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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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du im Olymp begangen –
    Fürchte des Prometheus Schicksal,
    Wenn dich Jovis Häscher fangen!
    Freilich, jener stahl noch Schlimmres,
    Stahl das Licht, die Flammenkräfte,
    Um die Menschheit zu erleuchten –
    Du, du stahlest Schellings Hefte,
    Just das Gegenteil des Lichtes,
    Finsternis, die man betastet,
    Die man greifen kann wie jene,
    Die Ägypten einst belastet.
19.
An den Nachtwächter
    Bei späterer Gelegenheit
    Verschlechtert sich nicht dein Herz und dein Stil,
    So magst du treiben jedwedes Spiel;
    Mein Freund, ich werde dich nie verkennen,
    Und sollt ich dich auch Herr Hofrat nennen.
    Sie machen jetzt ein großes Geschrei,
    Von wegen deiner Verhofräterei,
    Vom Seinestrand bis an der Elbe
    Hört ich seit Monden immer dasselbe:
    Die Fortschrittsbeine hätten sich
    In Rückschrittsbeine verwandelt – Oh, sprich,
    Reitest du wirklich auf schwäbischen Krebsen?
    Äugelst du wirklich mit fürstlichen Kebsen?
    Vielleicht bist du müde und sehnst dich nach Schlaf.
    Du hast die Nacht hindurch so brav
    Geblasen, jetzt hängst du das Horn an den Nagel,
    Mag tuten, wer will, für den deutschen Janhagel!
    Du legst dich zu Bette und schließest zu
    Die Augen, doch läßt man dich nicht in Ruh’.
    Vor deinem Fenster spotten die Schreier:
    »Brutus, du schläfst? Wach auf, Befreier!«
    Ach! so ein Schreier weiß nicht, warum
    Der beste Nachtwächter wird endlich stumm,
    Es ahndet nicht so ein junger Maulheld,
    Warum der Mensch am End’ das Maul hält.
    Du fragst mich, wie es uns hier ergeht?
    Hier ist es still, kein Windchen weht,
    Die Wetterfahnen sind sehr verlegen,
    Sie wissen nicht, wohin sich bewegen…
    20.
Zur Beruhigung
    Wir schlafen ganz, wie Brutus schlief –
    Doch jener erwachte und bohrte tief
    In Cäsars Brust das kalte Messer!
    Die Römer waren Tyrannenfresser.
    Wir sind keine Römer, wir rauchen Tabak.
    Ein jedes Volk hat seinen Geschmack,
    Ein jedes Volk hat seine Größe;
    In Schwaben kocht man die besten Klöße.
    Wir sind Germanen, gemütlich und brav,
    Wir schlafen gesunden Pflanzenschlaf,
    Und wenn wir erwachen, pflegt uns zu dürsten,
    Doch nicht nach dem Blute unserer Fürsten.
    Wir sind so treu wie Eichenholz,
    Auch Lindenholz, drauf sind wir stolz;
    Im Land der Eichen und der Linden
    Wird niemals sich ein Brutus finden.
    Und wenn auch ein Brutus unter uns wär,
    Den Cäsar fänd er nimmermehr,
    Vergeblich würd er den Cäsar suchen;
    Wir haben gute Pfefferkuchen.
    Wir haben sechsunddreißig Herrn
    (Ist nicht zuviel!), und einen Stern
    Trägt jeder schützend auf seinem Herzen,
    Und er braucht nicht zu fürchten die Iden des Märzen.
    Wir nennen sie Väter, und Vaterland
    Benennen wir dasjenige Land,
    Das erbeigentümlich gehört den Fürsten;
    Wir lieben auch Sauerkraut mit Würsten.
    Wenn unser Vater spazierengeht,
    Ziehn wir den Hut mit Pietät;
    Deutschland, die fromme Kinderstube,
    Ist keine römische Mördergrube.
    21.
Verkehrte Welt
    Das ist ja die verkehrte Welt,
    Wir gehen auf den Köpfen!
    Die Jäger werden dutzendweis’
    Erschossen von den Schnepfen.
    Die Kälber braten jetzt den Koch,
    Auf Menschen reiten die Gäule;
    Für Lehrfreiheit und Rechte des Lichts
    Kämpft die katholische Eule.
    Der Häring wird ein Sansculott’,
    Die Wahrheit sagt uns Bettine,
    Und ein gestiefelter Kater bringt
    Den Sophokles auf die Bühne.
    Ein Affe läßt ein Pantheon
    Erbauen für deutsche Helden.
    Der Maßmann hat sich jüngst gekämmt,
    Wie deutsche Blätter melden.
    Germanische Bären glauben nicht mehr
    Und werden Atheisten;
    Jedoch die französischen Papagei’n,
    Die werden gute Christen.
    Im uckermärk’schen Moniteur,
    Da hat man’s am tollsten getrieben:
    Ein Toter hat dem Lebenden dort
    Die schnödeste Grabschrift geschrieben.
    Laßt uns nicht schwimmen gegen den Strom,
    Ihr Brüder! Es hilft uns wenig!
    Laßt uns besteigen den Templower Berg
    Und rufen: »Es lebe der König!«
    22.
Erleuchtung
    Michel! fallen dir die Schuppen
    Von den Augen? Merkst du itzt,
    Daß man dir die besten Suppen
    Vor dem Maule wegstibitzt?
    Als Ersatz ward dir versprochen
    Reinverklärte Himmelsfreud’
    Droben, wo die Engel kochen
    Ohne Fleisch die Seligkeit!
    Michel! wird dein Glaube schwächer
    Oder stärker dein App’tit?
    Du ergreifst den Lebensbecher,
    Und du singst ein Heidenlied!
    Michel! fürchte nichts und labe
    Schon hienieden deinen Wanst,
    Später liegen wir im Grabe,
    Wo du still verdauen kannst.
    23.
Wartet nur
    Weil ich so ganz vorzüglich blitze,
    Glaubt ihr, daß ich nicht donnern

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