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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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schaute zu ihr herab. »Klein-Spyre, richtig. Meine Heimat, aus der man mich lebenslänglich verbannt hat. Immer zu sehen, nie wieder zu erreichen.« Er schüttelte den Kopf. »Pech für Sie, dass Sie hier gelandet sind, Lady.«
    »Mein Name«, sagte sie, »ist Venera Fanning.« Sie schaute wieder hinaus. Weniger als einen Kilometer entfernt wölbte sich das nähere Ende des großen Zylinders nach oben. Der Boden stieg etwa zwei Kilometer weit an und endete dann im Nichts. »Ich begreife das nicht«, sagte sie. »Was hindert mich - oder Sie - daran, von hier wegzugehen? Sie brauchen doch nur da vorne über den Rand zu treten, und schon schweben Sie frei über Virgas Himmel. Sie könnten fliegen, wohin Sie wollen.«
    Diamandis folgte ihrem ausgestreckten Finger. Jetzt triefte sein Lächeln vor Herablassung. »Wenn Sie mit sechs- bis siebenhundert Stundenkilometern hinausgeschleudert werden, Lady Fanning, bekommen Sie keine Luft und verlieren in Sekundenschnelle das Bewusstsein. Bevor Sie so langsam werden, dass Sie wieder zu sich kommen, sind Sie entweder erstickt, oder Sie werden bei lebendigem Leibe von Piranfalken aufgefressen. Vielleicht werden Sie auch von den Posten erschossen. Oder von den Stacheldrahtwolken zerfleischt. Oder Sie prallen gegen eine Mine …
    Nein, dass Sie bewusstlos durch alle diese Gefahren geglitten sind, um dann hier zu landen, war einfach ein Wunder. Die Chancen standen eins zu einer Million.
    Und nachdem Sie jetzt bei uns sind, werden Sie uns nie wieder verlassen.«

    Diamandis’ Worte hätten Venera wohl mehr beunruhigt, hätte sie nicht in letzter Zeit eine ganze Reihe von unglaublichen Situationen überlebt. Und damit nicht genug, täuschte er sich auch noch ganz eindeutig, was die Bedrohung durch die Piranfalken anging; war sie denn nicht ganz unbekümmert zwischen ihnen hindurchgeflogen? Unter solchen Gedanken folgte sie ihm hinab in seine Bruchbude, wo er daranging, das Essen zuzubereiten.
    Der Vogel war jämmerlich klein; wenn sie Glück hatten, bekam jeder von ihnen zwei Bissen davon. »Ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte Venera und ließ sich unter Schmerzen wieder in ihren Sessel sinken. »Aber Sie sind selbst nicht gerade reich, wie ich sehe. Was haben Sie davon, wenn Sie mir helfen?«
    »Ich kann mich an Ihrer Dankbarkeit wärmen«, sagte Diamandis. Er stand im Schatten der steinernen Feuerstelle, so dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte.
    Venera entschied sich zu lachen. »Ist das alles? Und wenn ich ein Mann gewesen wäre?«
    »Hätte ich Sie ohne Zögern liegen lassen.«
    »Ich verstehe.« Sie beugte sich vor und durchwühlte den Stapel ihrer Kleider. »Dachte ich es mir doch. Ich bin nicht ungeschoren davongekommen, nicht wahr?« Die Schmuckstücke in der Innentasche ihrer Fliegerjacke waren nicht mehr da. Sie schaute unter den Tisch und wurde sofort fündig: in den Boden war eine Metallklappe eingelassen, als Griff diente eine Seilschlinge. Sie hatte zuvor mit den Füßen darauf gestanden.
    »Nein, da unten ist es nicht«, sagte Diamandis lächelnd.

    Venera zuckte die Achseln. Die beiden wichtigsten Dinge befanden sich noch in der Jacke. Die Kugel spürte sie unter dem Futter. Das andere - Venera schob die Hand hinein und berührte den abgegriffenen weißen Zylinder, für den sie und ihr Ehemann sich durch die halbe Welt gekämpft hatten. Er sah in keiner Weise wertvoll aus, deshalb hatte ihn Diamandis offenbar nicht beachtet. Venera ließ ihn, wo er war, und richtete sich auf. Diamandis beobachtete sie.
    »Ich betrachte den Kram als Bezahlung dafür, dass ich Sie gerettet habe«, sagte er. »Von dem, was Sie in den Taschen hatten, kann ich jahrelang leben.«
    »Ich auch«, erwiderte sie ruhig. »Wenn es nicht anders ging, wollte ich mir mit diesen Wertsachen den Weg nach Hause erkaufen.«
    »Ein Paar Ohrringe und ein Armband habe ich Ihnen gelassen«, sagte er und deutete auf einen Tisch. Tatsächlich lagen die Schmuckstücke neben ihren zehenfreien Segelschuhen. »Alles andere ist gut versteckt, Sie brauchen gar nicht erst danach zu suchen.«
    Venera kochte vor Wut, war aber zu erschöpft, um sich mit ihm zu streiten. Sie lehnte sich zurück und zog sorgfältig das feuchte Laken über sich. »Wenn es mir nicht so schlecht ginge, würde ich Sie für Ihre Dreistigkeit auspeitschen, alter Mann.«
    Er lachte laut auf. »So spricht eine echte Aristokratin! Ich habe schon an Ihren weichen Händen gesehen, dass Sie etwas Besseres sind. Aber wieso schweben Sie dann

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