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Saemtliche Werke von Jean Paul

Saemtliche Werke von Jean Paul

Titel: Saemtliche Werke von Jean Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Paul
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intellektuellen Welt) ausmaßen, fanden sich ganze Affen-Rudel als Mitarbeiter dazu ein, setzten Brillen auf, blickten nach den Sternen und herunter nach den Uhren und brachten eines und das andre zu Papier, wiewohl ohne Ehrensold, welches ihr einziger Unterschied von den Vikariat-Kanten ist.
    Jeder Mann von Genie ist ein Philosoph, aber nicht umgekehrt – ein Philosoph ohne Phantasie, ohne Geschichte und ohne das Vielwissen des Wichtigsten ist einseitiger als ein Politiker – wer irgendein System mehr annahm als erfand, wer nicht vorher dunkle Ahnungen desselben hatte, wer nicht vorher wenigstens darnach lechzte, kurz, wer nicht seine Seele als einen vollen warmen, mit Keimen ausgefüllten Boden, der nur auf seinen Sommer wartet, mitbringt, der kann wohl ein Lehrer, aber nicht ein Schüler der zum Brotstudium erniedrigten Philosophie sein – und kurz, es ist einerlei, welchen Ort man zur philosophischen Sternwarte besteige, einen Thron, oder einen Pegasus, oder eine Alpe, oder ein Cäsars-Lager, oder eine Leichenbahre, und sie sind fast alle höher als der Katheder im Hör- und Streitsaale.
    Q siehe K
     
    R
     
    Rezensenten. Ein Redakteur sollte sechs Tische haben: am ersten säßen und äßen die Anzeiger des Daseins eines Buchs – am zweiten die Bausch- und Bogen-Anzeiger seines Werts – am dritten die Auszieher desselben – am vierten die Sprachmeister und Sprachforscher, welche unter das Publikum räsonnierende Verzeichnisse fremder Donatschnitzer austeilen – am fünften die Bekämpfer, die ein neues Buch nicht durch ein neues Buch, sondern durch ein Blättchen widerlegen – am sechsten stände die kritische Fürstenbank, auf die sich Herder, Goethe, Wieland oder noch einer setzen könnten, die ein Buch so überschauen wie ein Menschenleben, welche die Individualität desselben auffassen, den Geist des literarischen Geschöpfes und des Schöpfers zugleich zeichnen, und die jene Menschwerdung und Verkörperung der göttlichen Schönheit, welche die Gestalt eines Einzelwesens annimmt, trennen von der Schönheit und dann aufdecken und verzeihen.
    Diese sechs kritischen Bänke, die sechs verschiedene Literaturzeitungen liefern könnten, werden jetzt übereinander geworfen und gestalten eine . – So freimütig ich aber gegen diese Zusammenwerfung von gelehrten 1) Anzeigen, 2) Rezensionen, 3) Auszügen, 4) Sprach- und 5) Sachkritiken und 6) Kunsturteilen aufstehe: so gern bin ich bereit, zuzugestehen, daß die rezensierende Fauna und Flora der fünf Tische vielleicht ebensoviel Unkraut-Fechser ausrotte, als sie selber heraustreibt aus eignen Keimen, und ich berufe mich deshalb auf einen Privatbrief von mir, der außer dem Verdacht der Schmeichelei ist, und worin ich sie mit einem Fliegenschwamm zusammengeselle, der, ob er gleich selber bei einem Aufguß (hier von Dinte) ganze Insekten-Heere gebiert, doch die Fliegen ausreutet. – Aber da unter den Rezensenten auch Autoren sind wie ich, wie unter den portugiesischen Inquisitoren Juden – und überhaupt da ich Schaltjahre lang darüber sprechen wollte: warum einen Schalttag lang? –
    S
     
    Streiche . »Wer seines Herrn Willen weiß und tut ihn nicht, soll doppelte Streiche leiden.« – Wer leidet denn die einfachen? Der doch nicht, der den Willen nicht weiß und nicht tut? – Also folgt, daß größere Kenntnisse die moralische Schuld nicht erschweren , sondern erst erzeugen ! Denn insofern ich eine moralische Verbindlichkeit gar nicht einsehe, ist mein Verstoß dagegen ja nicht kleiner, sondern keiner.
    Ich will meine eigne Akademie der Wissenschaften sein und mir die folgende Preisfrage aufgeben, die ich selber in einer Preisschrift beantworten will: »Da nur eine Handlung tugendhaft ist, die aus Liebe zum Guten geschieht: so kann nur eine sündig sein, die aus bloßer Liebe zum Bösen geschieht, und die Rücksicht des Eigennutzes muß den Grad einer Sünde so gut wie den Grad einer Tugend kleiner machen. Was wäre aber auf der andern Seite noch außer dem Eigennutz in unserer Natur, was uns zum Schlimmen triebe? Und wenn Böses aus reinem Hang zum Bösen geschähe! so gäbe es ja eine zweite, obwohl entgegengesetzte Autonomie des Willens.«
    T
     
    Trübsal, Trauer . Jetzo, da ich diese beklemmenden Töne schreibe, die mir vorsagen, daß die Natur nur Dornenhecken , die Menschen aber Dornenkronen machen: so vergeht mir die Lust, mit satirischen Dornen um mich zu schlagen, und ich möchte lieber einige aus euern Füßen oder Händen ziehn.

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