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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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um und hielt es ins Licht. Es zeigte eine junge Frau, die ein Paar Faltflossen in der Hand hielt. Sie trug ein seltsam steifes schwarzes Mieder, und hinter ihr schwebten verschwommene Gebilde, möglicherweise Wolken.
    Die Porträts zeigten ausnahmslos Frauen, schätzungsweise an die zwei Dutzend. Einige waren jung, andere älter; den verschiedenen aufwendigen Frisuren nach zu schließen, schien keine von ihnen arm zu sein. Aber sie trugen durchgängig ausgefallene Kleidung aus Chrom und Leder, die sichtlich schwer und zweifellos unbequem war. Venera stellte fest, dass Stoffe auf diesen Fotos vollkommen fehlten.
    »Aha, Sie sind wach!« Diamandis schlurfte an den Gerümpelbergen vorbei. Er hielt einen schlaffen Vogel in der Hand, den er jetzt vergnügt schwenkte. »Mittagessen!«
    »Ich verlange auf der Stelle zu wissen, wo ich bin.« Sie wollte aufstehen und wäre fast bis an die Decke geschwebt. Die Schwerkraft war hier sehr niedrig. Sie zuckte zusammen, fasste sich und wickelte sich schamhaft das feuchte Laken um den Körper. Es nützte nichts. Diamandis bewunderte ihre Figur ganz unverhohlen
und hätte sie wahrscheinlich auch angestarrt, wenn sie einen Plattenpanzer getragen hätte. Das schien so seine Art zu sein, und seltsamerweise fand sie nichts Anstößiges daran.
    »Sie sind Gast der Prinzipalität Spyre«, sagte Diamandis. Er setzte sich an einen kleinen Tisch und begann, den Vogel zu rupfen. »Aber zu meinem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Sie in der falschen Hälfte unserer illustren Nation gelandet sind. Sie befinden sich in Groß-Spyre, wo ich nun schon seit … oh … seit etwa zwanzig Jahren wohne.«
    Sie hielt das Bild in die Höhe, das sie sich angesehen hatte. »Wie ich sehe, waren Sie ein viel beschäftigter Mann.«
    Er schaute herüber und lachte entzückt. »Sehr! Und warum auch nicht? Die Welt ist voller Wunder, und ich wollte sie alle kennenlernen.«
    Venera legte die Hand an die Steinwand. Jetzt spürte sie doch ein leises Vibrieren. »Das ist also ein Habitat, sagen Sie? Ein altes … Und man hat die Schwerkraft weit heruntergefahren.« Sie drehte sich um und sah Diamandis an. »Was wollten Sie mit ›Ich muss Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen‹ sagen? Was ist gegen dieses Groß-Spyre einzuwenden?«
    Mit einem Mal wirkte er sehr alt. »Kommen Sie. Wenn Sie laufen können, zeige ich Ihnen Ihre neue Heimat.«
    Venera unterdrückte eine bissige Erwiderung und stapfte stattdessen mit mürrischem Gesicht hinter ihm durch die Müllberge. »Sie meinen wohl, meinen vorübergehenden Wohnsitz«, sagte sie zu dem rissigen Leder seines Mantels. »Ich bin auf dem Weg an den Hof
von Slipstream. Falls ich freigekauft werden muss, wird man Sie großzügig entlohnen, wenn ich wohlbehalten zurückkehre …«
    Sein Lachen klang eher traurig. »Ach, wenn das nur möglich wäre«, murmelte er. Er stieg über eine kleine Treppe hinauf ins helle Licht. Sie folgte ihm und spürte, wie die alte Narbe an ihrem Unterkiefer zu pochen begann.
    Das quadratische Gebäude aus Stein und massiven Stahlträgern war vielleicht schon Jahrhunderte alt. Inzwischen hatte es kein Dach und auch keine Zwischenböden mehr, es war nur noch ein offener Kasten mit zehn Metern Seitenlänge. Der Schutt im Innern war von Unkraut überwuchert. Das Loch, durch das man in Diamandis’ Wohnung gelangte, befand sich in einer Ecke; soweit sie sehen konnte, gab es keinen weiteren Ein- oder Ausgang.
    Venera starrte fasziniert auf das Gras. Sie hatte noch nie Pflanzen gesehen, die unter Schwerkraft wild wuchsen. In den rotierenden Ringstrukturen, die sie als Städte kannte, war jeder Quadratmeter vergeben. Die meisten dieser Habitate hatten schließlich nicht mehr als zwei Kilometer im Durchmesser, und oft bestanden sie nur aus Planken, die von Seilen zusammengehalten wurden. Wer Schwerkraft spüren wollte, musste ein solches Habitat besuchen, eine andere Möglichkeit gab es nicht.
    Sie suchte den Himmel über den Steinmauern ab. In mancher Beziehung war alles wie gewohnt: die Aussicht auf Virgas endlose Weiten wurde durch irgendwelche Bauwerke blockiert. Nur die Perspektive schien völlig verzerrt.

    »Kommen Sie.« Diamandis winkte von einer Treppe her, die kaum sichtbar an einer Wand nach oben führte. Venera machte ein finsteres Gesicht, stieg aber hinauf bis zu einer Fläche gleich unterhalb der oberen Mauerkante. Wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie über den Rand schauen. Und das tat sie.
    Sie hatte nicht geahnt,

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