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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ich etwas auf dem Boden neben der Matratze - ein Stückchen Schaumstoff… noch ein paar Stückchen. Ich beugte mich hinab, fuhr mit der Hand an der Seite der Matratze entlang. Noch mehr Schaumstoffstücke fielen heraus. Meine Finger tasteten herum, und ich fand die Wunde: gerade wie eine Naht, chirurgisch sauber, selbst aus der Nähe kaum zu entdecken.
    »Was?« fragte Skidmore.
    »Sie ist aufgeschlitzt.«
    »Oh, Mann.« Er schüttelte den Kopf, und seine Mähne tanzte hin und her. Er blieb jedoch stehen, wo er war, während ich mich hinkniete, die beiden Seiten des Schlitzes auseinanderhielt und hineinsah: nichts. Ich sah mich im übrigen Raum um: nichts.
    »Was?« fragte Skidmore.
    »Gehört die Matratze Ihnen oder ihr?«
    »Ihr. Was ist los?«
    »Sieht aus, als ob jemand neugierig war. Oder vielleicht hatte sie etwas darin versteckt. Besaß sie einen Fernseher oder eine Stereoanlage?«
    »Nur ein Radio. Das ist auch weg! Aber es ist kein Einbruchsdiebstahl, oder?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Aber Sie vermuten was Häßliches, was? Darum sind Sie hergekommen, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht genug, als daß ich irgendwelche Vermutungen anstellen könnte, Richard. Wissen Sie etwas von ihr, das Sie vermuten läßt, es könnte etwas Häßliches passiert sein?«
    »Nein«, sagte er mit lauter Stimme, offenbar mit einem Kloß im Hals. »Sie war eine einsame Lesbe, die nie Besuch gehabt hat, - ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst noch sagen soll!«
    »Nichts, Richard«, sagte ich, »Sie haben mir sehr geholfen. Ich bin Ihnen sehr dankbar für die Zeit, die Sie geopfert haben.«
    »Yeah, klar. Kann ich jetzt abschließen? Muß los, einen Schlosser anrufen, ein neues Schloß einsetzen.«
    Wir verließen die Garage. Als wir draußen waren, zeigte er auf die Einfahrt und sagte: »Da geht’s raus.«
    Ich dankte ihm wieder und wünschte ihm viel Glück zu seinem Detektiv-Essay.
    Er sagte: »Das können Sie streichen« und ging ins Haus.

33
    Das erste öffentliche Telefon, das ich fand, war in einem Einkaufszentrum am Santa Monica Boulevard. Das Einkaufszentrum war funkelnagelneu, leere Schaufenster, der Parkplatz gerade frisch geteert, aber die Telefonzelle roch, als ob jemand darin bereits gewohnt hätte. Auf dem Boden lagen Kaugummiklumpen und Zigarettenkippen. Das Telefonbuch war von der Kette abgerissen. Ich wählte die Auskunft in Boston und fragte nach der Nummer des ›GALA Banner‹. Die Zeitung stand nicht im Telefonbuch, aber die Gay and Lesbian Alliance, und ich rief sie an.
    Ein Mann war dran: »GALA«, ich hörte Stimmen im Hintergrund.
    »Ich möchte mit jemandem vom ›Banner‹ sprechen, bitte.«
    »Anzeigenabteilung oder Redaktion?«
    »Redaktion. Jemanden, der Kathy kennt, Kate Moriarty.«
    »Kate arbeitet nicht mehr hier.«
    »Das weiß ich. Sie wohnt in L.A., von wo ich anrufe.«
    Pause. »Worum geht es?«
    »Ich bin ein Bekannter von Kate, und sie wird seit über einem Monat vermißt. Ihre Angehörigen machen sich Sorgen und ich auch, deshalb dachte ich, jemand in Boston könnte uns vielleicht helfen.«
    »Sie ist nicht hier, wenn Sie das meinen.«
    »Ich würde gern mit jemandem von der Redaktion reden, der sie kennt.«
    Noch eine Pause. »Ich schreibe mir besser mal Ihren Namen und Ihre Nummer auf.«
    Ich gab ihm beides und sagte: »Das ist ein Auftragsdienst. Ich bin klinischer Psychologe, Sie können meinen Namen in einem Verzeichnis der American Psychological Association nachschlagen, Sie können auch Professor Seth Fiacre drüben im Fachbereich Psychologie in Boston anrufen. Ich wäre Ihnen dankbar, so schnell wie möglich eine Nachricht zu bekommen.«
    »Hm«, sagte er, »das geht wohl nicht ganz so schnell. Sie müssen mit der Herausgeberin des ›Banner‹ sprechen. Das ist Bridget McWilliams, und sie ist für den Rest des Tages nicht in der Stadt.«
    »Wo kann man sie erreichen?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    »Bitte versuchen Sie sie zu erreichen. Sagen Sie ihr, es geht um Kathys Sicherheit.« Als er darauf nicht antwortete, fügte ich hinzu: »Erwähnen Sie auch Eileen Wagners Namen.«
    »Wagner«, sagte er, und ich hörte ein Schreibgeräusch. »Wie der Komponist. - Nein, ich glaube, der schreibt sich ja ›Vahgner«.«
    »Könnte sein.«
    Ich hatte Seth Fiacres Umzug nach Boston vergessen, bis mir der Name plötzlich als Referenz einfiel. Der Sozialpsychologe Fiacre war letztes Jahr von der University of California in L.A. an die Ostküste gegangen, als man ihm dort eine gutbezahlte

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