SÄURE
begannen wieder zu spielen.
Ramp sagte: »Es ergibt keinen Sinn, wie?«
Sie beachtete ihn nicht, stemmte die Hände in die Hüften und sah Milo an. »Gut, wenigstens ist sie in Ordnung. Was jetzt?«
Milo sagte: »Telefonarbeit bis zum Morgen, dann fahre ich hinüber zur Bank.«
»Warum bis zum Morgen warten? Ich rufe Anger sofort an und sage ihm, er soll herkommen. Das ist das mindeste, was er tun kann - bei all den Geschäften, die diese Familie ihm vermittelt hat.«
»Okay, sagen Sie ihm, ich muß die Unterlagen Ihrer Mutter einsehen.«
»Warten Sie hier, ich rufe ihn sofort an!« Sie verließ den Raum.
Milo sagte: »Ja, Ma’am.«
18
Sie kam mit einem Zettel zurück und gab ihn Milo. »Er erwartet Sie dort, das ist seine Adresse. Ich mußte ihm sagen, worum es geht, ihm erklären, wieso ich von ihm erwarte, daß er es für sich behält. Was soll ich tun, während Sie fort sind?«
»Die Fluglinien anrufen«, sagte Milo, »feststellen, ob jemand unter Verwendung des Namens Ihrer Mutter ein Ticket gekauft hat. Sagen Sie, sie sind ihre Tochter, und es ist ein Notfall. Wenn das nicht wirkt, schmücken Sie es aus - jemand ist krank, Sie müssen es unbedingt aus medizinischen Gründen wissen. Prüfen Sie die Flüge von LAX, Burbank, Ontario, John Wayne und Lindbergh. Wenn Sie wirklich gründlich sein wollen, fragen Sie auch unter dem Mädchennamen Ihrer Mutter nach. Ich komme nur dann hierher zurück, wenn etwas Entscheidendes in der Bank passiert. Hier ist meine Privatnummer.« Er kritzelte sie auf die Rückseite des Zettels, den sie ihm gerade gegeben hatte, riß die Hälfte ab und reichte sie ihr.
»Rufen Sie mich an, wenn Sie irgend etwas erfahren«, bat sie, »selbst wenn es unwichtig scheint.«
»Werde ich tun«, sagte Milo. Dann wandte er sich an Ramp: »Halten Sie die Ohren steif!«
Ramp blieb in seinem Sessel sitzen und nickte müde.
Ich sagte zu Melissa: »Gibt es noch etwas, das ich für Sie tun kann?«
»Nein«, sagte sie, »nein, danke. Ich habe eigentlich keine Lust zum Reden. Ich möchte etwas tun - Sie nehmen mir das nicht übel, ja?«
»Nein.«
»Ich rufe an, wenn ich Sie brauche«, sagte sie. »Sayonara«, antwortete Milo und ging zur Tür. Ich rief ihm nach: »Ich komme mit!«
»Wenn du darauf bestehst«, meinte Milo noch, während wir die Einfahrt zur Straße hinunterrollten, »aber wenn ich eine Gelegenheit zum Schlafen hätte, würde ich sie nützen.« Er hatte Ricks weißen Porsche 928 mitgebracht. Ein tragbares Funkgerät war auf dem Armaturenbrett angebracht worden, seit ich den Wagen zum letztenmal gesehen hatte. Es war leise gestellt und gab ein stetes Gemurmel von sich.
»Ha ha?« sage ich und tippte auf den Kasten.
»Weihnachtsgeschenk.«
»Von wem?«
»Von mir an mich«, sagte er und fuhr schneller. Der Porsche brummte Einverständnis. »Ich finde immer noch, du solltest schlafen gehen. Ramp sieht schon welk aus, und die Kleine läuft auf Adrenalin. Früher oder später wirst du wieder hier sein und deinen Kram machen.«
»Ich bin nicht müde«, sagte ich.
»Zu aufgedreht?«
»Hmhm.«
»Dann erwischt’s dich morgen, genau dann, wenn ein Panik-Anruf kommt.«
»Bestimmt.«
Er kicherte, und der Motor dröhnte auf. Das Tor des Grundstücks stand offen. Die Geschäfte entlang den Straßen waren alle dunkel, die Straßenlampen streuten ein mattes, opalartiges Licht aus.
»Yeah, da ist es, hell erleuchtet«, und er deutete quer über die Straße auf ein von Flutlicht erhelltes, einstöckiges Bauwerk im Stil des Greek Revival. First Fiduciary Trust Bank, FDIC in goldenen Lettern über der Tür.
Ich sagte: »Sieht nicht groß genug aus, um sich mit Pfennigbeträgen zu beschäftigen.«
»Qualität, nicht Quantität, erinnerst du dich?«
Er fuhr vor der Bank vor, rechts war ein Parkplatz für an die zwanzig Wagen, auf dem bisher nur eine schwarze Mercedeslimousine parkte.
Als wir aus dem Porsche stiegen, öffnete sich die Tür des schwarzen Wagens. Ein Mann stieg aus, schloß die Tür und stand da, eine Hand auf dem Dach des Wagens.
Milo stellte sich vor: »Ich bin Sturgis.«
Der Mann kam vorwärts ins Straßenlicht; er trug einen vornehmen grauen Gabardineanzug - eine schnelle Mitternachtsgarderobe. »Glenn Anger, Mr. Sturgis. Ich hoffe, Mrs. Ramp ist in keiner Gefahr.«
»Das ist es, was wir herausfinden wollen.«
»Kommen Sie hier lang.« Er deutete auf den Eingang der Bank. »Das Sicherheitssystem ist ausgeschaltet, aber man muß immer noch mit denen fertig
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