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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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katzenjämmerlich,
    Das eben noch so schön besoffen!
    Ein schimpfender Bedientenschwarm,
    Und faule Äpfel statt der Kränze –
    An jeder Seite ein Gendarm,
    Erreichtest endlich du die Grenze.
    Dort bleibst du stehn. Wehmut ergreift
    Dich bei dem Anblick jener Pfähle,
    Die wie das Zebra sind gestreift,
    Und Seufzer dringen aus der Seele:
    »Aranjuez, in deinem Sand,
    Wie schnell die schönen Tage schwanden,
    Wo ich vor König Philipp stand
    Und seinen uckermärk’schen Granden.
    Er hat mir Beifall zugenickt,
    Als ich gespielt den Marquis Posa;
    In Versen hab ich ihn entzückt,
    Doch ihm gefiel nicht meine Prosa.«
    13.
Die Tendenz
    Deutscher Sänger! sing und preise
    Deutsche Freiheit, daß dein Lied
    Unsrer Seelen sich bemeistre
    Und zu Taten uns begeistre,
    In Marseillerhymnenweise.
    Girre nicht mehr wie ein Werther,
    Welcher nur für Lotten glüht –
    Was die Glocke hat geschlagen,
    Sollst du deinem Volke sagen,
    Rede Dolche, rede Schwerter!
    Sei nicht mehr die weiche Flöte,
    Das idyllische Gemüt –
    Sei des Vaterlands Posaune,
    Sei Kanone, sei Kartaune,
    Blase, schmettre, donnre, töte!
    Blase, schmettre, donnre täglich,
    Bis der letzte Dränger flieht –
    Singe nur in dieser Richtung,
    Aber halte deine Dichtung
    Nur so allgemein als möglich.
    14.
Das Kind
    Den Frommen schenkt’s der Herr im Traum,
    Weißt nicht, wie dir geschah!
    Du kriegst ein Kind und merkst es kaum,
    Jungfrau Germania.
    Es windet sich ein Bübelein
    Von deiner Nabelschnur,
    Es wird ein hübscher Schütze sein,
    Als wie der Gott Amour.
    Trifft einst in höchster Luft den Aar,
    Und flög er noch so stolz,
    Den doppelköpfigen sogar
    Erreicht sein guter Bolz.
    Doch nicht wie jener blinde Heid’,
    Nicht wie der Liebesgott,
    Soll er sich ohne Hos’ und Kleid
    Zeigen als Sansculott’.
    Bei uns zu Land die Witterung,
    Moral und Polizei
    Gebieten streng, daß alt und jung
    Leiblich bekleidet sei.
    15.
Verheißung
    Nicht mehr barfuß sollst du traben,
    Deutsche Freiheit, durch die Sümpfe,
    Endlich kommst du auf die Strümpfe,
    Und auch Stiefeln sollst du haben!
    Auf dem Haupte sollst du tragen
    Eine warme Pudelmütze,
    Daß sie dir die Ohren schütze
    In den kalten Wintertagen.
    Du bekommst sogar zu essen –
    Eine große Zukunft naht dir! –
    Laß dich nur vom welschen Satyr
    Nicht verlocken zu Exzessen!
    Werde nur nicht dreist und dreister!
    Setz nicht den Respekt beiseiten
    Vor den hohen Obrigkeiten
    Und dem Herren Bürgermeister!
    16.
Der Wechselbalg
    Ein Kind mit großem Kürbiskopf,
    Hellblondem Schnurrbart, greisem Zopf,
    Mit spinnig langen, doch starken Ärmchen,
    Mit Riesenmagen, doch kurzen Gedärmchen –
    Ein Wechselbalg, den ein Korporal,
    Anstatt des Säuglings, den er stahl,
    Heimlich gelegt in unsre Wiege –
    Die Mißgeburt, die mit der Lüge,
    Mit seinem geliebten Windspiel vielleicht,
    Der alte Sodomiter gezeugt –
    Nicht brauch ich das Ungetüm zu nennen –
    Ihr sollt es ersäufen oder verbrennen!
    17.
Der Kaiser von China
    Mein Vater war ein trockner Taps,
    Ein nüchterner Duckmäuser,
    Ich aber trinke meinen Schnaps
    Und bin ein großer Kaiser.
    Das ist ein Zaubertrank! Ich hab’s
    Entdeckt in meinem Gemüte:
    Sobald ich getrunken meinen Schnaps,
    Steht China ganz in Blüte.
    Das Reich der Mitte verwandelt sich dann
    In einen Blumenanger,
    Ich selber werde fast ein Mann,
    Und meine Frau wird schwanger.
    Allüberall ist Überfluß,
    Und es gesunden die Kranken;
    Mein Hofweltweiser Confusius
    Bekömmt die klarsten Gedanken.
    Der Pumpernickel des Soldats
    Wird Mandelkuchen – O Freude!
    Und alle Lumpen meines Staats
    Spazieren in Samt und Seide.
    Die Mandarinenritterschaft,
    Die invaliden Köpfe,
    Gewinnen wieder Jugendkraft
    Und schütteln ihre Zöpfe.
    Die große Pagode, Symbol und Hort
    Des Glaubens, ist fertig geworden;
    Die letzten Juden taufen sich dort
    Und kriegen den Drachenorden.
    Es schwindet der Geist der Revolution,
    Und es rufen die edelsten Mandschu:
    »Wir wollen keine Konstitution,
    Wir wollen den Stock, den Kantschu!«
    Wohl haben die Schüler Äskulaps
    Das Trinken mir widerraten,
    Ich aber trinke meinen Schnaps
    Zum Besten meiner Staaten.
    Und noch einen Schnaps, und noch einen Schnaps!
    Das schmeckt wie lauter Manna!
    Mein Volk ist glücklich, hat’s auch den Raps,
    Und jubelt: »Hosianna!«
    18.
Kirchenrat Prometheus
    Ritter Paulus, edler Räuber,
    Mit gerunzelt düstren Stirnen
    Schaun die Götter auf dich nieder,
    Dich bedroht das höchste Zürnen,
    Ob dem Raube, ob dem Diebstahl,
    Den

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