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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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im Stübchen ist es trocken,
    Warm und einsam, stillvertraut.
    Sinnend sitz ich auf dem Sessel,
    An dem knisternden Kamin,
    Kochend summt der Wasserkessel
    Längst verklungne Melodien.
    Und ein Kätzchen sitzt daneben,
    Wärmt die Pfötchen an der Glut;
    Und die Flammen schweben, weben,
    Wundersam wird mir zumut’.
    Dämmernd kommt heraufgestiegen
    Manche längst vergeßne Zeit,
    Wie mit bunten Maskenzügen
    Und verblichner Herrlichkeit.
    Schöne Fraun, mit kluger Miene,
    Winken süßgeheimnisvoll,
    Und dazwischen Harlekine
    Springen, lachen, lustigtoll.
    Ferne grüßen Marmorgötter,
    Traumhaft neben ihnen stehn
    Märchenblumen, deren Blätter
    In dem Mondenlichte wehn.
    Wackelnd kommt herbeigeschwommen
    Manches alte Zauberschloß;
    Hintendrein geritten kommen
    Blanke Ritter, Knappentroß.
    Und das alles zieht vorüber,
    Schattenhastig übereilt –
    Ach! da kocht der Kessel über,
    Und das nasse Kätzchen heult.
    7.
Sehnsüchtelei
    In dem Traum siehst du die stillen
    Fabelhaften Blumen prangen;
    Und mit Sehnsucht und Verlangen
    Ihre Düfte dich erfüllen.
    Doch von diesen Blumen scheidet
    Dich ein Abgrund tief und schaurig,
    Und dein Herz wird endlich traurig,
    Und es blutet und es leidet.
    Wie sie locken, wie sie schimmern!
    Ach, wie komm ich da hinüber?
    Meister Hämmerling, mein Lieber,
    Kannst du mir die Brücke zimmern?
    8.
Helena
    Du hast mich beschworen aus dem Grab
    Durch deinen Zauberwillen,
    Belebtest mich mit Wollustglut –
    Jetzt kannst du die Glut nicht stillen.
    Preß deinen Mund an meinen Mund,
    Der Menschen Odem ist göttlich!
    Ich trinke deine Seele aus,
    Die Toten sind unersättlich.
    9.
Kluge Sterne
    Die Blumen erreicht der Fuß so leicht,
    Auch werden zertreten die meisten;
    Man geht vorbei und tritt entzwei
    Die blöden wie die dreisten.
    Die Perlen ruhn in Meerestruhn,
    Doch weiß man sie aufzuspüren;
    Man bohrt ein Loch und spannt sie ins Joch,
    Ins Joch von seidenen Schnüren.
    Die Sterne sind klug, sie halten mit Fug
    Von unserer Erde sich ferne;
    Am Himmelszelt, als Lichter der Welt,
    Stehn ewig sicher die Sterne.
    10.
Die Engel
    Freilich, ein ungläub’ger Thomas,
    Glaub ich an den Himmel nicht,
    Den die Kirchenlehre Romas
    Und Jerusalems verspricht.
    Doch die Existenz der Engel,
    Die bezweifelte ich nie;
    Lichtgeschöpfe sonder Mängel,
    Hier auf Erden wandeln sie.
    Nur, genäd’ge Frau, die Flügel
    Sprech ich jenen Wesen ab;
    Engel gibt es ohne Flügel,
    Wie ich selbst gesehen hab.
    Lieblich mit den weißen Händen,
    Lieblich mit dem schönen Blick
    Schützen sie den Menschen, wenden
    Von ihm ab das Mißgeschick.
    Ihre Huld und ihre Gnaden
    Trösten jeden, doch zumeist
    Ihn, der doppelt qualbeladen,
    Ihn, den man den Dichter heißt.

Zeitgedichte
    Überwiegend entstanden 1841-1844.
    ~
    1. Doktrin
    2. Adam der Erste
    3. Warnung
    4. An einen ehemaligen Goetheaner
    5. Geheimnis
    6. Bei des Nachtwächters Ankunft zu Paris
    7. Der Tambourmajor
    8. Entartung
    9. Heinrich
    10. Lebensfahrt
    11. Das neue israelitische Hospital zu Hamburg
    12. Georg Herwegh
    13. Die Tendenz
    14. Das Kind
    15. Verheißung
    16. Der Wechselbalg
    17. Der Kaiser von China
    18. Kirchenrat Prometheus
    19. An den Nachtwächter,
Bei späterer Gelegenheit
    20. Zur Beruhigung
    21. Verkehrte Welt
    22. Erleuchtung
    23. Wartet nur
    24. Nachtgedanken
    ~
    1.
Doktrin
    Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,
    Und küsse die Marketenderin!
    Das ist die ganze Wissenschaft,
    Das ist der Bücher tiefster Sinn.
    Trommle die Leute aus dem Schlaf,
    Trommle Reveille mit Jugendkraft,
    Marschiere trommelnd immer voran,
    Das ist die ganze Wissenschaft.
    Das ist die Hegelsche Philosophie,
    Das ist der Bücher tiefster Sinn!
    Ich hab sie begriffen, weil ich gescheit,
    Und weil ich ein guter Tambour bin.
    2.
Adam der Erste
    Du schicktest mit dem Flammenschwert
    Den himmlischen Gendarmen,
    Und jagtest mich aus dem Paradies,
    Ganz ohne Recht und Erbarmen!
    Ich ziehe fort mit meiner Frau
    Nach andren Erdenländern;
    Doch daß ich genossen des Wissens Frucht,
    Das kannst du nicht mehr ändern.
    Du kannst nicht ändern, daß ich weiß,
    Wie sehr du klein und nichtig,
    Und machst du dich auch noch so sehr
    Durch Tod und Donnern wichtig.
    O Gott! wie erbärmlich ist doch dies
    Consilium abeundi!
    Das nenne ich einen Magnifikus
    Der Welt, ein lumen mundi!
    Vermissen werde ich nimmermehr
    Die paradiesischen Räume;
    Das war kein wahres Paradies –
    Es gab dort verbotene Bäume.
    Ich will mein volles Freiheitsrecht!
    Find ich die g’ringste

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