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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Taschenmesser, zusammenlegen, und ihr die Kriegskosten wieder abjagen: müßt ich sie umkehren, und ihr den Betrag hellerweise aus den Taschen herausschütteln.
     

Dritter Auftritt
     
    Eginhardt von der Wart tritt auf. Die Vorigen.
     
    Rheingraf. Nun, Freund, alle Grüße treuer Brüderschaft über dich! – Wie stehts auf dem Schlosse zu Thurneck?
     
    Eginhardt. Freunde, es ist alles, wie der Ruf uns erzählt! Sie gehen mit vollen Segeln auf dem Ozean der Liebe, und ehe der Mond sich erneut, sind sie in den Hafen der Ehe eingelaufen.
     
    Rheingraf. Der Blitz soll ihre Masten zersplittern, ehe sie ihn erreichen!
     
    Friedrich. Sie sind miteinander verlobt?
     
    Eginhardt. Mit dürren Worten, glaub ich, nein; doch wenn Blicke reden, Mienen schreiben und Händedrücke siegeln können, so sind die Ehepakten fertig.
     
    Rheingraf. Wie ist es mit der Schenkung von Stauffen zugegangen? Das erzähle!
     
    Friedrich. Wann machte er ihr das Geschenk?
     
    Eginhardt. Ei! Vorgestern, am Morgen ihres Geburtstags, da die Vettern ihr ein glänzendes Fest in der Thurneck bereitet hatten. Die Sonne schien kaum rötlich auf ihr Lager: da findet sie das Dokument schon auf der Decke liegen; das Dokument, versteht mich, in ein Briefchen des verliebten Grafen eingewickelt, mit der Versicherung, daß es ihr Brautgeschenk sei, wenn sie sich entschließen könne, ihm ihre Hand zu geben.
     
    Rheingraf. Sie nahm es? Natürlich! Sie stellte sich vor den Spiegel, knixte, und nahm es?
     
    Eginhardt. Das Dokument? Allerdings.
     
    Friedrich. Aber die Hand, die dagegen gefordert ward?
     
    Eginhardt. O die verweigerte sie nicht.
     
    Friedrich. Was! Nicht?
     
    Eginhardt. Nein. Gott behüte! Wann hätte sie je einem Freier ihre Hand verweigert?
     
    Rheingraf. Aber sie hält, wenn die Glocke geht, nicht Wort?
     
    Eginhardt. Danach habt Ihr mich nicht gefragt.
     
    Rheingraf. Wie beantwortete sie den Brief?
     
    Eginhardt. Sie sei so gerührt, daß ihre Augen, wie zwei Quellen, niederträufelten, und ihre Schrift ertränkten; – die Sprache, an die sie sich wenden müsse, ihr Gefühl auszudrücken, sei ein Bettler. – Er habe, auch ohne dieses Opfer, ein ewiges Recht an ihre Dankbarkeit, und es sei, wie mit einem Diamanten, in ihre Brust geschrieben; – kurz, einen Brief voll doppelsinniger Fratzen, der, wie der Schillertaft, zwei Farben spielt, und weder ja sagt, noch nein.
     
    Rheingraf. Nun, Freunde; ihre Zauberei geht, mit diesem Kunststück zu Grabe! Mich betrog sie, und keinen mehr; die Reihe derer, die sie am Narrenseil geführt hat, schließt mit mir ab. – Wo sind die beiden reitenden Boten?
     
    Friedrich (in die Tür rufend). He!
     

Vierter Auftritt
     
    Zwei Boten treten auf. Die Vorigen.
     
    Rheingraf (nimmt zwei Briefe aus dem Kollett). Diese beiden Briefe nehmt ihr – diesen du, diesen du; und tragt sie – diesen hier du an den Dominikanerprior Hatto, verstehst du? Ich würd Glock sieben gegen Abend kommen, und Absolution in seinem Kloster empfangen. Diesen hier du an Peter Quanz, Haushofmeister in der Burg zu Thurneck; Schlag zwölf um Mitternacht stünd ich mit meinem Kriegshaufen vor dem Schloß, und bräche ein. Du gehst nicht eher in die Burg, du, bis es finster ist, und lässest dich vor keinem Menschen sehen; verstehst du mich? – Du brauchst das Tageslicht nicht zu scheuen. – Habt ihr mich verstanden?
     
    Die Boten. Gut.
     
    Rheingraf (nimmt ihnen die Briefe wieder aus der Hand). Die Briefe sind doch nicht verwechselt?
     
    Friedrich. Nein, nein.
     
    Rheingraf. Nicht? – – Himmel und Erde!
     
    Eginhardt. Was gibts?
     
    Rheingraf. Wer versiegelte sie?
     
    Friedrich. Die Briefe?
     
    Rheingraf. Ja!
     
    Friedrich. Tod und Verderben! Du versiegeltest sie selbst!
     
    Rheingraf (gibt den Boten die Briefe wieder). Ganz recht! hier, nehmt! Auf der Mühle, beim Sturzbach, werd ich euch erwarten! – Kommt meine Freunde!
     
    (Alle ab.)
     
    Szene: Thurneck. Ein Zimmer in der Burg.
     

Fünfter Auftritt
     
    Der Graf vom Strahl sitzt gedankenvoll an einem Tisch, auf welchem zwei Lichter stehen. Er hält eine Laute in der Hand, und tut einige Griffe darauf. Im Hintergrunde, bei seinen Kleidern und Waffen beschäftigt, Gottschalk.
     
    Stimme (von außen).
Macht auf! Macht auf! Macht auf!
     
    Gottschalk.    Holla! – Wer ruft?
     
    Stimme.
Ich, Gottschalk, bins; ich bins, du lieber Gottschalk!
     
    Gottschalk.
Wer?
     
    Stimme.   Ich!
     
    Gottschalk.   Du?
     
    Stimme.     

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