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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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     Sind sie –
– Sie sind doch nicht aus Rossitz? Sind doch nicht
Geschickt nach mir? Sind keine Mörder doch?
     
    Ottokar (mit einem plötzlich heitern Spiel).
Du weißt ja, alles ist gelöst, das ganze
Geheimnis klar, dein Vater ist unschuldig. –
     
    Agnes.
So wär es wahr –?
     
    Ottokar.       Bei diesem Mädchen fand
Ich Peters Finger, Peter ist ertrunken,
Ermordet nicht. – Doch künftig mehr. Laß uns
Die schöne Stunde innig fassen. Möge
Die Trauer schwatzen, und die Langeweile,
Das Glück ist stumm.
(Er drückt sie an seine Brust.)
   Wir machen diese Nacht
Zu einem Fest der Liebe, willst du? Komm.
(Er zieht sie auf einen Sitz.)
In kurzem, ist der Irrtum aufgedeckt,
Sind nur die Väter erst versöhnt, darf ich
Dich öffentlich als meine Braut begrüßen.
– Mit diesem Kuß verlobe ich mich dir.
(Er steht auf, zu Barnabe heimlich.)
Du stellst dich an den Eingang, hörst du? Siehst
Du irgend jemand nahe, so rufst du gleich.
– Noch eins. Wir werden hier die Kleider wechseln,
In einer Viertelstunde führst du Agnes
In Männerkleidern heim. Und sollte man
Uns überraschen, tust dus gleich. – Nun geh.
     
    (Barnabe geht in den Hintergrund. Ottokar kehrt zu Agnes zurück.)
     
    Agnes.
Wo geht das Mädchen hin?
     
    Ottokar (setzt sich).      Ach! Agnes! Agnes!
Welch eine Zukunft öffnet ihre Pforte!
Du wirst mein Weib, mein Weib! weißt du denn auch
Wie groß das Maß von Glück?
     
    Agnes (lächelnd).      Du wirst es lehren.
     
    Ottokar.
Ich werd es! O du Glückliche! Der Tag,
Die Nacht vielmehr ist nicht mehr fern. Es kommt, du weißt,
Den Liebenden das Licht nur in der Nacht
– Errötest du?
     
    Agnes.      So wenig schützt das Dunkel?
     
    Ottokar.
Nur vor dem Auge, Törin, doch ich sehs
Mit meiner Wange, daß du glühst. – Ach, Agnes!
Wenn erst das Wort gesprochen ist, das dein
Gefühl, jetzt eine Sünde, heiligt – – Erst
Im Schwarm der Gäste, die mit Blicken uns
Wie Wespen folgen, tret ich zu dir, sprichst
Du zwei beklemmte Worte, wendest dann
Viel schwatzend zu dem Nachbar dich. Ich zürne
Der Spröden nicht, ich weiß es besser wohl.
Denn wenn ein Gast, der von dem Feste scheidet,
Die Türe zuschließt, fliegt, wo du auch seist,
Ein Blick zu mir herüber, der mich tröstet.
Wenn dann der Letzte auch geschieden, nur
Die Väter und die Mütter noch beisammen –
– »Nun, gute Nacht, ihr Kinder!« – Lächelnd küssen
Sie dich, und küssen mich – wir wenden uns,
Und eine ganze Dienerschaft mit Kerzen
Will folgen. »Eine Kerze ist genug,
Ihr Leute«, ruf ich, und die nehm ich selber,
Ergreife deine, diese Hand. (Er küßt sie.)
– Und langsam steigen wir die Treppe, stumm,
Als wär uns kein Gedanke in der Brust,
Daß nur das Rauschen sich von deinem Kleide,
Noch in den weiten Hallen hören läßt.
Dann – – Schläfst du, Agnes?
     
    Agnes.    – Schlafen?
     
    Ottokar.       Weil du plötzlich
So still. – Nun weiter. Leise öffne ich
Die Türe, schließe leise sie, als wär
Es mir verboten. Denn es schauert stets
Der Mensch, wo man als Kind es ihm gelehrt.
Wir setzen uns. Ich ziehe sanft dich nieder,
Mit meinen Armen stark umspann ich dich,
Und alle Liebe sprech ich aus mit einem ,
Mit diesem Kuß.
(Er geht schnell in den Hintergrund; zu Barnabe heimlich.)
  So sahst du niemand noch?
     
    Barnabe.
Es schien mir kürzlich fast, als schlichen zwei
Gestalten um den Berg.
     
    (Ottokar kehrt schnell zurück.)
     
    Agnes. Was sprichst du denn
Mit jenem Mädchen stets?
     
    Ottokar (hat sich wieder gesetzt). Wo blieb ich stehen?
Ja, bei dem Kuß. – Dann kühner wird die Liebe,
Und weil du mein bist – bist du denn nicht mein?
So nehm ich dir den Hut vom Haupte (er tuts), störe
Der Locken steife Ordnung (er tuts), drücke kühn
Das Tuch hinweg (er tuts), du lispelst leis: o lösche
Das Licht! Und plötzlich, tief verhüllend, webt
Die Nacht den Schleier um die heilge Liebe,
Wie jetzt.
     
    Barnabe (aus dem Hintergrunde).
      O Ritter! Ritter!
     
    Agnes (sieht sich ängstlich um).
     
    Ottokar (Fällt ihr ins Wort).    Nun entwallt
Gleich einem frühling-angeschwellten Strom
Die Regung ohne Maß und Ordnung – schnell
Lös ich die Schleife, schnell noch eine (er tuts), streife dann
Die fremde Hülle leicht dir ab (er tuts).
     
    Agnes.     O Ottokar,
Was machst du? (Sie fällt ihm um den Hals.)
     
    Ottokar (an dem Überkleide beschäftigt).
  Ein Gehülfe der Natur
Stell ich sie wieder her. Denn wozu noch
Das Unergründliche

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