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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ihr sogar bei der Planung geholfen - Gina ist auf dem Weg zur Klinik verschwunden.«
    »Alles ist möglich«, sagte ich, »aber ich bezweifle das. Sie schien echt beunruhigt über ihr Verschwinden zu sein.«
    »Was ist mit dem anderen da, dem Ehemann?«
    »Er hat die richtigen Worte gesagt, aber er wirkt nicht besonders gestreßt. Er sagt, er macht sich aus Prinzip keine Sorgen, er hätte sich in der Gewalt.«
    »Doktor, heil dich selbst, hm? Oder könnte es sein, daß er genauso ein guter Schauspieler wie seine Frau ist?«
    »Du meinst, sie stecken alle drei unter einer Decke?« fragte ich. »Ich dachte, du magst keine Verschwörungstheorien.«
    »Bei mir zählt nur, was paßt - wir tappen immer noch im Dunklen.«
    »Es gibt noch zwei andere Frauen in Ginas Gruppe«, sagte ich. »Wenn sie wirklich geplant hat durchzubrennen, könnte es sein, daß sie ihnen etwas erzählt hat. Als ich Ursula vorschlug, sie zu befragen, hat sie das sofort abgewehrt. Sie sagte mir, Gina hätte mit ihnen nicht viel geredet, sie könnten uns nicht weiterhelfen. Wenn sie etwas zurückhält, dann hat sie vielleicht an der Stelle gemauert.«
    Er lächelte ein wenig. »Gemauert? Ich dachte, ihr Gehirnklempner nennt das ärztliche Schweigepflicht.«
    Ich merkte, wie ich wütend wurde.
    Er klopfte mir auf die Schulter. »Nun, nun, was ist schon ein bißchen Realität unter Freunden? Apropos, ich muß jetzt mal meinen Klienten die Nachricht überbringen.«
    Ramp saß im hinteren Raum mit den bemalten Deckenbalken und trank. Die Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen, und er starrte mit halb geschlossenen Augen ins Leere. Sein Gesicht war gerötet, und sein Hemd hatte die Frische verloren. Als wir eintraten, sagte er: »Gentlemen?« mit einem herzlichen Ausdruck in der Stimme, als ob er unser Erscheinen begrüßte.
    Milo bat ihn, Melissa zu benachrichtigen, und er rief sie oben in ihrem Zimmer an. Als sie nicht antwortete, versuchte er es erfolglos in mehreren anderen Räumen und sah dann hilflos auf.
    Milo sagte: »Ich erzähl’s ihr später« und berichtete ihm von dem Wagen, den der Mann von der Highway Patrol gesehen hatte.
    »Auf der 210«, sagte Ramp, »wohin sollte sie da fahren?«
    »Haben Sie irgendeine Idee?«
    »Ich? Natürlich nicht, das alles erscheint mir völlig unverständlich. Wieso sollte sie da oben herumfahren? Sie hat gerade mit dem Fahren angefangen, Ende, aus! Das ist einfach verrückt!«
    Milo sagte: »Es wäre eine gute Idee, die Suchmeldung im ganzen Staat rauszuschicken.«
    »Natürlich, machen Sie das, ja.«
    »Es muß von der Polizei kommen. Ihre hiesigen Bullen sind wahrscheinlich inzwischen informiert, daß man den Wagen gesehen hat, und haben es vielleicht schon beantragt. Wenn Sie möchten, kann ich anrufen, um sicherzugehen.«
    »Bitte«, sagte Ramp. Er stand auf und ging im Zimmer herum. Vorn war ihm ein Hemdzipfel aus der Hose gerutscht, auf dem ein rotes Monogramm, DNR, gestickt war.
    »Da draußen herumzufahren«, sagte er, »das ist ja heller Wahnsinn. Sind sie sicher, daß sie es war?«
    »Nein«, sagte Milo, »das einzige, das feststeht, ist, daß es ein Wagen genau wie ihrer war.«
    »Also muß sie es gewesen sein. Wie viele verdammte Silver Dawns gibt’s denn sonst da draußen?« Er senkte den Kopf, steckte hastig seinen Hemdzipfel in die Hose zurück.
    Milo sagte: »Der nächste Schritt wäre, alle Fluglinien anzurufen, und dann morgen früh zur Bank zu gehen und ihre finanziellen Unterlagen zu überprüfen.«
    Ramp starrte ihn an, tastete sich wie ein Blinder an der Lehne eines Sessels entlang und setzte sich starren Blicks hinein. »Was Sie am Anfang gesagt haben…, daß sie weggelaufen sein könnte, das halten Sie jetzt für sicher, nicht wahr?«
    »Ich halte jetzt noch gar nichts für sicher«, sagte Milo mit einer Sanftheit, die mich überraschte und aufgrund derer Ramps Kopf sich um ein paar Zentimeter aufrichtete. »Ich gehe Schritt für Schritt vor, tue das, was getan werden muß.«
    Irgendwo im Haus wurde eine Tür zugeschlagen. Ramp sprang auf und verließ den Raum, kehrte nach einer Weile mit Melissa im Schlepptau wieder zurück. Sie hatte eine Safariweste übergezogen, ihre Stiefel waren vorn von einer Kruste aus Dreck und Gras bedeckt.
    »Ich habe Sabinos Söhne das Gelände absuchen lassen«, sagte sie, »vorsichtshalber.« Ein kurzer Blick zu Ramp hin. »Was ist los?«
    Milo wiederholte, was er erfahren hatte.
    »Da draußen!« schrie Melissa. Ihre Hände fanden einander und

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