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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Motorradcop ihn bemerkt.«
    »Und das heißt, es war ›wahrscheinlich‹ ihrer.«
    »Wahrscheinlich, aber nicht definitiv. Der Kerl, der ihn gesehen hat, meint, er wäre schwarz auf grau gewesen, aber sicher ist er nicht, er könnte auch ganz schwarz oder dunkelgrau auf hellgrau gewesen sein. Er ist mit sechzig Meilen pro Stunde an ihm vorbeigerauscht.«
    »Wie viele alte Rolls mögen da draußen wohl um die Zeit herumfahren?«
    »Mehr als du dir vorstellen kannst. Es scheint, als ob eine Riesenmenge in L.A. gelandet ist damals, als der Dollar noch was wert war. Und in der Gegend von Pasadena und San Labrador gibt es eine Menge Sammler. Aber ich würde sagen, mit neunzig Prozent Wahrscheinlichkeit war sie es.«
    »Auf der 210 in Richtung Osten«, wiederholte ich und stellte mir die Schnellstraße da draußen vor. »Wohin würde sie denn fahren?«
    »Kann überallhin sein, aber sie müßte sich dann ziemlich bald entscheiden, denn die Schnellstraße endet ungefähr fünfzehn Meilen weiter, kurz vor La Verne. Nördlich davon ist der Angeles Crest, und ich glaube nicht, daß sie der Typ ist, sich da hinaufzuwagen. Nach Süden hätte sie Anschluß an jede Menge anderer Schnellstraßen: an die 57, die läuft genau nach Süden, oder die 10 in beide Richtungen, auf der käme sie überallhin - vom Strand bis nach Las Vegas. Oder sie könnte auf einer Schotterstraße weitergefahren sein, in die Berge rein, um die Aussicht bei Rancho Cucamonga zu genießen; was gibt’s denn da oben sonst noch?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich schätze, sie ist wahrscheinlich in der Nähe der Zivilisation geblieben.«
    Er nickte. »Ja, ihrer Sorte Zivilisation. Ich denke da an Newport Beach, Laguna, La Jolla, Pauma, Santa Fe Springs. Das ist immer noch eine ziemlich große Auswahl. Oder sie ist vielleicht umgedreht und zu ihrem eigenen Haus nach Malibu gefahren.«
    »Ramp hat dort zweimal angerufen, und sie hat nicht geantwortet.«
    »Was ist, wenn sie keine Lust hatte ranzugehen?«
    »Warum sollte sie erst in die eine Richtung fahren und dann in die entgegengesetzte?«
    »Sagen wir mal, sie ist impulsiv gestartet, sie fährt einfach los, egal wohin, kommt auf die Schnellstraße, rast dort lang - zufällig nach Osten. Vielleicht ist es einfach die erste Straße, die sie sieht. Als sie endet, überlegt sie sich einen bestimmten Ort, wo sie hinwill. Was möglichst nah bei ihrem Zuhause liegt, ihr Zuhause numero zwei. Oder sagen wir, sie ist absichtlich in Richtung Osten abgefahren. Das heißt über Route 10, und sie hat dann eine Menge Möglichkeiten: San Berdoo, Palm Springs, Vegas und weiter, in die weite Ferne, Alex, sie könnte quer über den Kontinent bis nach Maine fahren, wenn der Wagen das aushält. Wenn nicht, bei dem Moos, das die Frau hat, kann sie ihn stehen lassen und flugs in einen anderen umsteigen. Alles, was du brauchst, um loszufahren, ist Zeit und Geld, und die sind für sie beide kein Problem.«
    »Eine Agoraphobikerin auf Weltreise?«
    »Du hast selbst gesagt, daß sie auf dem Weg zur Besserung war. Vielleicht hat ihr die Landstraße dabei geholfen - soviel Asphalt und keine Ampeln. Da kann man sich allmächtig vorkommen und vergißt die alten Zwänge. Darum zieht es die Leute doch hier heraus in den Westen, oder?«
    Ich überlegte, dachte an das erste Mal, als ich mit sechzehn auf der offenen Landstraße nach Westen meinem College entgegengefahren war. Als ich zum erstenmal die Rockies überquerte, in der Nacht die Wüste erblickt hatte, wie aufgeregt und verwundert ich gewesen war. Und als ich zum erstenmal das Tal erblickte, in dem L.A. lag, und den schmutzig braunen Dunstschleier, der schwer und drohend darüber hing, der das goldene Versprechen der Stadt im Zwielicht aber nicht hatte trüben können.
    »Ich schätze, ja«, sagte ich.
    Er kam hinter dem Schreibtisch hervor.
    Ich fragte: »Was jetzt?«
    »Die Nachricht weitergeben, dann die Suchmeldung ausdehnen; es ist sicher, daß sie inzwischen das County verlassen hat.«
    »Beziehungsweise der Wagen.«
    Er hob die Äugenbrauen. »Was meinst du damit?«
    »Kann doch sein, daß ihr etwas zugestoßen ist, oder? Daß jetzt jemand anderes hinterm Steuer sitzt.«
    »Möglich ist alles, Alex. Aber wenn du ein Ganove wärst, würdest du dir dann ausgerechnet den Wagen unter den Nagel reißen?«
    »Wer hat mir denn vor nicht allzu langer Zeit gesagt, daß nur die Dummen geschnappt werden?«
    »Du möchtest von einer Schweinerei ausgehen, schön. Ich muß aber im Augenblick

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