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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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noch ohne Schaden nach seinem Gelübde lieben kann – das wird ihn, da er weder einem langen Lobe, noch einem langen Umgang widerstehen kann, unvermerkt an Agnola gewöhnen – diese, die jetzt verlassen auf der Seite des Ministers Schleunes steht, wird die vereinigte Achtung Viktors und Jenners nicht ausschlagen u. s. w….. Ob ihn aber nur die Schönheit der Handlung, nicht auch die Schönheit der Fürstin zu diesem Mittleramt anmahnet, das kann das 21ste Kapitel noch nicht wissen; meinetwegen sei es indessen: sein verblutet-kaltes Innere, aus welchem noch das Klavier und Klotildens Name und das Morgen-Erwachen blutlose Dolche ziehen, hat ja das Getöse der Welt so nötig und jedes Übertäuben der Wunden!
    Mit der Absicht solcher Friedenspräliminarien entschuldigte er seinen künftigen Ungehorsam gegen seinen Vater, der ihm das Schleunessche Haus zu suchen abgeraten; denn da die Fürstin immer hinkam, so wars der schicklichste neutrale Ort zum Friedenkongresse. O! nur ein halbes – –
    Extrablatt über töchtervolle Häuser!
    Das Haus von Schleunes war ein offner Buchladen, dessen Werke (die Töchter) man da lesen, aber nicht nach Hause nehmen konnte. Obgleich die fünf andern Töchter in fünf Privatbibliotheken als Weiber standen, und eine in der Erde zu Maienthal die Kindereien des Lebens verschlief: so waren doch in diesem Töchter-Handelhaus noch drei Freiexemplare für gute Freunde feil. Der Minister gab bei den Ziehungen aus der Ämter-Lotterie gern seine Töchter zu Prämien für große Gewinste und Treffer her. Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er, wenn nicht Verstand, doch eine Frau. In einem töchterreichen Haus müssen, wie in der Peterskirche, Beichtstühle für alle Völker, für alle Charaktere, für alle Fehler stehen, damit die Töchter als Beichtmütter darin sitzen und von allen absolvieren, bloß die Ehelosigkeit ausgenommen. Ich habe oft als Naturforscher die weisen Anstalten der Natur zur Verbreitung sowohl der Töchter als Kräuter bewundert. »Ists nicht eine weise Einrichtung,« sagt’ ich zum naturhistorischen Goeze, »daß die Natur gerade denen Mädchen, die zu ihrem Leben einen reichen mineralischen Brunnen brauchen, etwas Anhäkelndes gibt, womit sie sich an elende Ehe-Finken setzen, die sie an fette Örter tragen? So bemerkt Linné , wie Sie wissen, daß Samenarten, die nur in fetter Erde fortkommen, Häkchen anhaben, um sich leichter ans Vieh zu hängen, das sie in den Stall und Dünger trägt. Wunderbar streuet die Natur durch den Wind – Vater und Mutter müssen ihn machen – Töchter und Fichtensamen in die urbaren Forstplätze hin. Wer bemerkt nicht die Endabsicht, daß manche Tochter darum von der Natur gewisse Reize in benannten Zahlen hat, damit irgendein Domherr, ein Deutscher Herr, ein Kardinaldiakonus, ein apanagierter Prinz oder ein bloßer Landjunker herkomme und besagte Reizende nehme und als Brautführer oder englischer Brautvater sie schon ganz fertig irgendeinem sonstigen Tropfen übergebe als eine auf den Kauf gemachte Frau? Und finden wir bei den Heidelbeeren eine geringere Vorsorge der Natur? Merket nicht derselbe Linné in derselben Abhandlung an, daß sie in einen nährenden Saft gehüllet sind, damit sie den Fuchs anreizen, sie zu fressen, worauf der Schelm – verdauen kann er die Beeren nicht –, so gut er weiß, ihr Säemann wird?« –
    O mein Inneres ist ernsthafter, als ihr meint; die Eltern ärgern mich, die Seelenverkäufer sind; die Töchter dauern mich, die Negersklavinnen werden – ach ists dann ein Wunder, wenn die Töchter, die auf dem westindischen Markte tanzen, lachen, reden, singen mußten, um vom Herrn einer Pflanzung heimgeführt zu werden, wenn diese, sag’ ich, ebenso sklavisch behandelt werden, als sie verkauft und eingekauft wurden? Ihr armen Lämmer! – Und doch, ihr seid ebenso arg wie eure Schaf-Mütter und Väter – was soll man mit seinem Enthusiasmus für euer Geschlecht machen, wenn man durch deutsche Städte reiset, wo jeder Reichste oder Vornehmste, und wenn er ein weitläuftiger Anverwandter vom Teufel selbst wäre, auf dreißig Häuser mit dem Finger zeigen und sagen kann: »Ich weiß nicht, soll ich mir aus dem perlfarbenen, oder aus dem nußfarbenen, oder etwan aus dem stahlgrünen Hause eine holen und heiraten: offen stehen die Kaufläden alle«? – Wie, ihr Mädchen, ist denn euer Herz so wenig wert, daß ihr dasselbe wie alte Kleider nach jeder Mode, nach jeder Brust zuschneidet, und wird es denn wie eine

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