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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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des Dankes fühlte: dann war das beste Kind das glücklichste Kind. – Und alle waren über seine Freude froh und wünschten mehr dem Sohne als dem Vater Glück….
    Zwölf Kanonen gingen draußen los aus ebenso vielen Stubenschlüsseln – – Sie erschießen diese Historie. – –
    Denn jetzt ist sie wahrlich aus – nicht ein Wort, nicht eine Silbe weiß ich mehr – ich habe überhaupt in meinem Leben gar keinen Horion und kein St. Lüne gesehen oder gehört oder geträumt oder nur romantisch ersonnen – der Teufel und ich wissen, wie es ist, und ich meines Orts habe ohnehin jetzt bessere Dinge zu machen und zu eröffnen, nämlich:
    Die Ouvertüre und die geheime Instruktion
    Ein andrer hätte dumm gehandelt und gleich mit dem Anfang angefangen; ich aber dachte, ich könnte allemal noch sagen, wo ich hause – im Grunde am Äquator; denn ich wohne auf der Insel St. Johannis , die bekanntlich in den ostindischen Gewässern liegt, die ganz vom Fürstentum Scheerau umgeben sind. Es kann nämlich guten Häusern, die ihre ordentliche literarische Strazza (den Meßkatalog) und ihr ordentliches Kapitalbuch (die Literaturzeitung) halten, nichts weniger unbekannt sein als mein neuestes Landeserzeugnis, die unsichtbare Loge ; ein Werk, zu dessen Lesung mein Landesherr seine Landeskinder und selber die Schriftsassen (es wäre nicht ausdrücklich gegen die Rezesse) noch mehr nötigen sollte als zum Besuche der Landesuniversität. In diese Loge hab’ ich nun den außerordentlichen Teich gesetzt, welcher unter dem Namen ostindischer Ozean bekannter ist, und in den wir Scheerauer die wenigen Molukken und andere Inseln hineingefahren und -geflastert haben, auf denen unser Aktivhandel ruht. Während daß die unsichtbare Loge in eine sichtbare umgedruckt wurde, haben wir wieder eine Insel verfertigt – das ist die Insel St. Johannis, auf der ich jetzt hause und spreche.
    Der folgende Absatz dürfte anziehend werden, weil man darin dem Leser aufdeckt, warum ich auf dieses Buch den tollen Titel setzte: Hundposttage .
    Es war vorgestern am 29. April, daß ich abends auf- und abging auf meiner Insel – der Abend hatte sich schon in Schatten und Nebel eingesponnen – ich konnte kaum auf die Teidor -Insel hinübersehen, auf dieses Grabmal schöner untergesunkner Frühlinge, und ich hüpfte mit dem Auge bloß auf den nahen Laub- und Blütenknospen herum, diesen Flügelkleidern des wachsenden Frühlings – die Ebene und Küste um mich sah wie eine Anziehstube der Blumengöttin aus, und ihr Putzwerk lag zerstreuet und verschlossen in Tälern und Stauden herum – der Mond lag noch hinter der Erde, aber sein Strahlen-Springbrunnen sprützte schon am ganzen Rande des Himmels hinauf – der blaue Himmel war endlich mit Silberflittern durchwirkt, aber die Erde noch schwarz von der Nacht gemalt – ich sah bloß in den Himmel… als etwas plätscherte auf der Erde….
    Ein Spitzhund tats, der in den indischen Ozean gesprungen war und nun losdrang auf St. Johannis. Er kroch an meine Küste hinauf und regnete wedelnd neben mir. Mit einem blutfremden Hunde ist eine Unterredung noch saurer anzuspinnen als mit einem Engländer, weil man den Charakter und Namen des Viehes nicht kennt. Der Spitz hatte etwas mit mir vor und schien ein Bevollmächtigter zu sein. Endlich machte der Mond seine Strahlen-Schleusen auf und setzte mich und den Hund unter Licht.
    »Sr. Wohlgeboren des Herrn Berg-Hauptmann Jean Paul
     
    auf
    Frei
    St. Johannis.«
    Diese Aufschrift an mich hing vom Halse der Bestie herunter und war an eine Kürbisflasche, die ans Halsband gebunden war, angepicht. Der Hund willigte ein, daß ich ihm sein Felleisen abstreifte, wie den Alpenhunden ihren tragbaren Konvikttisch. Ich zog aus dem Kürbis, der in Marketenderzelten oft mit Geist gefüllt worden, etwas heraus, was mich noch besser berauschte – ein Bündel Briefe. Gelehrte, Verliebte, Müßige und Mädchen sind unbändig auf Briefe erpicht; Geschäftleute gar nicht.
    Das ganze Bündel – Name und Hand waren mir fremd – drehte sich um den Inhalt, ich wäre ein berühmter Mann und hätte mit Kaisern und Königen Verkehr , und Berghauptmänner meines Schlages gäb’ es wohl wenig, u. s. w. Aber genug! Denn ich müßte nicht eine Unze Bescheidenheit mehr in mir tragen, wenn ich mit der Unverschämtheit, die einige wirklich haben, so fort exzerpieren und es aus den Briefen extrahieren wollte, daß ich der scheerauische Gibbon und Möser wäre (zwar im biographischen

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