschentümlichen Besprechungen so gastlich aufnimmt!
Rossinis »Othello« – ein Vesuv, der strahlende Blumen speit –
Der Schwan von Pesaro hat das Gänsegeschnatter nicht mehr ertragen können –
Aufhören der Poesie im Künstler. Der Kranz, der ihm vom Haupte schwindet –
Sein Pasticcio hat für mich von vornherein etwas Unheimliches – mahnend an den heiligen Hieronymus in der spanischen Galerie, der als Leiche die Psalmen schrieb. Frösteln beim Anfühlen der Statue.
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Alle Bilder Ary Scheffers zeigen ein Heraussehnen aus dem Diesseits, ohne an ein Jenseits recht zu glauben – vaporöse Skepsis.
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Eindruck bei der Rückkehr in Deutschland: Zuerst das weiße Haar – Weiß gibt immer die Idee des Märchenhaften, Gespenstischen, des Visionären – weiße Schatten – Puder – Totenlaken –
Die Korpulenz – dicke Gespenster, weit unheimlicher als dünne –
Kirchhof, wo geliebte Gräber –
Auf dem ersten »Werda!« ruf ich: »Alle guten Geister loben Gott –«
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Bei den Griechen Identität des Lebens und der Poesie – Hatten also keine so großen Dichter wie wir, wo das Leben oft den Gegensatz der Poesie bildet. Shakespeares große Zeh enthält mehr Poesie als alle griechischen Poeten (mit Ausnahme des Aristophanes) – Die Griechen große Künstler, nicht Dichter; mehr Kunstsinn als Poesie – Plastik eben weil die Wirklichkeit nur verkörperte Poesie war und die besten Modelle bot – brauchten nur zu kopieren –
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Ende der Literatur in der Demokratie: Freiheit und Gleichheit des Stils. Jedem sei es erlaubt, nach Willkür, also so schlecht er wolle, zu schreiben, und doch soll kein anderer ihn stilistisch überragen und besser schreiben dürfen –
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E. = ist mehr ein Freund der Gedanken als der Menschen –
Etwas von Abaelard – hat er seine Heloise gefunden? –
›wurzelt im Volk‹
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Sonderling –
Schiller hebt sich kühn empor, ein vornehmer Adler, der in die Sonne schaut –
Racine ein edler Stern, der aus der Höhe niederblickt – er liebt die Menschen von oben herab
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