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Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Saemtliche Werke von Heinrich von Kleist (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich von Kleist
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Ich.
     
    Merkur: Wer? Ich!
     
    Amphitryon: Ah! Öffne!
     
    Merkur: Öffne! Tölpel! Wer denn bist du,
Der solchen Lärm verführt, und so mir spricht?
     
    Amphitryon: Ich glaub du kennst mich nicht?
     
    Merkur: O ja;
Ich kenne jeden der die Klinke drückt.
– Ob ich ihn kenne!
     
    Amphitryon: Hat ganz Theben heut
Tollwurz gefressen, den Verstand verloren? –
Sosias! he! Sosias!
     
    Merkur: Ja, Sosias!
So heiß ich. Schreit der Schuft nicht meinen Namen,
Als ob er sorgt’, ich möcht ihn sonst vergessen.
     
    Amphitryon: Gerechte Götter! Mensch! Siehst du mich nicht?
     
    Merkur: Vollkommen.
Was gibts?
     
    Amphitryon: Hanlunke! Was es gibt?
     
    Merkur: Was gibt’s denn nicht,
Zum Teufel? Sprich, soll man dir Rede stehn. ;
     
    Amphitryon: Du Hundsfott wart! Mit einem Stock da oben
Lehr ich dich, solche Sprache mit mir führen.
     
    Merkur: Ho, ho! Da unten ist ein ungeschliffner Riegel.
Nimms nicht für ungut.
     
    Amphitryon: Teufel!
     
    Merkur: Fasse dich.
     
    Amphitryon: Heda! Ist niemand hier zu Hause?
     
    Merkur: Philippus! Charmion! Wo steckt ihr denn!
     
    Amphitryon: Der Niederträchtige!
     
    Merkur: Man muß dich doch bedienen.
Doch harrst du in Geduld nicht, bis sie kommen,
Und rührst mir noch ein einzigs Mal
Den Klöpfel an, so schick ich von hier oben
Dir eine sausende Gesandtschaft zu.
     
    Amphitryon: Der Freche! Der Schamlose, der! Ein Kerl,
Den ich mit Füßen oft getreten; ich
Wenn mir die Lust kommt, kreuzgen lassen könnte. –
     
    Merkur: Nun? bist du fertig? Hast du mich besehen?
Hast du mit deinen stieren Augen bald
Mich ausgemessen? Wie er auf sie reißt!
Wenn man mit Blicken um sich beißen könnte,
Er hätte mich bereits zerrissen hier.
     
    Amphitryon: Ich zittre selbst, Sosias, wenn ich denke,
Was du mit diesen Reden dir bereitest.
Wie viele Schläg entsetzlich warten dein!
– Komm, steig herab, und öffne mir.
     
    Merkur: Nun endlich!
     
    Amphitryon: Laß mich nicht länger warten, ich bin dringend.
     
    Merkur: Erfährt man doch, was dein Begehren ist.
Ich soll die Pforte unten öffnen?
     
    Amphitryon: Ja.
     
    Merkur: Nun gut. Das kann man auch mit Gutem sagen
Wen suchst du?
     
    Amphitryon: Wen ich suche?
     
    Merkur: Wen du suchst,
Zum Teufel! bist du taub? Wen willst du sprechen?
     
    Amphitryon:
Wen ich will sprechen? Hund! ich trete alle Knochen
Dir ein, wenn sich das Haus mir öffnet.
     
    Merkur: Freund, weißt du was? Ich rat dir, daß du gehst.
Du reizest mir die Galle. Geh, geh, sag ich.
     
    Amphitryon: Du sollst, du Niederträchtiger, erfahren,
Wie man mit einem Knecht verfährt,
Der seines Herren spottet.
     
    Merkur: Seines Herrn?
Ich spotte meines Herrn? Du wärst mein Herr? –
     
    Amphitryon: Jetzt hör ich noch, daß ers mir leugnet.
     
    Merkur: Ich kenne
Nur einen, und das ist Amphitryon.
     
    Amphitryon: Und wer ist außer mir Amphitryon,
Triefäug’ger Schuft, der Tag und Nacht verwechselt?
     
    Merkur: Amphitryon?
     
    Amphitryon: Amphitryon, sag ich.
     
    Merkur: Ha, ha! O ihr Thebaner, kommt doch her.
     
    Amphitryon: Daß mich die Erd erstrafft’! Solch eine Schmach!
     
    Merkur: Hör, guter Freund dort! Nenn mir doch die Kneipe
Wo du so selig dich gezecht!
     
    Amphitryon: O Himmel!
     
    Merkur: Wars junger oder alter Wein?
     
    Amphitryon: Ihr Götter!
     
    Merkur: Warum nicht noch ein Gläschen mehr? Du hättest
Zum König von Ägypten dich getrunken!
     
    Amphitryon: Jetzt ist es aus mit mir.
     
    Merkur: Geh, lieber Junge,
Du tust mir leid. Geh, lege dich aufs Ohr. ;
Hier wohnt Amphitryon, Thebanerfeldherr,
Geh, störe seine Ruhe nicht.
     
    Amphitryon: Was? dort im Hause wär Amphitryon?
     
    Merkur: Hier in dem Hause ja, er und Alkmene.
Geh, sag ich noch einmal, und hüte dich
Das Glück der beiden Liebenden zu stören,
Willst du nicht, daß er selber dir erscheine,
Und deine Unverschämtheit strafen soll. Ab.
     

Dritte Szene
     
    Amphitryon: Was für ein Schlag fällt dir, Unglücklicher!
Vernichtend ist er, es ist aus mit mir.
Begraben bin ich schon, und meine Witwe
Schon einem andern Ehgemahl verbunden.
Welch ein Entschluß ist jetzo zu ergreifen?
Soll ich die Schande, die mein Haus getroffen,
Der Welt erklären, soll ich sie verschweigen?
Was! Hier ist nichts zu schonen. Hier ist nichts
In dieser Ratsversammlung laut, als die
Empfindung nur, die glühende, der Rache,
Und meine einzge zarte Sorgfalt sei,
Daß der Verräter lebend nicht entkomme.
     

Vierte Szene
     
    Sosias. Feldherren. Amphitryon.
     
    Sosias: Hier seht

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