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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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konnten frei sein und ihre Stellung aus Hinterlist beibehalten haben; darum ließ er sich noch nicht hören, sondern kroch so leise bis hinter den Häuptling heran, daß dieser nicht das geringste Geräusch zu vernehmen vermochte. Dann erhob er die Hand und betastete das in die Erde wie ein Pfahl gegrabene Gewehr, an welches Ka Maku festgebunden worden war. Die Riemen befanden sich noch in derselben Lage wie vorher; sie waren nicht gelöst worden. Da richtete er sich auf und stellte sich, wie plötzlich aus der Erde gewachsen, vor den Gefangenen hin.
    »Die Zeit wird Ka Maku lang geworden sein,« begann Old Shatterhand. »Er hat, da er einen Knebel im Munde trägt, nicht einmal mit seinen Gefährten sprechen können. Ich werde ihm die Stimme wiedergeben.«
    Er zog ihm den Knebel aus dem Munde und fuhr fort:
    »Der Häuptling hat Zeit gehabt, sich zu besinnen. Wenn er bereit ist, mir zu gestehen, daß sich Gefangene in seinem Pueblo befinden, werde ich ihn freilassen, ohne daß ihm etwas weiteres geschieht.«
    Ka Maku schloß aus der Stellung dieser Worte, daß Old Shatterhand noch nichts Genaues wisse, und war infolgedessen entschlossen, nichts zu gestehen. Da er Old Shatterhands Art und Weise kannte, war er überzeugt, daß sein Leben sich nicht in Gefahr befand. Also nichts gestehen und lieber hier noch angebunden liegen, bis seine Leute kommen würden, ihn zu befreien. Er nahm an, daß sie dies bald nach Tagesanbruch thun würden. Er sah nur Old Shatterhand. Wo war Winnetou? Um dies zu erfahren, fragte er:
    »Warum kommt nicht der Häuptling der Apachen, um mit mir zu reden?«
    Man hörte es seiner Stimme an, daß der Knebel ihm das Atmen erschwert hatte.
    »Er mußte in der Nähe des Pueblo bleiben, um dasselbe beobachten zu können.«
    Auf Grund dieser Antwort vermutete Ka Maku, daß die Bemühungen Winnetous und Old Shatterhands vergeblich gewesen seien und der letztere nur gekommen sei, durch weiteres Ausfragen etwas zu erfahren; darum sagte er in deutlich höhnischem Tone:
    »Winnetou wird nichts andres hören und sehen, als was ich gesagt habe: es befindet sich kein Gefangener bei uns. Warum schleichen die beiden tapfern Männer heimlich beim Pueblo hin und her? Warum fordern sie nicht Einlaß, um sich zu überzeugen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe und es ehrlich meine?«
    »Weil wir euch nicht trauen und fest überzeugt sind, daß wir auch festgenommen werden würden.«
    »Uff! Wo ist die Klugheit Old Shatterhands hin? Der große Geist hat ihm das Gehirn genommen. Ich bin sein Freund gewesen; nun er mich als Feind behandelt hat, wird das Messer zwischen ihm und mir entscheiden!«
    »Habe nichts dagegen. Also ihr haltet wirklich keine weißen Männer, Frauen und Kinder im Pueblo gefangen?«
    »Nein.«
    »Bedenke, daß es mir und Winnetou nicht schwer sein würde, sie zu befreien! Dann träfe dich die Strafe. Gestehst du es aber ein, so werden wir daran denken, daß du unser Freund und Bruder gewesen bist und dich mit Milde behandeln.«
    »Old Shatterhand mag thun und denken, was er will. Ich habe die Wahrheit gesagt und werde mich rächen!«
    »Ganz wie du willst! Aber horch! Wer mag da kommen?«
    Man hörte nahendes Pferdegetrappel; Ka Maku richtete sich, soweit seine Fesseln es zuließen, empor und stieß einen Ruf der Freude aus. Die Reiter, welche sich nahten, konnten doch nur seine Leute sein, die ihn suchten. Sie bogen um den Felsen und blieben da halten. Er konnte ihre Gestalten nicht deutlich erkennen, war aber in seiner Ansicht so sicher, daß er ihnen zurief:
    »Ich bin Ka Maku, den ihr sucht. Steigt ab und bindet mich los!«
    Da antwortete Sam Hawkens lachend:
    »Daß du Ka Maku bist, das glaube ich gern; aber daß ich dich losbinde, das glaube ich nicht. Old Shatterhand wird bestimmen, was geschehen soll. Erkennst du mich vielleicht an der Stimme, alter Schurke?«
    »Sam Hawkens!« schrie der Häuptling vor Schreck förmlich auf.
    »Ja, Sam Hawkens und Dick Stone, nebst Will Parker,« bestätigte Old Shatterhand. »Meinst du nun noch immer, daß der große Geist mir das Gehirn genommen hat? Oder war es richtig, als ich sagte, daß es uns nicht schwer werden würde, die Gefangenen zu befreien? Wir haben die Lanze umgedreht und nun gegen euch gerichtet: Eure Gefangenen sind frei, und ihr seid gefangen. Keiner von deinen Kriegern ist im stande, das Pueblo zu verlassen, denn wir halten vor demselben und werden jedem, der zu entkommen versucht, eine Kugel geben. Wir sind jetzt gekommen, dich zu

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