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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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gesponnenes Herz, daß die blanke Krone scheuer Weiblichkeit , die alle diese Vorzüge erst putzt und hebt, in den volkreichen Zimmern der Residentin ein wenig schwärzlich angelaufen ist, wie Silber im sumpfigen Holland, und daß deiner Tugend, der nichts fehlet, die Gestalt der Tugend fehlt! – Ihr Eltern! euere Jungen machen sich in der Hölle kaum schwarz; aber für euere Töchter und ihren schneeweißen Anzug ist kaum der Himmel gescheuert und sauber genug!
    Sie sind selten schlechter als ihre Gesellschaft, aber auch selten besser. Dieser geistige Wein zieht den Obstgeschmack der Evas- und Paris-Äpfel, die um ihn liegen, ein; er schmeckt alsdann noch gut, aber nur wie Wein nicht.
    Der Doktor gab mir über Gustavs Lage viel Licht, das zu seiner Zeit den Lesern wieder gegeben werden soll. –
    Eine gewisse Person, die fast alle vierzehn Tage nachlieset, was ich geschrieben, ist satirisch und fragt mich, auf welchem Bogen, ob auf dem Bogen Aaa oder Zzz, der fernere Liebehandel zwischen Paul und Beata bearbeitet werde – sie fragt ferner, obs dem Leser schon erzählt ist, daß der kokettierende Paul Verse, Schattenrisse, Sträußer und Adagios seitdem gemacht, um sein Herz auf diesen Deserttellern, auf diesen durchbrochnen Fruchttellern, in diesen Konfektkörbchen zu bringen und zu präsentieren – diese fatale mokante Personage fragt endlich, ob es der Welt schon berichtet ist, daß aber Beata sich nichts ausgebeten als das leere Körbchen und den leeren Desertteller…. Im Grund’ ärgert mich diese Maliz niemal; aber der Doktor Fenk und der Leser haben offenbar die boshafteste Geschicklichkeit, Herzens-Sachen falsch zu stellen und zu sehen – Wahrhaftig es war bisher lauter Scherz, meine vorgegebene Liebe; und wenn sie keiner war: so müßte sie einer werden, weil ich einen so schönen und so verdienstvollen Nebenbuhler, als ich, wie es scheint, an Gustav bekommen soll, nicht einmal überflügeln und verdunkeln möchte, wenn ich auch könnte oder dürfte, wie doch wohl nicht ist….
    Ende des ersten Teils

Zweiter Tei l
     

Siebenundzwanzigster oder XXI. Trinitatis-Sekto r
     
    Gustavs Brief – Fürst mit seinem Frisierkamm
    Nun ist Gustav im alten Schlosse – sein Schauplatz hob sich bisher täglich, von der Erdhöhle in eine Ritterburg, dann in ein Kadetten-Philanthropin, endlich in ein Fürstenschloß. Der reiche Oefel mietete es, weil es an das neue anstieß, wo der Blocksberg der großen Welt von Scheerau war. Die Residentin von Bouse hatte beide von ihrem Bruder geerbt, der hier unter ihren Küssen und Tränen verschied. Die Natur hatte ihr alles gegeben, was das eigne Herz erhebt und das fremde gewinnt; aber die Kunst hatte ihr zu viel gegeben, ihr Stand ihr zu viel genommen – sie hatte zu viele Talente, um an einem Hofe andre Tugenden zu behalten als männliche; sie vereinigte Freundschaft und Koketterie – Empfindung und Spott – Achtung der Tugend und Philosophie der Welt – sich und unsern Fürsten. Denn dieser war ihr erklärter Liebhaber, welchem sie ihr Herz mehr aus Ehre als aus Neigung ließ. Sie war zu etwas Besserem gemacht als zu schimmern; allein da sie zu nichts Gelegenheit hatte als zum Schimmer: so vergaß sie, daß es jenes Bessere gebe. Aber wer zu etwas Höherem geboren ist als zur Welt- oder Hofglückseligkeit: der fühlt in bittern Stunden seine versäumte Bestimmung. – Es wird sich hieher eine neue Ursache anzugeben schicken, die Oefeln aus Scheerau warf: er sollte und wollte auf fürstlichen Befehl für den Geburttag der Residentin ein Drama auf der Drehscheibe seines Pultes auskneten. Das Drama sollte Beziehungen haben. Auf dem Liebhabertheater zu Oberscheerau – wo der Fürst nicht wie auf dem Kriegtheater Figurant, sondern erster Akteur war und wo er eine ordentliche Hoftruppe ersetzte und ersparte – sollte es vom Fürsten, von Oefel und einigen andern gespielt werden. Der Fürst hatte noch Augen, die Residentin anzublicken, noch eine Zunge, sie zu lieben, noch Tage, es ihr zu beweisen, noch ein Theater, ihr zu huldigen: gleichwohl haßte er sie schon, weil sie zu edel für ihn war; denn seine Theaterrolle sollte (wie unten gedruckt werden soll) mehr ihm als ihr Dienste tun. – Oefel (welcher Ambassadeur und Hoftheaterdichter und Akteur auf einmal war, weil ein schlechter Unterschied ist) malte in sein Drama Beaten hinein und wollte ihr durch ihr Abbild schmeicheln und verhoffte, sie werde mit agieren und ihr Porträt zu ihrer Rolle machen. Alles dies glaubte

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