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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Ja!
     
    Gottschalk.      Wer?
     
    Stimme. Ich!
     
    Der Graf vom Strahl (legt die Laute weg). Die Stimme kenn ich!
     
    Gottschalk.
Mein Seel! Ich hab sie auch schon wo gehört.
     
    Stimme.
Herr Graf vom Strahl! Macht auf! Herr Graf vom Strahl!
     
    Der Graf vom Strahl.
Bei Gott! Das ist –
     
    Gottschalk.     Das ist, so wahr ich lebe –
     
    Stimme.
Das Käthchen ists! Wer sonst! Das Käthchen
Das kleine Käthchen von Heilbronn!
     
    Der Graf vom Strahl (steht auf).     Wie? Was? zum Teufel!
     
    Gottschalk (legt alles aus der Hand).
Du, Mädel? Was? O Herzensmädel! Du?
    (Er öffnet die Tür.)
     
    Der Graf vom Strahl.
Ward, seit die Welt steht, so etwas –?
     
    Käthchen (indem sie eintritt).      Ich bins.
     
    Gottschalk.
Schaut her, bei Gott! Schaut her, sie ist es selbst!
     

Sechster Auftritt
     
    Das Käthchen mit einem Brief. Die Vorigen.
     
    Der Graf vom Strahl.
Schmeiß sie hinaus. Ich will nichts von ihr wissen.
     
    Gottschalk.
Was! Hört ich recht –?
     
    Käthchen.       Wo ist der Graf vom Strahl?
     
    Der Graf vom Strahl.
Schmeiß sie hinaus! Ich will nichts von ihr wissen!
     
    Gottschalk (nimmt sie bei der Hand).
Wie, gnädiger Herr, vergönnt –!
     
    Käthchen (reicht ihm den Brief).   Hier! nehmt, Herr Graf!
     
    Der Graf vom Strahl (sich plötzlich zu ihr wendend).
Was willst du hier? Was hast du hier zu suchen?
     
    Käthchen (erschrocken).
Nichts! – Gott behüte! Diesen Brief hier bitt ich –
     
    Der Graf vom Strahl.
Ich will ihn nicht! – Was ist dies für ein Brief?
Wo kommt er her? Und was enthält er mir?
     
    Käthchen.
Der Brief hier ist –
     
    Der Graf vom Strahl.   Ich will davon nichts wissen!
Fort! Gib ihn unten in dem Vorsaal ab.
     
    Käthchen.
Mein hoher Herr! Laßt bitt ich, Euch bedeuten –
     
    Der Graf vom Strahl (wild).
Die Dirne, die landstreichend unverschämte!
Ich will nichts von ihr wissen! Hinweg, sag ich!
Zurück nach Heilbronn, wo du hingehörst!
     
    Käthchen.
Herr meines Lebens! Gleich verlaß ich Euch!
Den Brief nur hier, der Euch sehr wichtig ist,
Erniedrigt Euch, von meiner Hand zu nehmen.
     
    Der Graf vom Strahl.
Ich aber will ihn nicht! Ich mag ihn nicht!
Fort! Augenblicks! Hinweg!
     
    Käthchen. Mein hoher Herr!
     
    Der Graf vom Strahl (wendet sich).
Die Peitsche her! An welchem Nagel hängt sie?
Ich will doch sehn, ob ich, vor losen Mädchen,
In meinem Haus nicht Ruh mir kann verschaffen.
    (Er nimmt die Peitsche von der Wand.)
     
    Gottschalk.
O gnädger Herr! Was macht Ihr? Was beginnt Ihr?
Warum auch wollt Ihr, den nicht sie verfaßt,
Den Brief, nicht freundlich aus der Hand ihr nehmen?
     
    Der Graf vom Strahl.
Schweig, alter Esel, du, sag ich.
     
    Käthchen (zu Gottschalk).      Laß, laß!
     
    Der Graf vom Strahl.
In Thurneck bin ich hier, weiß, was ich tue;
Ich will den Brief aus ihrer Hand nicht nehmen!
- Willst du jetzt gehn?
     
    Käthchen (rasch).     Ja, mein verehrter Herr!
     
    Der Graf vom Strahl.
Wohlan!
     
    Gottschalk (halblaut zu Käthchen da sie zittert).
      Sei ruhig. Fürchte nichts.
     
    Der Graf vom Strahl. So fern dich! –
Am Eingang steht ein Knecht, dem gib den Brief,
Und kehr des Weges heim, von wo du kamst.
     
    Käthchen.
Gut, gut. Du wirst mich dir gehorsam finden.
Peitsch mich nur nicht, bis ich mit Gottschalk sprach. –
    (Sie kehrt sich zu Gottschalk um.)
Nimm du den Brief.
     
    Gottschalk.       Gib her, mein liebes Kind.
Was ist dies für ein Brief? Und was enthält er?
     
    Käthchen.
Der Brief hier ist vom Graf vom Stein, verstehst du?
Ein Anschlag, der noch heut vollführt soll werden,
Auf Thurneck, diese Burg, darin enthalten,
Und auf das schöne Fräulein Kunigunde,
Des Grafen, meines hohen Herren, Braut.
     
    Gottschalk.
Ein Anschlag auf die Burg? Es ist nicht möglich!
Und vom Graf Stein? – Wie kamst du zu dem Brief?
     
    Käthchen.
Der Brief ward Prior Hatto übergeben,
Als ich mit Vater just, durch Gottes Fügung,
In dessen stiller Klause mich befand.
Der Prior, der verstand den Inhalt nicht,
Und wollt ihn schon dem Boten wiedergeben;
Ich aber riß den Brief ihm aus der Hand,
Und eilte gleich nach Thurneck her, euch alles
Zu melden, in die Harnische zu jagen;
Denn heut, Schlag zwölf um Mitternacht, soll schon
Der mörderische Frevel sich vollstrecken.
     
    Gottschalk.
Wie kam der Prior Hatto zu dem Brief?
     
    Käthchen.
Lieber, das weiß ich nicht; es ist gleichviel.
Er ist, du siehst, an irgend wen geschrieben,
Der hier im

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