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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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sie das Heer für sich hatte, könnte sie Guinevera und die anderen Sacrus ausliefern.
    Aber sie konnte nur dann Unwissenheit vortäuschen, wenn die Lirisianer mitspielten. Und sie war der Täuschungen überdrüssig. So seufzte sie: »Liris ist ein wichtiges Ziel, gewiss, aber der Rest unserer Führung ist mit dem lirisianischen Heer am Rand der Welt gefangen.« Erstaunte Blicke auf allen Seiten des Tisches. »Ja, Mr. Thinblood, Principe Guinevera und Pamela Anseratte befinden sich mit einigen anderen in der Hurrikanzone. Ich bin davon überzeugt, dass Sie sich auch um diese Gruppe Sorgen gemacht hatten, aber sie sind noch wichtiger, als Ihnen wahrscheinlich klar war.«
    Der Kommandant schaute stirnrunzelnd auf die Karte nieder. Dort war Liris ein Kreis in einem Ring von roten Holzmännchen, die Sacrus’ Armee darstellten. Dieser Kreis drängte eine Traube von blauen Männchen gegen den unteren Kartenrand. Links von dem Ring befand sich ein Niemandsland aus zähem Gestrüpp, das bisher
jedem Feuer standgehalten hatte. Links davon befanden sich der Schienenstrang der Konservationisten und das Heerlager, in dem sie jetzt standen.
    »Das ist ein Problem«, sagte der Kommandant endlich. Er überlegte kurz, dann fuhr er fort: »Es gibt Schlangen, die wickeln sich um ihr Opfer und erwürgen es.« Sie zog eine Augenbraue hoch, aber er fuhr fort: »Soviel ich weiß, ist es eine Besonderheit dieser Tiere, dass sie den Druck noch verstärken, wenn man versucht, sie wegzuziehen. Im Moment hat Sacrus sowohl Liris als auch unsere Führer in seinem Würgegriff, und wenn wir versuchen, zu den einen durchzudringen, wird es nur die anderen erdrosseln.«
    Um das lirisianische Heer zu befreien, müssten sie einen Keil unter Liris hindurchtreiben, wobei der Rand der Welt zu ihrer Rechten läge. Dann müssten sie aber darauf verzichten, Sacrus an Liris’ Innenseite zu bedrängen -, und damit hätten die Truppen dort freie Hand, um Liris’ Mauern zu erstürmen. Umgekehrt wäre Liris am besten zu helfen, wenn man von der Innenseite käme, dazu müsste das Heer sich im Bogen vom Rand der Welt entfernen - und damit hätte Sacrus leichtes Spiel gegen die Eingeschlossenen.
    Venera studierte die Karte, konnte ihr aber nichts entnehmen, was sie nicht bereits wusste. »Wir müssen sie so manipulieren, dass sie die falsche Entscheidung treffen«, sagte sie.
    »Aber wie stellen wir das an?« Der Kommandant schüttelte den Kopf. »Selbst wenn es uns gelänge, sie können ebenso schnell reagieren wie wir. Und wenn sie ihre Truppen umgruppieren wollen, haben sie geringere Entfernungen zu überwinden.«

    »Wenn man eine Schlange durch Täuschung dazu bringen will, dass sie ihr Opfer freigibt«, sagte sie, »ist es hilfreich, eine eigene Schlange zu haben, die man um Rat fragen kann.« Sie wandte sich ab und winkte einer kleinen Gruppe zu, die ein paar Meter entfernt im Schatten stand. Jacoby Sarto trat ins Licht der Strahler, deren Kegel auf zwei riesige Lokomotiven im Zentrum des Lokschuppens gerichtet waren. Nur seine Umrisse waren zu sehen. Begleitet wurde er von zwei bewaffneten Soldaten und einem Mann aus Bryces Untergrundbewegung.
    Der Kommandant verneigte sich vor Sarto, sagte aber dann: »Ich fürchte, wir können diesem Mann nicht trauen. Er gehört zu unseren Feinden.«
    »Lord Sarto hat sich gewandelt«, sagte Venera. »Er hat sich bereiterklärt, uns zu helfen.«
    »Pah!«, höhnte der Kommandant. »Sacrus ist ein Meister der Täuschung. Wie könnten wir ihm glauben?«
    »Die politischen Verhältnisse sind unübersichtlich«, gab Venera zu. »Aber wir haben gute Gründe, ihm zu vertrauen. Ich tue es jedenfalls. Deshalb habe ich ihn mitgebracht.«
    Zwischen den Offizieren und den Adjutanten gingen Blicke hin und her. Der Kommandant runzelte ganz kurz die Stirn, dann sagte er: »Nein, ich sehe zwar das Dilemma, aber Principe Guinevera ist mein Souverän und mein militärischer Vorgesetzter, und er schwebt in Gefahr. Aus politischer Sicht hat die Rettung unserer Führung oberste Priorität. Ich werde keinem Plan zustimmen, der unsere Chancen dazu mindert.«
    Jacoby Sarto lachte. Es klang hässlich, voller Verachtung. Ein Mann, der seine Stimme jahrzehntelang dazu
eingesetzt hatte, andere Menschen einzuschüchtern. Der Kommandant sah ihn aufgebracht an. »Ich begreife nicht, was daran komisch sein soll, Lord Sarto.«
    »Verzeihlich«, sagte Sarto trocken. »Sie kennen Sacrus’ Ziele nicht. Sacrus hat es auf Liris abgesehen, nicht auf Ihre

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