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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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Scheine sechs verschiedner Schüsseln auf das Tischtuch und in den Mund zu spielen und belustigt uns zweimal im Jahr mit einer Nachahmung des berühmten Kartoffel-Gastmahls in Paris: anfangs kam bloß eine Kartoffelsuppe – dann schon mit anderer Zubereitung wieder Kartoffeln – das dritte Gericht hingegen bestand aus umgearbeiteten Kartoffeln – auch das vierte – als fünftes konnte man nun wieder Kartoffeln servieren, sobald man nur zum sechsten neu brillantierte Kartoffeln bestimmte – und so ging es durch 14 Gerichte hindurch, wobei man noch von Glück zu sagen hatte, daß wenigstens Brot, Konfekt und Likör den Magen aufrichteten und aus Kartoffeln bestanden. – –
    Tadel ist eine angenehme Zitronensäure am Lob; daher werden beide von der Welt nur miteinander gleichsam in einem Sauerhonig verteilt; so wie nach dem Talmud auf den Räuchopferaltar einige Finger voll Teufelsdreck mit geworfen wurden. Das einzige folglich, was ich an den Rezensenten nach dem vorigen Lobe aussetzen will, und womit sie wirklich anstoßen, ist dieses, daß sie selten (ihr Herz ist gut) viel von der Sache oder Schrift verstehen, worüber sie richten; und selbst dieser Tadel passet nur auf den größern Teil. – –
    »Web es ein,« (fährt der Entwurf fort) »daß du nicht daraus kommen kannst, was die jetzige Enthüllung und Enthülsung der weiblichen Arme , Busen und Rücken bedeuten soll, so wie sonst die Pfauen gerade mit ähnlichen glänzenden Teilen, mit Hälsen, Flügeln und Köpfen, die nicht abgerupfet waren, in der Bratenschüssel auftraten. – Es wird daher gut sein, wenn du vermutest, daß die schalenlosen Damen heimliche Jesuitinnen und Freimäurerinnen sind, weil in beiden Orden die Mysterien und Verhüllungen mit Entblößung anfangen; oder gib auch diese unbefiederten Glieder irgendeinem Darben schuld, wie ein Küchlein aus einem Ei, woraus man nur einige Tropfen Eiweiß wegschöpfte, mit federlosen Stellen auskriecht – Drohe wenigstens, daß Damen und Krebse am liebsten in der Mause gefangen und gesotten werden.« – –
    – Das ist einer von den Fällen, wovon ich oben sagte, daß ich darin Einfälle des Entwurfs, aus Mangel an Zusammenhang mit der ganzen Sache, aufgeben und wegwerfen müßte; denn wirklich hat die ganze Gliedermause nichts mit der Vorrede gemein als das Jahr der Geburt.
    »Von andern Autoren« (fährt deren Entwurf fort) »muß abgegangen und über den Beifall, den du erbeutet, nur stumm weggeschlichen werden, damit die Welt sieht, wie du bist. – Man erwartet von einer Vorrede zur zweiten Auflage eine kleine Produktenkarte oder ein Ernteregister alles des Nachflors, der die zweite über die erste erhebt: gib ihnen das Register!« –
    Gern! – Erstlich hab’ ich verbessert alle Druckfehler – dann alle Schreibfehler – dann viele Dissonanzen der Sprache – auch Wort- und Sachschnitzer genug; die Einfälle aber und die poetischen Tulpen hab’ ich selten ausgerissen. Ich sah, wenn ichs täte, so bliebe vom Buche (weil ich die ganze Manier ausstriche) nicht viel mehr in der Welt als der Einband und das Druckfehler-Verzeichnis. Der Theolog hasset juristische Anspielungen – der Jurist theologische – der Arzt beide – der Mathematiker alle vorigen – ich liebe sie alle; was soll man da lassen oder nehmen? – Der Frau mißfällt Satire, dem Manne erweichende Wärme (denn Kälte hält er an Büchern wie an Schokoladentafeln für Proben des Werts) – und das Publikum selber hat über ein Kapitel 45 Meinungen, wie Cromwell vier widersprechende Briefe an denselben Korrespondenten diktierte, bloß um seinen Schreibern den wahren zu verhehlen, den er fortschickte: – – welcher Meinung hängt in solchem Streit ein Autor an? – Am schicklichsten seiner eignen, wie die Welt der ihrigen. –
    Übrigens erlebt mein Werklein schwerlich so viele gedruckte Auflagen, als ich davon in meiner Stube geschriebene verbesserte veranstalte – und darum sind große Änderungen daran, wenn nicht entbehrlicher, doch schwieriger. Am Plane der Geschichte selber war – gesetzt auch, ich hätte vergessen wollen, daß es eine wahre ist – darum wenig umzubessern, weil das Werk ist wie meine Hose, die kein Schneider, sondern ein Strumpfwirkerstuhl gemacht, und woran eine einzige aufgehende Masche des rechten Schenkels das ganze Gestrick des linken aufknöpft. Denn es ist ein wesentlicher, aber unleugbarer Fehler des Buchs – den ich leicht aus dem Mangel an Episoden erkläre –, daß,

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