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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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zurückkommen, den Ballon, auf ganz leichte und ungewaltsame Weise, ohne alle Maschinerie, willkürlich zu bewegen. Dieser Versuch scheint Herrn Claudius nicht in seinem ganzen Umfange bekannt geworden zu sein. Herr Garnerin hat, bei seinem interessanten Experiment, zwei Erfahrungen zum Grunde gelegt: einmal, daß in der Luft alle nur möglichen Winde, in horizontaler Richtung, übereinander liegen; und dann, daß diese Winde, während der Nacht, den mindesten Wechseln (Veränderungen) unterworfen sind. Demnach ist er, im August d. J., zu Paris, mit der Vorherbestimmung, daß er nach Rheims gehen würde, zur Zeit der Abenddämmerung, aufgestiegen: überzeugt, daß er, in senkrechten Auf- und Niederschwebungen, vermittelst des Kompasses, den er bei sich hatte, den Luftstrom finden würde, der ihn nach dieser Stadt hintragen würde. Hier bei der Morgendämmerungdes nächsten Tages angekommen, hat er sich ausgeruht und restauriert, und ist, bei Einbruch der Nacht, mit der Vorherbestimmung, daß er nach Trier gehen würde, mit demselben Ballon, von neuem in Luft gegangen. Diese Vorherbestimmung schlug in sofern fehl, daß er, am andern Morgen, nach Köln kam: aber der Versuch war entscheidend genug, um darzutun, daß man, bei der Direktion des Luftballons, schlechthin keiner Maschinen bedürfe. – Herr Claudius kann die nähere Beschreibung davon in den öffentlichen Blättern finden.
     
     
    Neueste Nachricht
    Der Ballon des Herrn Claudius soll, nach der Aussage eines Reisenden, in Düben niedergekommen sein.
     
     
    Aëronautik
    (S. Haude- u. Spenersche Zeitung, den 25. Okt. 1810)
    Der, gegen die Abendblätter gerichtete, Artikel der Haude- und Spenerschen Zeitung, über die angebliche Direktion der Luftbälle, ist mit soviel Einsicht, Ernst und Würdigkeit abgefaßt, daß wir geneigt sind zu glauben, die Wendung am Schluß, die zu dem Ganzen wenig paßt, beruhe auf einem bloßen Mißverständnis.
    Demnach dient dem unbekannten Herrn Verfasser hiemit auf seine, in Anregung gebrachten Einwürfe zur freundschaftlichen Antwort:
    1) Daß wenn das Abendblatt, des beschränkten Raums wegen, den unverklausulierten Satz aufgestellt hat: die Direktion der Luftbälle sei erfunden; dasselbe damit keinesweges hat sagen wollen: es sei an dieser Erfindung nichts mehr hinzuzusetzen; sondern bloß: das Gesetz einer solchen Kunst sei gefunden, und es sei, nach dem, was in Paris vorgefallen, nicht mein zweckmäßig, in dem Bau einer, mit dem Luftball verbundenen, Maschine eine Kraft zu suchen, die in dem Luftball selbst, und in dem Element, das ihn trägt, vorhanden ist.
    2) Daß die Behauptung, in der Luft seien Strömungen der vielfachsten und mannigfaltigsten Art enthalten, wenig Befremdendes und Außerordentliches in sich faßt, indem unseres Wissens, nach den Aufschlüssen der neuesten Naturwissenschaft, eine der Hauptursachen des Windes, chemische Zersetzung oder Entwickelung beträchtlicher Luftmassen ist. Diese Zersetzung oder Entwickelung der Luftmassen aber muß, wie eine ganz geringe Einbildung lehrt, ein konzentrisches oder exzentrisches, in allen seinen Richtungen diametral entgegengesetztes, Strömen der in der Nähe befindlichen Luftmassen veranlassen; dergestalt, daß an Tagen, wo dieser chemische Prozeß im Luftraum häufig vor sich geht, gewiß über einem gegebenen, nicht allzubeträchtlichen Kreis der Erdoberfläche, wenn nicht alle, doch so viele Strömungen, als der Luftfahrer, um die willkürliche Direktion darauf zu gründen, braucht, vorhanden sein mögen.
    3) Daß der Luftballon des Herrn Claudius selbst (in sofern ein einzelner Fall hier in Erwägung gezogen zu werden verdient) zu dieser Behauptung gewissermaßen den Beleg abgibt, indem ohne Zweifel als derselbe ½5 Uhr durchaus westlich in der Richtung nach Spandau und Stendal aufstieg, niemand geahndet hat, daß er, innerhalb zwei Stunden, durchaus südlich, zu Düben in Sachsen niederkommen würde.
    4) Daß die Kunst, den Ballon vertikal zu dirigieren, noch einer großen Entwickelung und Ausbildung bedarf, und derselben auch wohl, ohne eben große Schwierigkeiten, fähig ist, indem man ohne Zweifel durch Veränderung nicht bloß des absoluten, sondern auch spezifischen Gewichts (vermittelst der Wärme und der Expansion) wird steigen und fallen und somit den Luftstrom mit größerer Leichtigkeit wird aufsuchen lernen, dessen man, zu einer bestimmten Reise, bedarf.
    5) Daß Herr Claudius zwar wenig getan hat, die Aufmerksamkeit des Publikums, die er auf

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