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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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widerstrahlen.
Geliebte, sieh! So viele Freude schüttet
Er zwischen Erd und Himmel endlos aus;
Wärst du vom Schicksal nun bestimmt
So vieler Millionen Wesen Dank,
Ihm seine ganze Fordrung an die Schöpfung
In einem einzgen Lächeln auszuzahlen,
Würdst du dich ihm wohl – ach! ich kanns nicht denken,
Laß michs nicht denken – laß –
     
    Alkmene: Fern sei von mir,
Der Götter großem Ratschluß mich zu sträuben.
Ward ich so heilgem Amte auserkoren,
Er, der mich schuf, er walte über mich,
Doch –
     
    Jupiter: Nun? –
     
    Alkmene: Läßt man die Wahl mir –
     
    Jupiter: Läßt man dir –?
     
    Alkmene: Die Wahl, so bliebe meine Ehrfurcht ihm,
Und meine Liebe dir, Amphitryon.
     
    Jupiter: Wenn ich nun dieser Gott dir wär –?
     
    Alkmene: Wenn du
– Wie ist mir denn? Wenn du mir dieser Gott wärst
– – Ich weiß nicht, soll ich vor dir niederfallen,
Soll ich es nicht? Bist dus mir? Bist dus mir?
     
    Jupiter: Entscheide du. Amphitryon bin ich.
     
    Alkmene: Amphitryon –
     
    Jupiter: Amphitryon, dir ja.
Doch wenn ich, frag ich, dieser Gott dir wäre,
Dir liebend vom Olymp herabgestiegen,
Wie würdest du dich dann zu fassen wissen?
     
    Alkmene: Wenn du mir, Liebster, dieser Gott wärst – ja,
So wüßt ich nicht, wo mir Amphitryon wäre,
So würd ich folgen dir, wohin du gehst,
Und wärs auch, wie die Euridike, zum Orkus.
     
    Jupiter: Wenn du nicht wüßtest, wo Amphitryon wäre.
Doch wie, wenn sich Amphitryon jetzt zeigte?
     
    Alkmene: Wenn sich Amphitryon mir – ach, du quälst mich.
Wie kann sich auch Amphitryon mir zeigen,
Da ich Amphitryon in Armen halte?
     
    Jupiter:
Und dennoch könntst du leicht den Gott in Armen halten,
Im Wahn, es sei Amphitryon.
Warum soll dein Gefühl dich überraschen?
Wenn ich, der Gott, dich hier umschlungen hielte,
Und jetzo dein Amphitryon sich zeigte,
Wie würd dein Herz sich wohl erklären?
     
    Alkmene: Wenn du, der Gott, mich hier umschlungen hieltest
Und jetzo sich Amphitryon mir zeigte,
Ja – dann so traurig würd ich sein, und wünschen,
Daß er der Gott mir wäre, und daß du
Amphitryon mir bliebst, wie du es bist.
     
    Jupiter: Mein süßes, angebetetes Geschöpf!
In dem so selig ich mich, selig preise!
So urgemäß, dem göttlichen Gedanken,
In Form und Maß, und Sait und Klang,
Wie’s meiner Hand Äonen nicht entschlüpfte!
     
    Alkmene: Amphitryon!
     
    Jupiter: Sei ruhig, ruhig, ruhig!
Es wird sich alles dir zum Siege lösen.
Es drängt den Gott Begier, sich dir zu zeigen,
Und ehe noch des Sternenheeres Reigen
Herauf durchs stille Nachtgefilde zieht,
Weiß deine Brust auch schon, wem sie erglüht –
Sosias!
     
    Sosias: Herr!
     
    Jupiter: Auf jetzt, mein treuer Diener,
Auf daß sich dieser Tag verherrliche!
Alkmene hat sich liebend mir versöhnt:
Und du, du gehst, und rufst zu einem Feste
Im Lager mir, wo du sie triffst, die Gäste.
Beide ab.
     

Sechste Szene
     
     
     
    Charis. Sosias.
     
    Charis für sich: Was hast du da gehört, Unselige?
Olympsche Götter wären es gewesen?
Und der sich für Sosias hier mir gibt,
Der wäre einer der Unsterblichen,
Apollon, Hermes oder Ganymed?
     
    Sosias für sich: Der Blitzgott! Zeus soll es gewesen sein.
     
    Charis für sich: Pfui, schäme dich, wie du dich aufgeführt.
     
    Sosias für sich: Mein Seel, er war nicht schlecht bedient.
Ein Kerl, der seinen Mann stund, und sich
Für seinen Herrn schlug, wie ein Panthertier.
     
    Charis für sich: Wer weiß auch, irr ich nicht. Ich muß ihn prüfen.
Laut: Komm, laß uns Frieden machen auch, Sosias.
     
    Sosias:Ein andermal. Jetzt ist nicht Zeit dazu.
     
    Charis: Wo gehst du hin?
     
    Sosias: Ich soll die Feldherrn rufen.
     
    Charis: Vergönne mir ein Wort vorher, mein Gatte.
     
    Sosias: Dein Gatte –? O, recht gern.
     
    Charis: Hast du gehört,
Daß in der Dämmerung zu meiner Fürstin gestern,
Und ihrer treuen Dienerin,
Zwei große Götter vom Olymp gestiegen,
Daß Zeus, der Gott der Wolken, hier gewesen,
Und Phöbus ihn, der herrliche, begleitet?
     
    Sosias: Ja wenns noch wahr ist. Leider hört ichs, Charis.
Dergleichen Heirat war mir stets zuwider.
     
    Charis: Zuwider? Warum das? Ich wüßte nicht –
     
    Sosias: Hm! Wenn ich dir die Wahrheit sagen soll,
Es ist wie Pferd und Esel.
     
    Charis: Pferd und Esel!
Ein Gott und eine Fürstin! Für sich: Der auch kömmt
Wohl vom Olymp nicht. Laut: Du beliebst
Mit deiner schlechten Dienerin zu scherzen.
Solch ein Triumph, wie über uns gekommen,
Ward noch in Theben nicht erhört.
     
    Sosias: Mir

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