Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
Vom Netzwerk:
könnt!
    Ihr irrt euch sehr, denn ich besitze
    Gleichfalls fürs Donnern ein Talent.
    Es wird sich grausenhaft bewähren,
    Wenn einst erscheint der rechte Tag;
    Dann sollt ihr meine Stimme hören,
    Das Donnerwort, den Wetterschlag.
    Gar manche Eiche wird zersplittern
    An jenem Tag der wilde Sturm,
    Gar mancher Palast wird erzittern
    Und stürzen mancher Kirchenturm!
    24.
Nachtgedanken
    Denk ich an Deutschland in der Nacht,
    Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
    Ich kann nicht mehr die Augen schließen.
    Und meine heißen Tränen fließen.
    Die Jahre kommen und vergehn!
    Seit ich die Mutter nicht gesehn,
    Zwölf Jahre sind schon hingegangen;
    Es wächst mein Sehnen und Verlangen.
    Mein Sehnen und Verlangen wächst.
    Die alte Frau hat mich behext,
    Ich denke immer an die alte,
    Die alte Frau, die Gott erhalte!
    Die alte Frau hat mich so lieb,
    Und in den Briefen, die sie schrieb,
    Seh ich, wie ihre Hand gezittert,
    Wie tief das Mutterherz erschüttert.
    Die Mutter liegt mir stets im Sinn.
    Zwölf lange Jahre flossen hin,
    Zwölf lange Jahre sind verflossen,
    Seit ich sie nicht ans Herz geschlossen.
    Deutschland hat ewigen Bestand,
    Es ist ein kerngesundes Land;
    Mit seinen Eichen, seinen Linden,
    Werd ich es immer wiederfinden.
    Nach Deutschland lechzt’ ich nicht so sehr,
    Wenn nicht die Mutter dorten wär;
    Das Vaterland wird nie verderben,
    Jedoch die alte Frau kann sterben.
    Seit ich das Land verlassen hab,
    So viele sanken dort ins Grab,
    Die ich geliebt – wenn ich sie zähle,
    So will verbluten meine Seele.
    Und zählen muß ich – Mit der Zahl
    Schwillt immer höher meine Qual,
    Mir ist, als wälzten sich die Leichen
    Auf meine Brust – Gottlob! sie weichen!
    Gottlob! durch meine Fenster bricht
    Französisch heitres Tageslicht;
    Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen,
    Und lächelt fort die deutschen Sorgen.

Erstes Buch:
Historien
    ~
    Rhampsenit
    Der weiße Elefant
    Schelm von Bergen
    Walküren
    Schlachtfeld bei Hastings
    Carl I.
    Maria Antoinette
    Pomare
    Der Apollogott
    Kleines Volk
    Zwei Ritter
    Das goldne Kalb
    König David
    König Richard
    Der Asra
    Himmelsbräute
    Pfalzgräfin Jutta
    Der Mohrenkönig
    Geoffroy Rudèl und Melisande von Tripoli
    Der Dichter Firdusi
    Nächtliche Fahrt
    Vitzliputzli
    ~
    Wenn man an dir Verrat geübt,
    Sei du um so treuer;
    Und ist deine Seele zu Tode betrübt,
    So greife zur Leier.
    Die Saiten klingen! Ein Heldenlied,
    Voll Flammen und Gluten!
    Da schmilzt der Zorn, und dein Gemüt
    Wird süß verbluten.
    Rhampsenit
    Als der König Rhampsenit
    Eintrat in die goldne Halle
    Seiner Tochter, lachte diese,
    Lachten ihre Zofen alle.
    Auch die Schwarzen, die Eunuchen,
    Stimmten lachend ein, es lachten
    Selbst die Mumien, selbst die Sphinxe,
    Daß sie schier zu bersten dachten.
    Die Prinzessin sprach: »Ich glaubte
    Schon, den Schatzdieb zu erfassen,
    Der hat aber einen toten
    Arm in meiner Hand gelassen.
    Jetzt begreif ich, wie der Schatzdieb
    Dringt in deine Schatzhauskammern,
    Und die Schätze dir entwendet,
    Trotz den Schlössern, Riegeln, Klammern.
    Einen Zauberschlüssel hat er,
    Der erschließet allerorten
    Jede Türe, widerstehen
    Können nicht die stärksten Pforten.
    Ich bin keine starke Pforte,
    Und ich hab nicht widerstanden,
    Schätzehütend diese Nacht
    Kam ein Schätzlein mir abhanden.«
    So sprach lachend die Prinzessin,
    Und sie tänzelt im Gemache,
    Und die Zofen und Eunuchen
    Hoben wieder ihre Lache.
    An demselben Tag ganz Memphis
    Lachte, selbst die Krokodile
    Reckten lachend ihre Häupter
    Aus dem schlammig gelben Nile,
    Als sie Trommelschlag vernahmen
    Und sie hörten an dem Ufer
    Folgendes Reskript verlesen
    Von dem Kanzeleiausrufer:
    »Rhampsenit, von Gottes Gnaden
    König zu und in Ägypten,
    Wir entbieten Gruß und Freundschaft
    Unsern Vielgetreun und Liebden.
    In der Nacht vom dritten zu dem
    Vierten Junius des Jahres
    Dreizehnhundertvierundzwanzig
    Vor Christi Geburt, da war es,
    Daß ein Dieb aus unserm Schatzhaus
    Eine Menge von Juwelen
    Uns entwendet; es gelang ihm,
    Uns auch später zu bestehlen.
    Zur Ermittelung des Täters
    Ließen schlafen wir die Tochter
    Bei den Schätzen – doch auch jene
    Zu bestehlen schlau vermocht er.
    Um zu steuern solchem Diebstahl
    Und zu gleicher Zeit dem Diebe
    Unsre Sympathie zu zeigen,
    Unsre Ehrfurcht, unsre Liebe,
    Wollen wir ihm zur Gemahlin
    Unsre einz’ge Tochter geben
    Und ihn auch als Thronnachfolger
    In den Fürstenstand erheben.
    Sintemal uns die Adresse
    Unsres Eidams noch zur Stunde
    Unbekannt,

Weitere Kostenlose Bücher