SÄURE
meinen. Deswegen bin ich hier.«
Anger kippte in seinem Sessel zurück, wickelte das Ende seiner Krawatte auf, ließ es dann sein.
»Ich mache mir Sorgen um ihr Wohlergehen, Mr. Sturgis. Ihr Problem, diese Angstzustände, sind Ihnen sicher bekannt. Der Gedanke, daß sie allein da draußen unterwegs ist…« Anger schüttelte den Kopf.
»Wir alle machen uns Sorgen«, sagte Milo, »also lassen Sie uns mit der Arbeit anfangen.«
Anger drehte seinen Sessel zur Seite hin, stellte ihn tiefer ein und drehte ihn wieder nach vorn. »Das Problem ist, daß eine Bank ein gewisses Maß an…«
»Ich weiß, was eine Bank tun muß, und ich bin sicher, Sie tun es wirklich gut. Aber es ist eine Dame da draußen, deren Familienangehörige möchten, daß sie so schnell wie möglich gefunden wird. Lassen Sie uns also mit der Jagd anfangen.«
Anger rührte sich nicht, aber er sah aus, als hätte er einen Finger in der Autotür eingeklemmt und versuchte den Schmerz auszuhalten.
»Wer, Mr. Sturgis, ist denn genau Ihr Auftraggeber?«
»Beide, Mr. Ramp und Ms. Dickinson.«
»Von Don habe ich hierzu nichts gehört.«
»Er ist ein bißchen gestreßt, versucht sich ein bißchen auszuruhen, aber rufen Sie ihn ruhig an.«
»Gestreßt?« fragte Anger.
»Macht sich Sorgen um das Wohlergehen seiner Frau. Je länger sie weg ist, um so größer die Anspannung. Wenn wir Glück haben, löst sich die ganze Sache von selbst auf, und die Familienangehörigen werden denen, die ihnen in dieser Zeit geholfen haben, außerordentlich dankbar sein. Die Leute erinnern sich an so etwas.«
»Ja, natürlich, aber das ist ein Teil meines Dilemmas. Wenn die Sache sich von selbst löst, und ich habe Mrs. Ramps Finanzen ohne tatsächliche Not und ohne eine richtige legale Berechtigung offengelegt. Schließlich obliegt es einzig Mrs. Ramp, über die Freigabe von Informationen zu bestimmen.«
»Ich verstehe Ihre Bedenken«, sagte Milo. »Wenn Sie möchten, gehen wir wieder, und Sie bestätigen mir, daß Sie es vorgezogen haben, nicht mitzuwirken.«
»Nein«, sagte Anger, »das wird nicht nötig sein. Melissa ist volljährig, wenn auch eben erst geworden. In Anbetracht dieser Situation nehme ich an, ist es gerechtfertigt, daß sie in Abwesenheit ihrer Mutter diese Entscheidungen trifft.«
»Was ist das für eine Situation?«
»Sie ist die Alleinerbin ihrer Mutter.«
»Ramp bekommt nichts?«
»Nur eine kleine Summe.«
»Wie klein?«
»Fünfzigtausend Dollar. Lassen Sie mich einschränkend sagen: Das sind die mir zum jetzigen Zeitpunkt bekannten Tatsachen. Die Anwälte der Familie sind Wresting, Douse und Cosner. Es ist möglich, daß neue Urkunden aufgesetzt worden sind, obgleich ich das bezweifle. Generell werde ich über etwaige Veränderungen sehr wohl informiert - wir erledigen die Kontenabrechnungen der Familie und erhalten Kopien von allen wichtigen Unterlagen.«
»Nennen Sie mir die Namen dieser Anwälte noch einmal«, sagte Milo mit gezücktem Stift.
»Wresting, Douse und Cosner. Es ist eine gute, alte Firma, Jim Douses Großonkel war J. Harmon Douse, ein Mitglied des Obersten Gerichtshofs des Staates Kalifornien.«
»Wer ist Mrs. Ramps persönlicher Anwalt?«
»Jim Junior, Jim Douses Sohn, James Madison Douse junior.«
Milo schrieb es auf. »Haben Sie zufällig seine Nummer?«
Anger zählte eine siebenstellige auf.
»Okay«, sagte Milo, »die Fünfzigtausend, die an Ramp gehen, - ist das das Ergebnis einer vor der Heirat getroffenen Vereinbarung?«
Anger nickte. »Die Vereinbarung besagt, soweit ich mich erinnere, daß Don auf jeden Anspruch hinsichtlich irgendwelcher Anteile an Ginas Besitz, abgesehen von einer einmaligen Barzahlung von fünfzigtausend Dollar, verzichtet. Es ist die einfachste, kürzeste Vereinbarung, die ich je gesehen habe.«
»Wessen Idee war es?«
»Im wesentlichen Arthur Dickinsons, Ginas ersten Mannes.«
»Stimme aus dem Grab?«
Anger rutschte auf seinem Sessel herum und machte ein angeekeltes Gesicht. »Arthur wollte, daß für Gina gesorgt war. Ihr Altersunterschied war ihm nur allzu bewußt, auch ihre Zerbrechlichkeit. Er legte in seinem Testament fest, daß kein späterer Ehemann für eine Erbschaft in Frage käme.«
»Ist das legal?«
»Das müssen Sie einen Anwalt fragen, Mr. Sturgis. Don hat jedenfalls nicht den Wunsch geäußert, es anzufechten, weder damals noch später. Ich war anwesend, als die Vereinbarung unterzeichnet wurde, habe es persönlich bezeugt. Don war völlig einverstanden damit,
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