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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Zum leztenmal siehst du ihn, siehst du dies Haus, siehst du dies alles - klang’s in der trauernden Sele. Mein Freund war noch auf, als ich kam. Wir redeten wenig - mein Busen sch wol - — alles war gespant. Mein Freund war sanfter. Nicht so ser erschüttert’ ihn der Gedanke des Scheidens. Ruhig hob sich sein Busen - ruhig ran die Träne - er war wie’s stille Mer, auf dem die fächelnden Zephyr’s nur schwache Welgen erregen. Zu früh um fünf Ur standen wir auf; weil ich um sechse schon abgehen wolte. Stil giengen wir beide herum. Wenige Wort’ entbebten den Lippen. Jeder fülte die Lükke, die bald in ihm solte gemacht werden. Ach! immer durchflog mich der Gedanke - wie der Bliz das Dunkel - näher komt die Stunde, we du von ihm must. Schon schlug’s dreiviertel auf Sechse. Ha! da rolten die Tränen die Wangen herab - Da stand er am einen, und ich am ändern Fenster; und ieder verbarg die weinenden Augen. Wir sahen so hinaus als es sechse schlug. - Stumme Szene! - Wir kerten uns vom Fenster ab, eilten an einander, umarmten uns - Weinten die Tränen, die Scheidende weinen, mit einander - vermischten sie - die Sinne vergiengen - es wurde finster in den bebenden Selen-ieder fültenur den andern - genos Wonne, fülte Schmerzen. Ach! und dan! zerreissender Schmerz! »Lebe wol« zu sagen, und fort - weit von ihm. Ich weine. Ach Wilhelm! erinnere dich noch einmal der Szene, da wir am dämmernden Morgen, am langsamen Heraufsteigen der rötlichen Sonne, in Gottes freier Luft uns trenten. Ach! wie’s so schwer gieng! Und wer solt’s nicht gefült haben, wer - der einmal einen Freund hatte, und sich trennen must’ auf etliche Wochen, Monate, Jare, auf immer? Got! wie’s im Busen walt, und Feuersglut in Adern rolt! wie’s Herz zerprest, wie sich’s sent, wie die Augen weinen, die Hände glühen, die Lippen beben, und der ganze Mensch in alumfassende Gefüle versenkt wird, und Engel sich fült! -
     
     
    am 12 Oktober.
    Da bin ich nun da, auf der Universität! und zu was Ende? daß ich Geld verzere, das ich besser hätt’ anwenden können, Sachen vergesse, die ich gewust habe, und Dinge lerne, die mir nichts nüzzen. Wirklich das ganze Universitäts Leben ist weiter nichts - — Sol’s mer sein? - So bin ich auf keiner Universität; so bin ich zu Hause, we ich das Gute eben so gut lernen kan. Was mir al die Professoren sagen wollen, kan ich aus den Büchern besser - gründlicher - und mit weniger Zeit und Geldverlust lernen. Aber das Ding hat man einmal in finstern Zeiten angefangen, we man wenig Bücher schrieb, und we man, um klug zu werden, die Leute selbst hören muste. Jezt nun, da’s einmal Mod’ ist, hält man’s für Sünde, diese Sitt’ abzuändern - man hat Bücher, hört die Professoren und der Dümling bleibt doch allemal derselbe. Wegen der Studenten - da ist weniges zu sagen. Der halbe Teil geht hin in seinem Altagssin - bleibt Dumkopf - — verzert’s Geld - verludert die Zeit - unedel genug! Ein Teil ist ein wenig klüger: schlendert den betretenen Weg seiner Vorfaren dahin - tut, was andre tun - betet nach. Dieser ganzes Dichten und Trachten zwekt dahin, einmal ein einträgliches Dienstgen zu bekommen - dan so hinzuleben und selig zu sterben. Dieses nun könte man ihnen nicht verargen. Denn wer wil von dem, der kaum Sinneskraft genug hat, auf dem gewönlichen Weg fortzukommen, wer wil von dem fordern, sich neue Wege zu banen? Aber nicht genug, daß sie die alten nicht verlassen - sie hassen, beleidigen und belächeln auch den, der ihre verläst, ungebante banet, noch nie erklimte erklimmet. Wenige giebt’s, die mer Drang des Geistes in sich fülen. Diese wollen nicht blos studiren, um einmal ihren Körper dadurch zu erhalten - sie lernen, ihren Geist zu nären. Mit algewaltiger Geniekraft fallen sie über die Wissenschaften her - blikken tief in’s Innerste - fliegen Adlersflug - leuchten Sonnenglanz. Aber diese kent man so selten, mag sie nicht kennen. Denn sie schaden den Altagsweggängern erstaunlich - verderben ihnen den bepflasterten Weg - und machen ihnen viel Not und Plage. Erstaunlich gering ist die Anzal derer, die in Rüksicht auf’s bessere Herz die genanten übertreffen. Ich finde noch überal mer den Verstand kultivirt und Rüksicht auf ihn genommen, als das Herz verbessert - zu feinem Regungen gemildert. Wirklich ein gescheuter Kerl wird tausendmal mer geschäzt, als ein empfindsamer Jüngling. Diesen Bösewicht da, der sich nichts rümen kan, als übel angewandter

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