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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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irgendeines auf der Fürstenbank – (denn jedes muß eine solche pharmazeutische Quelle wie einen Flakon bei sich führen, um gegen kameralistische Ohnmacht daran zu riechen) – ferner kann es bekannt sein, daß sonst viele Gäste hierher kamen und jetzt keine Katze – und daß daran nicht der Brunnen, sondern die Kammer schuld ist, die zu viel hineinbauete und zu viel herausheben will und die so teuer anfing, als der Seltersbrunnen endigte – daß mithin unser Brunnen so wohlfeil endigen will, als jener anfing – und daß unser Lilienbad bei allen medizinischen Kräften doch die wichtigere nicht hat, einen wenigstens nur so krank zu machen, als eine Kammerjungfer ist – – ich sagte, das wär’ alles bekannt genug, und ich hätt’ es also gar nicht zu sagen gebraucht.
    Freilich ists nicht das Verdienst der andern Gesundbrunnen, wenn sie angenehme Krankheitbrunnen sind, um die sich die ganze große und reiche Welt als Priester stellet; – hätten wir nur hier in Lilienbad auch solche weibliche Engel wie in andern Bädern, die den Teich von Bethesda erschüttern und ihm eine medizinische Kraft mitteilen, die der des biblischen Teiches entgegengesetzt ist; hätten wir Spieler, die zum Sitzen, Brunnenärzte, die zum Brunnensaufen (nicht Brunnentrinken) zwingen: so würde unsere Quelle so gut wie jede andre deutsche fähig sein, die Zechgäste instand zu setzen, daß sie jedes Jahr – wiederkämen. Aber so wird unsere Brunneninspektion ewig sehen müssen, wie die kranke Phalanx der großen Welt vor uns vorbeirollt und um andre Brunnen sich drängt, wie die wilden Tiere um einen in Afrika; und wenn Plinius aus diesen Tierkonventen das Sprichwort in der Note erklärt: so wollt’ ich auch ähnliche Neuigkeiten aus den Brunnenkongressen erklären.
    Die Kammer ist am Ende am meisten zu bedauern, daß in unserem Josaphats-Tale bloß Natur, Seligkeit, Mäßigkeit und Auferstehung wohnet.
    Heute tranken wir alle am Wasser-Baquet das über Eisen abgezogne Wasser unter dem Lärm der Vögel und Blätter und schlangen das daraus schimmernde Sonnenbild und zugleich ihr Feuer mit hinein. Der Kummer-Winter hat um die Augenlider der Beata und um ihren Mund die unaussprechlich-holden Buchstaben ihres verblichnen Schmerzes gezogen; ihr großes Auge ist ein sonnenheller Himmel, dem glänzende Tropfen entfallen. Da ein Mädchen die Pfauenspiegel ihrer Reize leichter an einem andern Mädchen als an einer Mannsperson entfalten kann: so gewann sie sehr durch das Spiel mit meiner Schwester. – Gustav – war unsichtbar; er trank seinen Brunnen nach und verirrte sich in die Reize der Gegend, um eigentlich den größern Reizen ihrer Bewohnerin zu entkommen. Das Glück ausgenommen, sie zu sehen, kannt’ er kein größeres als das, sie nicht zu sehen. Sie spricht nicht von ihm, er nicht von ihr; seine herauswollenden Gedanken an sie werden nicht zu Worten, sondern zu Errötungen. Wollte der Himmel, ich faßte statt einer Lebensbeschreibung einen Roman ab: so führt’ ich euch, schöne Seelen, einander näher und konstruierte unsern freundschaftlichen Zirkel aus seinen Segmenten wieder; dann bekämen wir hier einen solchen Himmel, daß, wenn der Tod vorbeiginge und uns suchte, dieser ehrliche Mann nicht wüßte, ob wir schon darin säßen oder von ihm erst hineinzuschaffen wären….
    Ich habe verständig und delikat zugleich gehandelt, daß ich einen gewissen Aufsatz, den Beata im Winter machte und zu dem ich auf eine ebenso ehrliche als feine Weise kam, vor Gustav so gut brachte wie vor meine Leser hier. Er ist an das Bild ihres wahren Bruders gerichtet und besteht in Fragen. Der Schmerz liegt auf den weiblichen Herzen, die geduldig unter ihm sich drücken lassen, mit größerer Last als auf den männlichen auf, die sich durch Schlagen und Pochen unter ihm wegarbeiten; wie den unbeweglichen Tannengipfel aller Schnee belastet, indes auf den tiefern Zweigen, die sich immer regen, keiner bleibt.
    An das Bild meines Bruders
    »Warum blickst du mich so lächelnd an, du teures Bild? Warum bleibt dein Farbenauge ewig trocken, da meines so voll Tränen vor dir steht? O wie wollt’ ich dich lieben, wärest du traurig gemalt!
    Ach Bruder! sehnest du dich nach keiner Schwester, saget dirs dein Herz gar nicht, daß es in der öden Erde noch ein zweites gibt, das dich so unaussprechlich liebt? – Ach hätt’ ich dich nur einmal in meine Augen, in meine Arme gefasset – – wir könnten uns nie vergessen! Aber so…. wenn du auch

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