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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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wie man sie sonst nirgendwo fand. Wir hatten sogar Pferde! Haben Sie schon einmal von Pferden gehört? Und Hunde und Katzen. Begreifen Sie? Wir hatten hier all die Pflanzen und Tiere, die bei der Entstehung unserer Welt von der Erde mitgebracht wurden. Tiere, die niemals an das Leben in Schwerelosigkeit angepasst worden waren. Selbst heute kostet ein Zuchtpaar Hauskatzen noch ein Vermögen. Eine Orange ist ihr Gewicht in Platin wert. Wir mussten uns schützen, um zu verhindern, dass unsere Schätze gestohlen wurden. Deshalb ist Spyre schon seit Jahrhunderten von einem Ring aus Stacheldraht und Bomben umgeben,
der Angreifer abwehren - und verhindern soll, dass Dinge nach draußen geschmuggelt werden. Und ich sage Ihnen, das ist die einzige Strategie, die bleiben wird, wenn alles andere in Wahnsinn und Dekadenz versinkt.« Er ließ den Kopf hängen.
    »Aber eine einzelne Person, die ohne Begleitung unterwegs ist …«
    »Könnte eine Partie Samen verschluckt haben. Oder ein schlafendes Jungtier in einer Kapsel unter der Haut tragen. Beides wurde schon versucht. Oh, für Adelige aus Klein-Spyre und ihr Gefolge sind Reisen immer noch möglich, aber es gibt Scans und körperliche Untersuchungen, Befragungen und Quarantäneregelungen. Und jemand, der kurz zuvor in Groß-Spyre war, ist besonders verdächtig.«
    »Ich … verstehe.« Venera beschloss, ihm nicht zu glauben. Das würde ihre Zuversicht stärken. Sie schüttelte die Niedergeschlagenheit, in die seine Erklärungen sie gestürzt hatten, so gut wie möglich ab und widmete sich wieder ihrem Teller.
    Sie aßen eine Weile schweigend, dann sagte er: »Was war es denn nun? Piraten oder ein Sturz über Bord?«
    »Weder noch und sowohl als auch«, sagte Venera. Wie viel sollte sie ihm erzählen? Natürlich würde sie lügen müssen, aber sie musste den goldenen Mittelweg finden. Die besten Lügen bestanden aus Teilen der Wahrheit, die richtig miteinander verknüpft worden waren. Auch wäre es sinnlos, ihre Stellung oder ihre Herkunft zu verleugnen; wenn Spyres paranoide Herrscher Geld brauchten, ließe sich für eine Venera Fanning schließlich ein guter Preis erzielen. Ihr Ehemann würde sie entweder zurückkaufen oder dieses seltsame
Rad zu Metallspänen zerschießen. Sie musste ihm nur eine Nachricht zukommen lassen.
    »Ich war eine Prinzessin des Königreichs Hale«, erklärte sie Diamandis. »Ich habe jung geheiratet - mein Mann heißt Chaison Fanning und ist Admiral der Wandernation Slipstream. Unsere Länder liegen weit - Hunderte oder gar Tausende von Kilometern, ich weiß es nicht - von hier und von Candesces Licht entfernt. Wir haben eigene Sonnen, sie beleuchten ein paar Hundert Kilometer Luftraum, in dem wir Landwirtschaft betreiben. Unsere Zivilisationen werden von Finsternis begrenzt, anders als hier, wo man ständig im Glanz der Ersten Sonne schwelgen kann …«
    Manche Zuhörer würden mehr Erklärungen brauchen - nicht jeder wusste, dass das riesige Virga eine künstliche Welt war, ein Ballon mit einem Durchmesser von Tausenden von Kilometern, der allein im Kosmos hing. Virga hatte nur so viel Gravitation, wie die eigene Innenluft erzeugte, es war ein schwereloser Raum, der seinen Bewohnern durchaus unendlich erscheinen mochte. Wärme und Licht spendete nicht ein ferner Stern, sondern sie kamen von künstlichen Sonnen, von denen Candesce die älteste und hellste war.
    Selbst die Ungebildeten wussten, dass die Sonne, die ihnen die Gesichter wärmte und die Pflanzen beleuchtete, die sie auf Millionen langsam dahintrudelnder Erdklumpen züchteten, ein Werk von Menschenhand war. Aber die Welt selbst? Wer von seiner Fronarbeit aufschaute, sah vielleicht wolkenbekränzte Wasserkugeln von mehreren Kilometern Durchmesser mit spiegelblanker, von Wellen überspielter Oberfläche oder Gewitterwolken so groß wie Nationen, die nicht abregneten,
weil Regen Schwerkraft brauchte, sondern das Wasser erst zu Bällen so groß wie Häuser, wie Städte kondensierten und es einem dann entgegenschleuderten. Ein Blick nach unten zeigte Lufträume von unermesslichen Tiefen, die durch die Absorption und die Dämpfung des Lichts eines Dutzends ferner Sonnen in allen Pastellfarben erstrahlten. Wo sollte es da ein Ende geben? Wie konnte eine solche Welt von Menschen gemacht sein?
    Venera dagegen hatte die Außenhülle der Welt gesehen und beobachtet, wie sich von ihrer kalten schwarzen Oberfläche Eisberge ablösten. Sie hatte die weißglühende Candesce mit ihren lebenden Maschinen

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