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Saeuglingsschwimmen

Saeuglingsschwimmen

Titel: Saeuglingsschwimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Ahrendt
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Kap. 5.2 ) ist der Säugling auf den ersten Schwimmtag vorbereitet. Hier wird die Wassergewöhnung mittels der Wassergussmethode fortgesetzt sowie der Säugling mit den Eigenschaften und Wirkungen des Elements ( s. Kap. 1.2 ) vertraut gemacht.

    Das Wasser beeinträchtigt das Atmen und wird vom Säugling individuell erlebt und emotional unterschiedlich bewertet. Die Wassergussmethode geht sowohl von einem Atemschutzreflex im jungen Säuglingsalter (bis rund acht Monate) als auch von einem lebenslangen Mund-Nase-Reflex des Menschen aus. Diese Reflexe werden bei Berührung des Gesichts mit Wasser ausgelöst. Damit sich der Säugling an sein angemessenes Verhalten auf diesen Reiz gewöhnt, wird, unter Beachtung der kindlichen emotionalen und körperlichen Reaktionen, eine schrittweise Wassergewöhnung mithilfe von dosierten Wassergüssen am Kopf vorgenommen.

    Die Wassergussmethode sensibilisiert den Säugling einerseits in seiner Wahrnehmung von Wasser mit dem Ziel, dass er innere Bereitschaft („emotional readiness”) und ein bewusstes Schutzverhalten erlangt. Sie soll ihn andererseits in dem Sinne desensibilisieren, dass er ein kurzfristiges Eintauchen des Gesichts oder Kopfes ins Wasser ohne Stress erleben lernt. Auch die Eltern können sich vergewissern, dass sich ihr Kind kurzfristig schützen kann. Während bisherige Tauchtechniken (Anspitz-, Anpust-, Lift- oder Wortbegleittechniken) darauf abzielen, ein anpassendes Verhalten des Säuglings einzuüben (zu konditionieren) und den frühkindlichen Atemschutzreflex auszunutzen, dass der Säugling kein Wasser schluckt oder einatmet (aspiriert), geht dieWassergussmethode vom theoretischen Konzept des aktiven Auffassungslernens (perzeptiven Lernens) aus. D. h., der Säugling soll erst in einem Alter getaucht werden, in dem er das Wasser kennen gelernt und angenommen hat, es visuell und taktil wahrnimmt und es emotional und motivational neutral bzw. positiv bewertet: sehen, fühlen, spüren, empfinden und als angenehm verarbeiten.

    Abb. 24: Negative Reaktion nach Wassergusstest
    Der Wassergusstest wird in der ersten Hälfte einer Unterrichtsstunde eingesetzt, wenn der Säugling sich einerseits im Wassermilieu eingewöhnt (akklimatisiert) hat und andererseits noch nicht durch neue Reize übermüdet ist, also zu einem Zeitpunkt, in dem er aufnahmefähig und aufmerksam ist.
    Ist der Säugling an das Wasser gewöhnt, wird das kurzfristige Untertauchen eine physiologische Schutzreaktion ohne Angstgefühl auslösen. Tauchsituationen und -reaktionen können bei Säuglingen im ersten Lebensjahr aus der Bauchlage heraus (am besten Delfinbewegung) nach dem Wassergießen zustande kommen oder am Ende des ersten Lebensjahres aus spielerischen Situationen des Fliegens, Fallens und Springens entwickelt werden. Je älter die Kinder, desto mehr kann durch gerätemäßige (materiale), sprachliche (verbale) oder Vorbild gebende (imitative) Aufforderungen das selbstständige Tauchen an den Treppenstufen oder am Beckenrand auf diesem Wege von Erfahren und Nachahmen erlernt werden.
    Ziel dieser Methode ist, dem Säugling eine Wassererfahrung anzubieten, die es ihm ermöglicht, sich an das Wasser anzupassen, sich zu schützen, ohne in Stress zu geraten, oder im Sinne der Desensibilisierung seine bereits aufgebaute Angst abzubauen.
    Ablauf der Wassergussmethode, um die Tauchbereitschaft zu ermitteln:
    Der Säugling wird in Bauchlage, Mutter oder Vater frontal zugewandt, auf beiden Händen gehalten. Die Lehrperson steht neben der Mutter oder dem Vater, spricht den Säugling an und überprüft als Erstes die Aufmerksamkeit des Säuglings.

    Abb. 25: Positive bzw. neutrale Reaktion nach Wassergusstest
    Mit einer wassergefüllten Schüssel wird auf das Wasser geklopft und dann aus ihr ein Wasserstrahl auf Kopfhöhe vor den Augen des Säuglings in seiner erreichbaren Nähe herabgegossen. Im Idealfall fixiert der Säugling den Strahl mit seinem Blick und greift danach. In der folgenden Phase wird der Wasserstrahl unter dem aufmerksamen kindlichen Blick (der möglicherweise wieder herausgefordert werden muss!) von Arm und Schulter des Säuglings an den Hinterkopf (Hinterhauptbein) gelenkt. Gleichzeitig erhalten die Eltern durch das Anzählen des Kursleiters („eins”) bereits ein Zeichen zum aufmerksamen Beobachten. Der Säugling nimmt das Wasser taktil wahr und

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