Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
Vom Netzwerk:
Telegrafenstation hochging. Wir dachten alle, du wärst …«
    Er schüttelte den Kopf. Im Widerschein der Strahler sah sie, dass sein Haar zerwühlt war und er Rußflecken im Gesicht hatte. »Ein paar von uns wurden vom Dach geschleudert, aber niemand hat sich verletzt.« Er lachte. »Wir sind in den Dornen gelandet und mussten uns erst rausarbeiten. Die ganze Zeit haben die Jungs von Sacrus auf uns geballert. Außerdem hätte nicht viel gefehlt, und wir wären von unseren eigenen Verbündeten beschossen worden, bevor wir sie überzeugen konnten, dass wir zu ihnen gehörten.«
    Jetzt umarmte sie ihn doch, ohne sich um die Folgen zu scheren. »Konntest du Verbindung zu unseren … deinen Leuten aufnehmen?«
    Er nickte. »Auf dem Dach gibt es eine Telegrafenstation. Wir können das gesamte Buridan-Netz erreichen. Hast du Befehle?«
    Als Venera begriff, welche Möglichkeiten sich damit eröffneten, grinste sie. »Ja!« Sie packte Bryce mit der einen und Sarto mit der anderen Hand und zog sie durch den Raum. »Ich glaube, ich weiß, wie man die Belagerung durchbrechen und die anderen Staatsführer retten kann. Bryce, du musst aufs Dach steigen und Buridan anweisen, uns etwas zu schicken. Jacoby, Sie gehen ebenfalls an den Telegrafen. Sie müssen Sacrus davon überzeugen, dass ich bereit bin, meine eigenen Leute zu hintergehen.« Sie stieß sie beide von sich.
    »Und was hast du vor?«, fragte Bryce.
    Sie lächelte, obwohl ihr Kiefer tobte. »Ich tue das, was ich am besten kann«, sagte sie. »Ich bringe den Ball ins Rollen.«

    Venera ging langsam zu der schwarzen, feucht glänzenden Lokomotive, zog sich an der Schnauze hinauf und stellte sich vor den Scheinwerfer. Er und die Strahler an der Decke überfluteten sie mit Licht, und sie wusste, dass ihr bleiches Gesicht und ihre Hände vor dem dunklen Metall wie Laternenflammen leuchteten. Sie hob beide Arme.
    »Es ist Zeiiiiiit!«
    Sie schrie es aus voller Kehle und goss all ihren Zorn und Schmerz - über ihre unglücklichen Familienverhältnisse und die gehässigen Intrigen ihrer Jugend, die gleichgültige Kugel, den Verlust ihres Ehemannes Chaison, das Blut an ihren Händen, nachdem sie Aubri Mahallan getötet hatte, den Rauch aus ihren Pistolen nach den Schüssen auf Männer und Frauen - in dieses eine Wort hinein. Als die Echos verklungen waren, sprangen die Menschen im Lokschuppen auf. Aller Augen waren auf sie gerichtet, und so wollte sie es haben, genau so sollte es sein.
    »Heute werden alte Rechnungen beglichen! Seit mehr als zweihundert Jahren wartet die Wahrheit im Buridan-Turm - die Wahrheit über Sacrus und seine Verbrechen! Es ist fast zu spät, aber nicht ganz, denn ihr werdet hier und heute die Schulden eintreiben und zugleich verhindern, dass Sacrus jemals wieder solche Gräueltaten begeht!
    Ich will euch meine Heimat beschreiben. Ich will euch den Buridan-Turm beschreiben!« Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Offiziere von ihrem Kartentisch wegliefen, aber sie mussten sich durch Hunderte von Soldaten drängen, um sie zu erreichen, und die Soldaten hingen wie gebannt ausschließlich an ihren
Lippen. »Er gleicht einem riesigen Musikinstrument, einer Flöte, die in den Himmel ragt und von den niemals endenden Wirbelwinden des Luftkatarakts bespielt wird. Drinnen ist es kalt, die Gänge sind voller Sand, und an den Wänden flattern zerschlissene Fetzen im Wind, die einmal Teppiche waren. Es ist feucht, und außer Vogelfedern gibt es nichts zu verbrennen. Es ist niemals still, niemals herrscht Ruhe, denn die Träger, auf denen der Turm steht, schwanken unter dem Ansturm des Windes. Der Buridan-Turm ist ein lärmerfülltes Grab! Sacrus hat ihn dazu gemacht. Und ihr solltet wissen, dass Sacrus vorhat, mit der Heimat jedes Einzelnen von euch ebenso zu verfahren.«
    Sie nickte. »Ihr habt richtig verstanden. Ihr kämpft für sehr viel mehr, als euch vielleicht bewusst ist. Es geht hier nicht nur um historische Feindschaften oder um einen kleinen Rachefeldzug, weil Sacrus eure Frauen und Kinder entführt und gefoltert hat. Ihr kämpft für eure Zukunft. Soll ganz Spyre wie Buridan werden, ein leeres Grab, ein Tummelplatz der launischen Winde? Denn so wird es sein, wenn Spyre Erfolg hat.«
    Die Offiziere waren vor der Menge stehen geblieben. Venera sah, dass der Kommandant im Begriff war, sie von ihrem Podium herunterholen zu lassen, und beeilte sich, um zum wichtigsten Punkt zu kommen. »Man hat euch über diesen Krieg nicht die Wahrheit gesagt! Bevor wir

Weitere Kostenlose Bücher