Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
Vom Netzwerk:
just
    Ein Langohr in dein Wappen setzest.
    Sei deines eignen Werts Wardein –
    Du giltst so hoch, wie du dich schätzest.
    2.
Symbolik des Unsinns
    Wir heben nun zu singen an
    Das Lied von einer Nummer,
    Die ist geheißen Nummer Drei;
    Nach Freuden kommt der Kummer.
    Arabischen Ursprungs war sie zwar,
    Doch christentümlich frummer
    In ganz Europa niemand war
    Wie jene brave Nummer.
    Sie war ein Muster der Sittlichkeit
    Und wurde rot wie ein Hummer,
    Fand sie den Knecht im Bette der Magd;
    Gab beiden einen Brummer.
    Des Morgens trank sie den Kaffee
    Um sieben Uhr im Summer,
    Im Winter um neun, und in der Nacht
    Genoß sie den besten Schlummer.
    Jetzt aber ändert sich der Reim,
    Und ändern sich die Tage;
    Es muß die arme Nummer Drei
    Erdulden Pein und Plage.
    Da kam ein Schuster und sagte: der Kopf
    Der Nummer Drei, der sähe
    Wie eine kleine Sieben aus,
    Die auf einem Halbmond stehe.
    Die Sieben sei aber die mystische Zahl
    Der alten Pythagoreer,
    Der Halbmond bedeute Dianendienst,
    Er mahne auch an Sabäer.
    Sie selber, die Drei, sei Schibboleth
    Des Oberbonzen von Babel;
    Durch dessen Buhlschaft sie einst gebar
    Die heil’ge Dreieinigkeitsfabel.
    Ein Kürschner bemerkte dagegen: die Drei
    Sie eine fromme Trulle,
    Verehrt von unsern Vätern, die einst
    Geglaubt an jede Schrulle.
    Da war ein Schneider, der lächelnd sprach,
    Daß gar nicht existiere
    Die Nummer Drei, daß sie sich nur
    Befinde auf dem Papiere.
    Als solches hörte die arme Drei,
    Wie eine verzweifelte Ente,
    Sie wackelte hin, sie wackelte her,
    Sie jammerte und flennte:
    »Ich bin so alt wie das Meer und der Wald,
    Wie die Stern’, die am Himmel blinken;
    Sah Reiche entstehn, sah Reiche vergehn
    Und Völker aufsteigen und sinken.
    Ich stand am schnurrenden Webstuhl der Zeit
    Wohl manches lange Jahrtausend;
    Ich sah der Natur in den schaffenden Bauch,
    Das wogte brausend und sausend.
    Und dennoch widerstand ich dem Sturm
    Der sinnlich dunkeln Gewalten –
    Ich habe meine Jungferschaft
    In all dem Spektakel behalten.
    Was hilft mir meine Tugend jetzt?
    Mich höhnen Weise und Toren;
    Die Welt ist schlecht und ungerecht,
    Läßt niemand ungeschoren.
    Doch tröste dich, mein Herz, dir blieb
    Dein Lieben, Hoffen, Glauben,
    Auch guter Kaffee und ein Schlückchen Rum,
    Das kann keine Skepsis mir rauben.«
    3.
Hoffart
    O Gräfin Gudel von Gudelfeld,
    Dir huldigt die Menschheit, denn du hast Geld!
    Du wirst mit vieren kutschieren,
    Man wird dich bei Hof präsentieren.
    Es trägt dich die goldne Karosse
    Zum kerzenschimmernden Schlosse;
    Es rauschet deine Schleppe
    Hinauf die Marmortreppe;
    Dort oben, in bunten Reihen,
    Da stehen die Diener und schreien:
    »Madame la comtesse de Gudelfeld.«
    Stolz, in der Hand den Fächer,
    Wandelst du durch die Gemächer.
    Belastet mit Diamanten
    Und Perlen und Brüsseler Kanten,
    Dein weißer Busen schwellet
    Und freudig überquellet.
    Das ist ein Lächeln und Nicken
    Und Knicksen und tiefes Bücken!
    Die Herzogin von Pavia,
    Die nennt dich: »Cara mia.«
    Die Junker und die Schranzen,
    Die wollen mit dir tanzen;
    Und der Krone witziger Erbe
    Ruft laut im Saal: »Süperbe
    Schwingt sie den Steiß, die Gudelfeld!«
    Doch, Ärmste, hast du einst kein Geld,
    Dreht dir den Rücken die ganze Welt.
    Es werden die Lakaien
    Auf deine Schleppe speien.
    Statt Bückling und Scherwenzen
    Gibt’s nur Impertinenzen.
    Die cara mia bekreuzt sich,
    Und der Kronprinz ruft und schneuzt sich:
    »Nach Knoblauch riecht die Gudelfeld.«
    4.
Wandere!
    Wenn dich ein Weib verraten hat,
    So liebe flink eine andre;
    Noch besser wär es, du ließest die Stadt –
    Schnüre den Ranzen und wandre!
    Du findest bald einen blauen See,
    Umringt von Trauerweiden;
    Hier weinst du aus dein kleines Weh
    Und deine engen Leiden.
    Wenn du den steilen Berg ersteigst,
    Wirst du beträchtlich ächzen;
    Doch wenn du den felsigen Gipfel erreichst,
    Hörst du die Adler krächzen.
    Dort wirst du selbst ein Adler fast,
    Du bist wie neugeboren,
    Du fühlst dich frei, du fühlst: du hast
    Dort unten nicht viel verloren.
    5.
Winter
    Die Kälte kann wahrlich brennen
    Wie Feuer. Die Menschenkinder
    Im Schneegestöber rennen
    Und laufen immer geschwinder.
    Oh, bittre Winterhärte!
    Die Nasen sind erfroren,
    Und die Klavierkonzerte
    Zerreißen uns die Ohren.
    Weit besser ist es im Summer,
    Da kann ich im Walde spazieren,
    Allein mit meinem Kummer,
    Und Liebeslieder skandieren.
    6.
Altes Kaminstück
    Draußen ziehen weiße Flocken
    Durch die Nacht, der Sturm ist laut;
    Hier

Weitere Kostenlose Bücher