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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Opfer, das ihm der traurigste und der freudigste Mensch so schwer versagen kann….
    Gerade jetzt drängte ich mich wieder hinaus in seine Strahlen und komme wieder an meinen Schreibtisch und danke dem Schleier der Nacht, der um das Universum doppelt herumreicht, daß er auch über den größten Schmerzen und Freuden der Menschen sich faltet…. Wir waren also auf unserer Insel so schwermütig stumm, wie an einer Pforte der fröhlichen Ewigkeit; der länderbreite Frühling zog mit seiner Herrlichkeit – mit seinem gesunknen lauen Monde – mit seinem schillernden Venusstern – mit seiner erhabnen Mitternachtröte – mit seinen himmlischen Nachtigallen vor fünf Menschen vorüber; er warf und häufte in diese fünf Überglückliche seine Knospen und seine Blüten und seine dämmernden Aussichten und Hoffnungen und seine tausend Himmel und nahm ihnen nichts dafür weg als ihre Sprache . O Frühling! o du Erde Gottes! o du unumspannter Himmel! ach! regte sich heute doch in allen Menschen auf dir das Herz in freudigen Schlägen, damit wir alle nebeneinander unter den Sternen niederfielen und den heißen Atem in eine Jubel-Stimme ergössen und alle Freuden in Gebete, und das hohe Herz nach dem hohen Himmelblau richteten und in der Entzückung nicht Kummer-, sondern Wonne-Seufzer abschickten, deren Weg so lang zum Himmel wie unserer zum Sarge ist!… Du bitterer Gedanke, oft unter lauter Unglücklichen der Fröhliche zu sein! – du süßerer, unter lauter Glücklichen der Betrübte zu sein!
    Endlich flossen vom Silberblick des steigenden Mondes die trübenden Schlacken hinweg; er stand wie eine unaussprechliche Entzückung höher in der Nacht des Himmels, aus dessen Hintergrund in den Vorgrund gemalt. Die Frösche durchschlugen wie eine Mühle die Nacht, und ihr forttönender vielstimmiger Lärm hatte die Wirkung eines Schweigens. – O welcher Mensch, den der Tod zu einem über die Erde fliegenden Engel gemacht hätte, wäre nicht auf sie niedergefallen und hätte unter irdischem Laub und auf der irdischen, vom Monde übersilberten Erde (wie von der Sonne übergoldeten) nicht an seinen verlassenen Himmel gedacht und an seine alten Menschen-Auen, seine alten Frühlinge hienieden und an seine vorigen Hoffnungen unter den Blüten? –
    Ihr Rezensenten! vergebt mir nur heute und lasset mich fortfahren!
    Endlich stiegen wir in die Gondel wie in einen Charons-Nachen ein, wir räumten entzückt und unwillig das buschige Ufer und den aus dem Wasser an seine Blätter aufgestrahlten Widerschein. Das größte Vergnügen, der größte Dank treiben nicht waagrechte , sondern senkrechte , ins Herz greifende versteckte Wurzeln; wir konnten also zu Fenk nicht viel sagen, der von der Freudenstätte heute nacht nicht weggeht. – Du Freund! der mir teurer als allen andern ist, vielleicht wenn alles stiller und der Mond höher und reiner und die Nacht ewiger ist, gegen Morgen hin, wirst du zu weinen anfangen über beides, was die Erde dir gegeben, was sie dir genommen. – Geliebter! wenn du es jetzt in dieser Minute tust: so tu’ ich es ja auch! –…
    Mit unserem ersten Tritt ins Boot durchdrangen (wahrscheinlich auf Fenks Anordnung) die Alphörner wieder die Nacht; jeder Ton klang in ihr wie eine Vergangenheit, jeder Akkord wie ein Seufzer nach einem Frühling der andern Welt; der Nacht-Nebel spielte und rauchte über Wäldern und Gebirgen und zog sich wie die Grenze des Menschen, wie Morgenwolken der künftigen Welt um unsere Frühlingerde. Die Alphörner verhallten wie die Stimme der ersten Liebe an unseren Ohren und wurden lauter in unsern Seelen; das Ruder und das Boot schnitt das Wasser in eine glimmende Milchstraße entzwei; jede Welle war ein zitternder Stern, das wankende Wasser spiegelte den Mond zitternd nach, den wir lieber vertausendfältigt als verdoppelt hätten und dessen sanftes Lilienantlitz unter der Welle noch blasser und holder blühte. – Umzingelt von vier Himmeln – dem oben im Blauen, auf der Erde, im Wasser und in uns – schifften wir durch schwimmende Blüten hin. Beata saß am einen Ende des Bootes entgegengerichtet dem andern, dem Monde und dem Freund ihrer zarten Seele – ihr Blick glitt leicht zwischen dem Monde und ihm hinab und hinauf – er dachte an seine morgendliche Reise und an seine längere Gesandtschaftreise und bat uns alle um schriftliche Denkmäler, damit er immer gut bleibe wie jetzt unter uns, und erinnerte Beata an ihr Versprechen, ihm auch eines zu geben. – Sie hatt’ es schon

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