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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Araber der teuer ist,
Dem er ein Stück von seinem Brote gab.
    Am Ufer glänzt die helle Perlemutter
Und des Achats buntfarbiges Gestein;
Allein der Perlenfischer achtet
Nicht, was die Erde bietet, stürzt
Sich lieber in des Meeres Wogen, senkt
Sich nieder in die dunkle Tiefe und
Kehrt, stolzer als der Bergmann mit dem Golde,
Mit einer Auster blassem Schleim zurück.
    Den Bergmann soll die Wünschelrute nicht
Mit blindem Glück an goldne Schätze führen;
Er soll durch Erd’ und Stein sich einen Weg
Bis zu des Erzes edlem Gange bahnen,
Damit er an dem Körnchen Gold, das er
Mit Schweiß erwarb, sich mehr als an dem Schatze,
Den ihm die Wünschelrute zeigt, erfreue.
    Des Künstlers Meißel übt sich an Kristallen,
Die schon von selbst mit Farben spielen, nicht;
Er übt sich an dem rohen Kiesel, den
Des Knaben Fußtritt nicht verschonte, wühlet
Sich durch die Rinde, lockt den Feuerfunken,
Der in des Kiesels kaltem Busen schlummert,
In tausend Blitzen aus dem Stein hervor
Und schmückt mit ihm der Herrscher Diadem.
    Nicht zu dem Schiffer schwimmet aus der Ferne
Des Indiers goldner Ueberfluß heran;
Er muß auf ungewissen Brettern sich
Dem trügerischen Meere anvertraun,
Er muß der Sandbank hohe Fläche meiden,
Der Klippe spitzgeschliffnen Dolch umgehn,
Sich mühsam durch der Meere Strudel winden,
Mit Stürmen kämpfen, sich mit Wogen schlagen,
Bis ihn der Küste sichrer Port empfängt.
    Auch zu der Liebe schwimmt nicht stets das Glück,
Wie zu dem Kaufmann nicht der Indus schwimmt;
Sie muß sich ruhig in des Lebens Schiff
Des Schicksals wildem Meere anvertraun,
Dem Wind des Zufalls seine Segel öffnen,
Es an der Hoffnung Steuerruder lenken
Und, stürmt es, vor der Treue Anker gehn;
Sie muß des Wankelmutes Sandbank meiden,
Geschickt des Mißtrauns spitzen Fels umgehn
Und mit des Schicksals wilden Wogen kämpfen,
Bis in des Glückes sichern Port sie läuft.

Der Schrecken im Bade.
     
    Eine Idylle.
     
    Johanna . Klug doch, von List durchtrieben ist die Grete,
Wie kein’ im Dorf mehr! »Mütterchen,« so spricht sie.
Und gleich, als scheute sie den Duft der Nacht,
Knüpft sie ein Tuch geschäftig sich ums Kinn:
»Laß doch die Pforte mir, die hintre, offen;
Denn in der Hürd’ ein Lamm erkrankte mir,
Dem ich Lavendelöl noch reichen muß.«
Und, husch! statt nach der Hürde, die Verrätrin,
Drückt sie zum Seegestade sich hinab. –
Nun, heiß, fürwahr, als sollt’ er Ernten reifen,
War dieser Tag des Mais, und Blumen gleich
Fühlt jedes Glied des Menschen sich erschlafft. –
Wie schön die Nacht ist! Wie die Landschaft rings
Im milden Schein des Mundes still erglänzt!
Wie sich der Alpen Gipfel umgekehrt
In den kristallnen See danieder tauchen!
Wenn das die Gletscher tun, ihr guten Götter,
Was soll der arme herzdurchglühte Mensch?
Ach! wenn es nur die Sitte mir erlaubte,
Vom Ufer sank’ ich selbst herab und wälzte
Wollüstig wie ein Hecht, mich in der Flut!
     
    Margarete . Fritz! – Faßt nicht Schrecken, wie des Todes, mich!
– Fritz, sag’ ich, noch einmal: Maria – Joseph!
Wer schwatzt dort in der Fliederhecke mir?
– Seltsam, wie hier die Silberpappel flüstert!
»Husch« und »Lavendelöl« und »Hecht« und »Sitte«,
Als ob’s von seinen roten Lippen käme!
Fern im Gebirge steht der Fritz und lauert
Dem Hirsch auf, der uns jüngst den Mais zerwühlte:
Doch hätt’ ich nicht die Büchs’ ihn greifen sehen,
Ich hätte schwören mögen, daß er’s war.
     
    Johanna . Gewiß! Diana, die mir unterm Spiegel,
Der Keuschheit Göttin, prangt im goldnen Rahm;
Die Hunde liegen lechzend ihr zur Seite,
Und Pfeil und Bogen gibt sie, jagdermüdet,
Den jungen Nymphen hin, die sie umstehn:
Sie wählte sich, der Glieder Duft zu frischen,
Verständiger den Grottenquell nicht aus.
Hier hätt’ Aktäon sie, der Menschen ärmster,
Niemals entdeckt, und seine junge Stirn
War’ ungehörnt bis auf den heut’gen Tag.
Wie einfam hier der See den Felsen klatscht!
Und wie die Ulme, hoch vom Felsen her,
Sich niederbeugt, von Schleh umrangt und Flieder,
Als hätt’ ein Eifersücht’ger sie verwebt,
Daß selbst der Mond mein Gretchen nicht und nicht,
Wie schön sie Gott der Herr erschuf, kann sehn!
     
    Margarete . Fritz!
     
    Johanna . Was begehrt mein Schatz?
     
    Margarete . Abscheulicher!
     
    Johanna . O Himmel, wie die Ente taucht! O, seht doch,
Wie das Gewässer heftig, mit Gestrudel,
Sich über ihren Kopf zusammenschließt!
Nichts als das Haar, vom seidnen Band umwunden,
Schwimmt, mit den Spitzen glänzend,

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