Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
Vom Netzwerk:
drauf.
     
    Käthchen.
Schau, in die Seitengrotte hatt ich mich,
Durch die verborgne Türe eingeschlichen;
Das große Prachtgewölb war mir zu hell.
Und nun, da mich das Bad erquickt, tret ich
In jene größre Mitte scherzend ein,
Und denke du, du seists, die darin rauscht:
Und eben von dem Rand ins Becken steigend,
Erblickt mein Aug –
     
    Eleonore.      Nun, was? wen? Sprich!
     
    Käthchen.       Was sag ich!
Du mußt sogleich zum Grafen, Leonore,
Und von der ganzen Sach ihn unterrichten.
     
    Eleonore.
Mein Kind! Wenn ich nur wüßte, was es wäre?
     
    Käthchen.
- Doch ihm nicht sagen, nein, ums Himmels willen,
Daß es von mir kommt. Hörst du? Eher wollt ich,
Daß er den Greuel nimmermehr entdeckte.
     
    Eleonore.
In welchen Rätseln sprichst du, liebstes Käthchen?
Was für ein Greul? Was ists, das du erschaut?
     
    Käthchen.
Ach, Leonor’, ich fühle, es ist besser,
Das Wort kommt über meine Lippen nie!
Durch mich kann er, durch mich, enttäuscht nicht werden!
     
    Eleonore.
Warum nicht? Welch ein Grund ist, ihm zu bergen –?
Wenn du nur sagtest –
     
    Käthchen (wendet sich). Horch!
     
    Eleonore. Was gibts?
     
    Käthchen.     Es kommt!
     
    Eleonore.
Das Fräulein ists, sonst niemand, und Rosalie.
     
    Käthchen.
Fort! Gleich! Hinweg!
     
    Eleonore. Warum?
     
    Käthchen.   Fort, Rasende!
     
    Eleonore.
Wohin?
     
    Käthchen.    Hier fort, aus diesem Garten will ich –
     
    Eleonore.
Bist du bei Sinnen?
     
    Käthchen.       Liebe Leonore!
Ich bin verloren, wenn sie mich hier trifft!
Fort! In der Gräfin Arme flücht ich mich! (Ab.)
     

Achter Auftritt
     
    Kunigunde und Rosalie aus der Grotte.
     
    Kunigunde (gibt Rosalien einen Schlüssel).
Hier, nimm! – Im Schubfach, unter meinem Spiegel;
Das Pulver, in der schwarzen Schachtel, rechts,
Schütt es in Wein, in Wasser oder Milch,
Und sprich: komm her, mein Käthchen! – Doch du nimmst
Vielleicht sie lieber zwischen deine Kniee?
Gift, Tod und Rache! Mach es, wie du willst,
Doch sorge mir, daß sies hinunterschluckt.
     
    Rosalie.
Hört mich nur an, mein Fräulein –
     
    Kunigunde.   Gift! Pest! Verwesung!
Stumm mache sie und rede nicht!
Wenn sie vergiftet, tot ist, eingesargt,
Verscharrt, verwest, zerstiebt, als Myrtenstengel,
Vor dem, was sie jetzt sah, im Winde flüstert;
So komm und sprich von Sanftmut und Vergebung,
Pflicht und Gesetz und Gott und Höll und Teufel,
Von Reue und Gewissensbissen mir.
     
    Rosalie.
Sie hat es schon entdeckt, es hilft zu nichts.
     
    Kunigunde.
Gift! Asche! Nacht! Chaotische Verwirrung!
Das Pulver reicht, die Burg ganz wegzufressen,
Mit Hund und Katzen hin! – Tu, wie ich sagte!
Sie buhlt mir so zur Seite um sein Herz,
Wie ich vernahm, und ich – des Todes sterb ich,
Wenn ihn das Affenangesicht nicht rührt;
Fort! In die Dünste mit ihr hin: die Welt,
Hat nicht mehr Raum genug, für mich und sie! (Ab.)
     

Fünfter Akt
     
    Szene: Worms. Freier Platz vor der kaiserlichen Burg, zur Seite ein Thron; im Hintergrunde die Schranken des Gottesgerichts.
     

Erster Auftritt
     
    Der Kaiser auf dem Thron. Ihm zur Seite der Erzbischof von Worms, Graf Otto von der Flühe und mehrere andere Ritter, Herren und Trabanten. Der Graf vom Strahl, im leichten Helm und Harnisch, und Theobald, von Kopf zu Fuß in voller Rüstung; beide stehen dem Thron gegenüber.
     
    Der Kaiser.
Graf Wetterstrahl, du hast, auf einem Zuge,
Der durch Heilbronn dich, vor drei Monden, führte,
In einer Törin Busen eingeschlagen;
Den alten Vater jüngst verließ die Dirne,
Und, statt sie heimzusenden, birgst du sie
Im Flügel deiner väterlichen Burg.
Nun sprengst du, solchen Frevel zu beschönen,
Gerüchte, lächerlich und gottlos, aus;
Ein Cherubim, der dir zu Nacht erschienen,
Hab dir vertraut, die Maid, die bei dir wohnt,
Sei meiner kaiserlichen Lenden Kind.
Solch eines abgeschmackt prophetschen Grußes
Spott ich, wie sichs versteht, und meinethalb
Magst du die Krone selbst aufs Haupt ihr setzen;
Von Schwaben einst, begreifst du, erbt sie nichts,
Und meinem Hof auch bleibt sie fern zu Worms.
Hier aber steht ein tief gebeugter Mann,
Dem du, zufrieden mit der Tochter nicht,
Auch noch die Mutter willst zur Metze machen;
Denn er, sein Lebelang fand er sie treu,
Und rühmt des Kinds unsel’gen Vater sich .
Darum, auf seine schweren Klagen, riefen wir
Vor unsern Thron dich her, die Schmach, womit
Du ihre Gruft geschändet, darzutun;
Auf, rüste dich, du Freund der Himmlischen:
Denn du bist da, mit einem Wort von Stahl,
Im

Weitere Kostenlose Bücher